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Wolke Sieben ist ein Trink- und Unterhaltungslokal, das in einem Zeppelin über der Innenstadt Stuttgarts schwebt. Ranjit, ein Hypnotiseur, dient zur besonderen Belustigung des exklusiven Etablissements. Doch bei einem seiner Auftritte läuft etwas schief. Es kommt zu einer Prügelei, angeführt von dem reichen Schnösel Johann von Boesche, der sich für die Demütigungen bei der Hypnose rächen möchte, und Ranjit geht zu Boden. Als er wieder zur Besinnung kommt, muss er als erstes seine letzten hypnotisierten Opfer aus ihrem Dämmerzustand wecken. Nur leider fehlt einer der Zuschauer. Ein Mann, immer noch unter dem hypnotischen Zwang, hat den Zeppelin verlassen. Doch das ist nicht das Schlimmste. Bevor der Gast ging, bekam Johann von Boesche die Gelegenheit, dem Mann eine Liste der schlimmsten Massenmörder der letzten Jahrhunderte vorzulesen. Der reiche Schnösel kommt ohne Bestrafung davon, doch als ein erster Mord nach dem Vorbild von Jack the Ripper bekannt wird, geht Ranjit mit seiner Geschichte zur Polizei. Der Spaß des Jungen scheint ernste Auswirkungen gehabt zu haben, denn von all den Mördern war Jack the Ripper noch der harmloseste und der Mörder scheint die anderen Persönlichkeiten der Reihe nach durchzuarbeiten. Hauptkommissar Spengler, der Reporter Poolitzer und dessen Azubi Ultra, ein Ork, folgen ab da der blutigen Spur, die das hypnotisierte Opfer in der wechselnden Identität der Massenmörder verursacht. Doch im Lauf der Zeit stellt sich heraus, dass Ranjit selbst etwas zu verbergen hat. Und die Rachemorde der letzten Zeit, die von einer Gruppe verärgerter Runner geplant werden, scheinen ebenfalls in einem Zusammenhang damit zu stehen.
Dieser Shadowrun-Roman spielt in den ADL im Raum Stuttgart. Die Geschichte liest sich wie ein typischer Krimi. Es geht um einen Killer und die Polizei, die ihn schnappen möchte; der Gegenspieler ist die Zeit, da jeder nächste Killer auf der Liste noch schlimmere Taten vollbringen würde. Packend erzählt wird der Roman durch wechselnde Perspektiven. Auf der einen Seite erleben wir hautnah aus der Ich-Perspektive die Taten des Mörders, auf der anderen die Vorgehensweise der Polizei und der Reporter, die in jede mögliche Richtung ermitteln. Interessant daran ist, dass die typischen Eigenschaften der sechsten Welt wie Magie und Cyberware nur als Randerscheinungen auftauchen. Denn die Gefahr entsteht durch simple Hypnose und kann auch nur durch einen Beherrscher derselben wieder aufgelöst werden. Aufgelockert wird das Ganze durch originelle und humorvolle Einfälle des Autors. Ihm geht es weniger darum, den Mörder zu finden, sondern eine Geschichte zu erzählen und das schafft er mit meisterlicher Bravour. Die Charaktere und die Stadt werden durch seine Worte lebendig und bereichern somit die Geschichte, die dadurch zu viel mehr als nur einem Krimi wird. Immer wieder ertappt sich der Leser, wie ihn der Autor überlistet und eine Wendung entsteht, die geschichtlich logisch, doch kaum vorherzusehen war. Bis zur letzten Seite wird die Spannung gehalten und überrascht einen durch ein unerwartetes Zusammentreffen der Ereignisse am Ende. Das recht neutrale Titelbild sagt nicht allzu viel über die Geschichte aus und der Sinn des Titels erschließt sich erst ganz am Ende des Buches und auch nur für aufmerksame Leser.
Ein ungewöhnlicher Shadowrun-Roman, der zeigt, dass es selbst auf diesem Sektor noch genug Autoren gibt, denen es gelingt, eine Rollenspielwelt mit einer packenden Geschichte zu vermischen. Ein schöner Krimi, sehr nette humorvolle Einlagen, bizarre, aber authentisch dichte Charaktere und Spannung bis zur letzten Seite. Auch wenn diese Geschichte genauso gut in der realen Welt hätte spielen können, bekommt sie doch durch das Rollenspiel eine sehr schöne Tiefe. Als einziger Mangel sei gesagt, dass man viel zu schnell mit dem Lesen fertig ist, da man nicht aufhören kann zu lesen.