Die Saga vom Dunkelelf aus der Feder von R. A. Salvatore ist den meisten Rollenspielern, aber auch den meisten Fantasy-Lesern ein Begriff. Drizzt Do’Urden, der Protagonist der Serie, zählt sozusagen zu den Klassikern, die das Spielsystem D&D zu bieten hat. Bislang trat er in der vorgenannten Serie als Hauptfigur und in Computerspielen als Nebenfigur auf, doch seit September 2006 hat Drizzt Do’Urden nun auch eine Stimme - und das im Rahmen der neuen Hörspielreihe aus dem Hause "Lausch".

Menzoberranzan ist die unterirdische Stadt der Drow, der Dunkelelfen. Hier regiert das Matriarchat - und zugleich eine strenge und grausame Hierarchie der in Häuser aufgeteilten Gesellschaft, die allesamt die Spinnenkönigin Lloth als ihre Göttin anbeten.
Das Haus Do’Urden plant die Auslöschung des Hauses DeVir, um dadurch in der Hierarchie der Drow aufsteigen zu können. Während sich die Kämpfer zum Gemetzel aufmachen, liegt Oberin Malice Do’Urden in den Wehen. Der dritte Sohn soll in dieser Nacht geboren werden und er soll zu Gunsten Lloths geopfert werden. Doch nur Augenblicke vor der Opferung erreicht die Nachricht, dass der Erstgeborene ermordet wurde, das Haus - und so ist Drizzt nicht mehr der Drittgeborene und darf leben.
Drizzt zeigt sich von Geburt an als außergewöhnlicher Drow. Er kann im Gegensatz zu den anderen Drow Licht wie Dunkel gleichermaßen ertragen und in beiden Zuständen sehen. Als er heranwächst, zeichnet er sich vor allem durch sein Waffengeschick, das von Beidhängigkeit gesegnet ist, aus. Doch er fällt nicht nur positiv auf: Drizzt ist deutlich sozialer und emotionaler, als man dies von den Drow kennt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, für den in der Struktur Menzoberranzans jedoch keinen Platz ist.
Und Drizzt hat Feinde, denen er selbst gar nichts zu Leide getan hat ...

Eine Buchreihe von solchem Bekanntheitsgrad, wie bei der Saga des Dunkelelfs gegeben, als Hörspielreihe umzusetzen, ist ein schwieriges Unterfangen und zugleich eines, das mit viel Spannung erwartet wurde. Ist das erste Buch der Serie, das immerhin über zweihundert Seiten umfasst, der Geschichte gerecht werdend in ein anderes Medium zu portieren?

Die Macher des Hörspiels, "Lausch", haben sich alle Mühe gegeben, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Tobias Meister, deutsche Synchronstimme beispielsweise von Brad Pitt, übernimmt den Part des Erzählers und somit zugleich den Drizzts. Diese Besetzung ist nicht nur die dem Hörer wohl bekannteste Stimme, sondern zugleich entpuppt sie sich als ausgesprochen gute Wahl, da Tobias Meister von vornherein in der Lage ist, den richtigen Ton für Drizzt zu treffen.
Die anderen eingesetzten Sprecher schwanken sowohl hinsichtlich ihres Bekanntheitsgrades als auch in Bezug auf ihre Qualität. Die Stimme Zaknafeins wirkt ein wenig zu alt, die Stimme Malices stellenweise fast schon zu weich, während die Sprecherin der Briza ein wenig zu sehr aus dem Vollen schöpft, um "das Böse" zu transportieren.
Dennoch sind all diese Mängel Kriterien, die ein Fan der Serie anlegt, der sich längst eine eigene Vorstellung von den Stimmen der Charaktere gemacht hat, und von daher sind diese Mängel keine wirklichen Kritikpunkte. Die Sprecherleistung im Ganzen ist gut, Ton- und Soundqualität insgesamt sogar sehr gut.

Die meisten Abstriche wurden beim Hörspiel bei den Kampfszenen gemacht. Dies ist sehr schade, da gerade die Kampfszenen zu den Stärken R. A. Salvatores gehören, die von ihm im Rahmen der Dunkelelf-Saga ausgiebig eingebracht wurden. Dennoch ist nachvollziehbar, dass vor allem diese gekürzt wurden. So hört man meist sich kreuzende Klingen im Hintergrund, es werden jedoch nur wenige Worte zum Kampf selbst verloren und die Kämpfe sind stets rasch zu Ende.

Erwähnenswert ist neben dem CD-Cover, das ein hochwertiges Portrait Drizzts zeigt, auch das Booklet. Es enthält unter anderem eine Übersichtskarte über Menzoberranzan sowie eine Übersicht über das Haus Do’Urden, anhand derer vor allem für Nichtkenner der Bücher klarer wird, wer welches Kind mit wem gezeugt hat und welche Position dieser Figur innerhalb des Hauses zukommt.

Wer tatsächlich nicht vertraut mit den Romanen ist, kann sich durchaus ebenfalls auf das Hörspiel einlassen. Die Atmosphäre ist sicherlich nicht dieselbe wie die der Bücher, dennoch handelt es sich um eine Hörspielproduktion, die sehr hochwertig und mit hörbarem Aufwand produziert wurde und durchaus für sich allein stehen kann.