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Ordnung zu halten ist nicht einfach. Gerade die Hausarbeit ist ein unleidiges Thema, mit dem sich viele nicht gerne abgeben und das deswegen viel zu oft liegen bleibt. Durch diese Haltung jedoch wird der Berg an Chaos und Dreck jeden Tag nur größer und die Motivation, etwas dagegen zu unternehmen, immer kleiner. Wenn man einmal in einem solchen Chaos versunken ist, ist es schwer, sich selbst dazu aufzuraffen, es endlich anzupacken, da es schwer ist, einen Ansatzpunkt zu finden, da die Arbeitsmenge unendlich groß erscheint.
Das Problem der Unordnung ist für einige Menschen sogar ein Problem, das sie psychisch und sozial ausgrenzt. Solche Personen werden Messie genannt. Auch die Autorin des Buches "Bei mir zu Hause sein" war ein solcher Messie und hat darauf hingearbeitet, dass sie wieder ein Heim erhält, in dem sie und ihre Familie sich wohl fühlen. Die Erkenntnisse, die sie bei ihren Selbsthilfegruppen erlangt hat, hat sie in diesem Buch niedergeschrieben, um anderen Leidensgenossen zu helfen.
Bevor man jedoch Schaufel und Besen in die Hand nimmt und das Haus durchputzt, sollte man sich klar werden, wie man überhaupt in diesen Schlamassel gelangen konnte. Durch gezielte Fragen und Informationen im ersten Teil des Buches findet man heraus, zu welchem Messie-Typ man selbst gehört. Hier ergründet man die Dinge, die dazu geführt haben, dass man sich nicht zum Putzen aufraffen kann, unnütze Dinge ansammelt und damit am Ende nicht nur sein Zuhause, sondern auch seine sozialen Beziehungen zerstört. Eine große Zahl an Denkfehlern wird aufgelistet, in denen sich jeder selbst erkennen wird und die Anregungen zum Nachdenken geben.
Im zweiten Kapitel geht die Autorin näher auf die Ängste und Auswirkungen ein, die ein Leben im Chaos bewirken. Ebenfalls wird aber auch auf die Punkte eingegangen, die einen psychisch davon abhalten, etwas gegen den momentanen Zustand zu unternehmen. Hier werden die Ängste und Zweifel angesprochen, die auftreten können. Entweder befürchtet man, emotional Wichtiges zu verlieren, wenn man Dinge fortwirft, oder man hat sich durch sein Chaos einen deutlich sichtbaren Schutzwall aufgebaut, der einem persönlich so etwas wie Sicherheit verliehen hat. Erst wenn man sich klar geworden ist, weshalb die Situation entstehen konnte und dass die eigenen Ängste sich meistens nicht so schlimm auswirken, wie man sie sich ausmalt, kann man mit der eigentlichen Arbeit beginnen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Praxis des Aufräumens. Denn um ein Heim zu haben, das man durch tägliche kleine Arbeiten ordentlich und sauber halten kann, muss man eine gewisse Grundordnung erreichen. Die vorgestellte Mount-Vernon-Methode hilft dabei, jedes einzelne Zimmer und jeden einzelnen Schrank durchzusehen und gründlich auszumisten. Hierbei werden dem Leser auch immer wieder hilfreiche Tipps an die Hand gegeben, wie er mit dem emotionalen Trennungsschmerz fertig werden kann und wie er alte Fehler zu vermeiden lernt.
Wenn die Wohnung oder das Haus ausgemistet ist, kann man sich den einzelnen kleinen Bereichen zuwenden. Für Schränke, Abstellzimmer, die Küche und das Auto finden sich im nächsten Kapitel hilfreiche Tipps, wie man den Platz am besten ausnutzen und nach welchem Muster man Dinge einräumen sollte. Ebenso wie diese Räume kann man auch seine Finanzen und seine Fotoalben durcharbeiten, ausmisten und effektiver sortieren. Wie man diese schwer errungene Ordnung auch auf lange Sicht bewahrt, zeigt das nächste Kapitel.
Zum Schluss gibt es noch nützliche Ratschläge, wie man seiner Familie oder seinem Partner die persönliche Veränderung klar machen kann und wie diese den Messie dabei unterstützen können. Eine Liste von hilfreichen Adressen und Literaturhinweisen rundet das Buch ab.
"Bei mir zu Hause sein" wurde hauptsächlich für festgefahrene Messies geschrieben, die durch ihre Unordnung auch soziale und psychische Einbußen haben. Aber auch generell schlampige Leser können aus diesem Ratgeber sehr hilfreiche Anregungen erhalten. Fast die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit den Ursachen des Problems und wie diese zu beseitigen sind. Denn nur durch eine Änderung der geistigen Einstellung haben die praktischen Hinweise auch wirklich einen Nutzen.
Sandra Felton schreibt praxisnah und räumt mit vielen Vorurteilen gründlich auf, die besagen, dass Messies faul oder unheilbar schlampig wären. Stattdessen muntert sie den Leser auf und hat gerade dadurch, dass sie selbst unter diesem Problem gelitten hat, einen besonders einfühlsamen Zugang zu diesem Thema.
Ein wirklich gut strukturiertes Sachbuch, das sich ernsthaft mit dem Thema Messies auseinander setzt. Die schwierige Lage des Betroffenen wird ernst genommen, dennoch gibt das Buch dem Leser auch Hoffnung, dass seine Lage nicht so verfahren ist, wie er angenommen hat. Aber ebenso ist dieses Buch auch für alle anderen Leser geeignet, die gewillt sind, ein wenig mehr Ordnung und Struktur in ihren Haushalt und ihr Leben zu bringen.