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 Wunder des Meeres

Autoren: Véra Le Saux, Luc Remy
Illustratoren: Vincent Leray
Übersetzer: Edmund Jacoby, Sarah Pasquay
Verlag: Gerstenberg

Cover
Gesamt +++++


Es gibt sicher kein Kind, das sich am Strand nicht an der Farben- und Formenvielfalt der Muscheln und Schnecken freut, die es dort findet - tote Zeugen einer rätselhaften Welt, die unser Ästhetikempfinden ganz unmittelbar anspricht.
In diesem großformatigen und umfangreichen Bildband werden zahlreiche Exponate von überwiegend wirbellosen Meerestieren aus der naturhistorischen Sammlung des Museums von Nantes vorgestellt, begleitet und ergänzt von wissenschaftlichen und literarischen Textauszügen aus den unterschiedlichsten Epochen: So werden unter anderem die "Naturgeschichte" Plinius? des Älteren, Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer" und verschiedene Enzyklopädien zitiert.
In den Einleitungen der beiden am Museum von Nantes tätigen Autoren geht es zum Einen um die Geschichte und Methodik wissenschaftlicher Klassifizierung - der Fotograf richtet sich bei der Zusammenstellung seiner Bilder weniger nach deren neuestem Stand als nach ästhetischen und morphologischen Gesichtspunkten beziehungsweise Parallelen - und zum Anderen um die Artikulierung der Anliegen des Fotografen, der die Wirklichkeit ganz unmittelbar und unverfälscht, ohne jegliches Beiwerk, abbilden will.
Verblüffende Objekte von eigenartiger Schönheit finden sich unter den dargebotenen Kunstwerken der Natur, darunter zum Beispiel Eipakete von Katzenhai und Rochen, vor allem aber eine faszinierende Vielfalt von Schneckenhäusern, zuweilen als Längs- oder Querschnitte zum Sichtbarmachen der Kammern, Muscheln aller Art, unterschiedlichsten Seeigel- und Seestern-"Skeletten" und Korallen sowie Schalen weniger bekannter Meereslebewesen wie Panzerweichtieren.

Bei den Abbildungen handelt es sich sämtlich um Schwarzweißfotos, die Kontraste und somit Oberflächenstrukturen und Symmetrien wesentlich besser hervortreten lassen als Farbfotos. Die Bilder sind von geradezu perfekter Qualität. Vor allem besitzt der Fotograf die Gabe, die Exponate nicht nur für wissenschaftliche Zwecke brauchbar abzubilden, sondern den Blick des Betrachters eben auf jene Strukturen zu lenken, die eine Art, manchmal auch ein Individuum, unverwechselbar charakterisieren, andererseits jedoch in interessanten Variationen zum Grundthema bei verwandten oder auch durchaus nicht verwandten Arten wieder auftreten, so zum Beispiel die auf unterschiedlichste Weise auftretende fünfstrahlige Symmetrie bei Seesternen und Seeigeln.
Sorgsam ausgedachte Nebeneinander- und Gegenüberstellungen ausgewählter Objekte vermitteln einen erstaunlichen Einblick in den Formenbaukasten der Natur. Natürlich werden allen Abbildungen die jeweiligen Art- oder Familiennamen zugeordnet; sofern erforderlich, erhält der Betrachter einen Hinweis zur Biologie der Lebewesen.
Die Begleittexte zeugen ebenso vom tiefen Respekt der unterschiedlichen Verfasser vor der Vielfalt und Schönheit dieser vergänglichen Gebilde, wie die Bilder dies bezüglich des Fotografen tun.

Der Verlag hat das Projekt hervorragend umgesetzt, sowohl vom großzügigen, ansprechenden Layout her, wobei vor allem die schlichte farbliche Gestaltung in Schwarz, Weiß, Grautönen und bisweilen bronzefarbener Unterlegung auffällt, als auch bezüglich der hohen Qualität des Materials.
Diesen Bildband holt man gern immer wieder einmal hervor, vermutlich, weil die durch ihn vermittelte Ästhetik einfach gut tut. Im Übrigen kann und sollte man ihn auch mit Kindern ansehen, um ihnen ein Gefühl für die Vielgestaltigkeit selbst einfacher Kreaturen zu geben und ihnen wie sich selbst bewusst zu machen, wie schützenswert diese zerbrechlich anmutende Welt ist.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. August 2006 | ISBN: 3806729530 | 88 Seiten | Sprache: Deutsch

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