Die Welt umfasst viele sehr unterschiedliche Lebensräume, und praktisch in allen haben sich Menschen etabliert, sich an ihre jeweilige Umwelt angepasst und diese ihren Bedürfnissen unterworfen. Daher gibt es unzählige verschiedene Kulturen. In diesem Band der Reihe "Tessloffs Sach-Bilderbuch" geht es um beides: um die verschiedenen natürlichen Gegebenheiten auf den besiedelten Kontinenten und um die Lebensweise der Menschen dort.

Nach einem allgemeinen Überblick über die Erde als Ganzes folgt eine Betrachtung der einzelnen Kontinente. Bezüglich Nordamerikas werden beispielsweise die Everglades, die Erdöl-Pipeline in Alaska, die Kanadische Pazifische Eisenbahn und die mächtigen Kakteen mexikanischer Wüsten sowie die verschiedenen Einwanderungswellen, das Volk der Inuit, die landwirtschaftliche Nutzung weiter Teile der USA und Kanadas, die Skyline in Seattle und Musik, Handwerkskunst und Bananenanbau in der Karibik thematisiert; Südamerika präsentiert den Kondor und die Anden, die traditionelle Tracht peruanischer Indianer, den Karneval von Rio, den Amazonas, aber auch die Elendsviertel und Slums südamerikanischer Großstädte.
Europa wird wie Nordamerika recht ausführlich beschrieben und in die Bereiche Europa (allgemein), Nord-, West- und Mitteleuropa, Südeuropa und Osteuropa unterteilt. Die norwegischen Fjorde und die Lebensweise der lappländischen Samen finden ebenso Erwähnung wie der Rhein als Verkehrsader, das antike Griechenland als Wiege der europäischen Kultur, Stonehenge, Amsterdam als Stadt der Kanäle und der Einfluss des Christentums auf die europäische Kultur. (Trotzdem fehlt auf der ansonsten exakt ausgeführten Europakarte der Vatikanstaat, von Grönland abgesehen.) Südeuropa wartet mit dem Schiefen Turm von Pisa, "La Sagrada Família" in Barcelona und der kulturellen Vielfalt des Balkans auf, Osteuropa mit dem polnischen Glasbläserhandwerk, Budapest, dem Roten Platz Moskaus, der Transsibirischen Eisenbahn und den sibirischen Völkern.
Ähnlich ist auch Asien unterteilt, freilich finden auf drei Doppelseiten nur einige wenige Höhepunkte des größten und wahrscheinlich kulturell vielseitigsten Kontinents Eingang, darunter die Chinesische Mauer, die Bedeutung des Reisanbaus, Samarkand, das Bad im heiligen Ganges, das Leben in Tibet und die Enge in japanischen Großstädten.
Australien und Ozeanien teilen sich eine Doppelseite. Im Afrika-Teil wird zunächst die biologische Artenvielfalt betont, doch im Kapitel "Tradition und Moderne" lernen die Leser einige der bedeutendsten afrikanischen Völker mit ihren traditionellen Trachten und Lebensweisen sowie einigen modernen Erwerbsquellen kennen.

Wie bei allen Sach-Bilderbüchern von Tessloff wird auch hier Übersichtlichkeit und Erfassbarkeit gerade für Erstleser groß geschrieben. Ausreichend groß ist daher auch die Schrift, selbst die der Bildunterschriften. Zu jedem Kontinent findet sich eine physikalische Karte, ergänzt durch Angaben zu Fläche, Bevölkerung, höchstem Berg und längstem Fluss und gefolgt von den oben auszugsweise wiedergegebenen Höhepunkten.
Es handelt sich also eher um die Kontinente oder kulturellen Regionen der Welt als um die Länder selbst, aber natürlich würde eine Betrachtung der einzelnen Länder den Rahmen des Buchs sprengen, das einen sehr interessanten Überblick über die vielen unterschiedlichen Lebensweisen, -grundlagen und -räume der Menschen liefert. Dies gelingt unter anderem dadurch, dass die Gegensätze innerhalb der Kontinente herausgearbeitet werden, selbstverständlich ohne irgendeine Form der Wertung. Konflikte jeglicher Art und die meisten Probleme wie Armut und deren Folgen werden nicht explizit erwähnt, von den südamerikanischen Slums abgesehen: Das Buch macht also vor allem neugierig auf andere Kulturen.
Die Texte sind kurz und griffig, dabei auch für Erstleser gut verständlich. Und natürlich gibt es viele detailreiche und informative, in ansprechenden Farben gehaltene Illustrationen, sodass Kindern allein schon das Blättern Spaß macht.
Kinder gehen mit anderen Kulturen normalerweise wunderbar vorurteilsfrei um, und das Buch "Länder der Welt" unterstützt diese Haltung, indem es die unterschiedlichen Lebensweisen sachlich und farbenfroh darlegt, wo möglich, mit den natürlichen und historischen Gegebenheiten begründet und aufzeigt, dass Menschen zu allen Zeiten und in allen bewohnbaren Gegenden der Welt Beachtliches geleistet haben.