Der Sumpf ist die Heimat vieler verschiedener Tierarten. Hier lebt Onkel Will, ein uralter Alligator, der schon eine halbe Ewigkeit lebt. Sein Freund Preacher, ein Blaureiher, unterhält sich gerne mit ihm über den Sumpf und seine Bewohner, denn Onkel Will und Preacher kennen jeden, der hier lebt. Bubba, der Prophet, ist ein Storch, der einsam ist. Deswegen versucht er, alle mit seinen dunklen Prophezeiungen in seinen Bann zu ziehen. Mit Onkel Will kommt er nicht besonders gut aus. Leider wohnt auch Mister Took, die Schlange, im Sumpf. Und sie ist es, die die Familie von Oswald, der Sumpfratte, tötet und verspeist.

Oswald ist eine noch sehr junge Ratte, als er plötzlich vollkommen auf sich allein gestellt im Sumpf steht. Mit sehr viel Glück konnte er dem Angriff von Mister Took entkommen, doch er weiß, dass die Schlange jeden Tag darauf warten wird, ihn in ihre Fänge zu bekommen. Seine Eltern hatten sich sehr große Sorgen um den kleinen Ratterich gemacht, da er noch kein einziges Wort gesagt hatte. Bislang hat Oswald den Sinn der Sprache noch nicht begriffen und schweigt deshalb, auch wenn er angesprochen wird. Dafür staunt er über Dinge, die anderen Sumpfratten niemals auffallen. Er betrachtet die herrlichen Blüten, die im Sumpf wachsen, und begleitet mit dem Auge die Schmetterlinge, wenn sie im Sonnenschein tanzen.

Als Onkel Will den kleinen Oswald findet, ist dieser vollkommen verwirrt, verletzt und unglücklich. Doch Onkel Will hat Mitleid mit ihm und zeigt ihm all die Dinge, die eine Ratte wissen muss, um im Sumpf zu überleben. Durch ihn lernt er Preacher kennen und viele andere Sumpfbewohner. Er wächst heran und wird zu einer großen, selbstständigen Ratte, die etwas von der Weisheit des Alligators aufgeschnappt und so gelernt hat, die Welt mit anderen Augen zu betrachten.

Dann jedoch beginnt der Sumpf auszutrocknen und eine Zeit des Leidens beginnt. Der Prophet Bubba freut sich insgeheim darüber, denn nun ist sein Rat begehrter denn je. Heimtückisch, wie er ist, gibt er immer irgendwelchen Tieren die Schuld an der Trockenheit und schürt so das Misstrauen unter den Tieren. Auch Oswald wird ein Opfer seiner Intrigen. Doch die kleine Ratte wächst über sich hinaus und entdeckt sogar die Fähigkeit der Sprache, als sie merkt, dass sie die Mittel besitzt, die Sumpftiere vor dem Hungertod zu retten.

Hier sind die Tiere, die Bewohner des Sumpfes die Hauptpersonen der Geschichte. Die Erzählung handelt besonders von Oswald, einer Ratte, die sich von anderen Ratten unterscheidet. Auch in der Gesellschaft der Tiere gibt es Misstrauen und falsche Propheten, wenn Notzeiten einbrechen. Doch durch ein mutiges junges Herz und Entschlossenheit kann das Schlimmste abgewehrt werden.

Mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen werden im Roman die einzelnen Figuren geschildert. Natürlich handelt es sich hierbei um vermenschlichte Figuren, die jedoch trotzdem einen bedeutenden Teil ihrer Tierhaftigkeit nicht verloren haben, weswegen die Charaktere so gut zu überzeugen wissen. Spartanische Zeichnungen führen jedes Kapitel an und bereichern das Buch. Auch das Sumpflied, eine alte Überlieferung in der Erzählung, taucht in jedem Kapitel auf.

Der Autor weiß durch eine poetische sinnbildliche Sprache den Leser zu fesseln. Die Geschichte dieses Jugendromans liest sich wie eine Tierfabel oder ein Märchen. Sie wirkt durchdacht und ist gut aufgebaut. Gut zur Geschichte passt auch die ruhige, klare Sprache, die den Leser sicher durch den Roman leitet.

Ein interessantes, besinnliches, anspruchvolles Jugendbuch, das nicht nur von Jugendlichen gelesen werden sollte. Die Geschichte erzählt von Toleranz, Misstrauen und der Eigenschaft der Gesellschaft, den falschen Führern zu folgen, wenn Gefahr droht. "Oswald- Die Abenteuer einer Sumpfratte" ist ein anregendes Lesevergnügen, das unterhält und nachdenklich stimmt.