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Sandburgen, Staus und Seifenblasen, was haben diese denn miteinander zu tun?
Alle drei sind Forschungsgegenstand der Physik komplexer Systeme.
Mit diesem Buch will Oliver Morsch einen leicht verständlichen Überblick über die Phänomene und Grundlagen dieses aktuellen Forschungsgebietes geben, das deutlich weniger im öffentlichen Blickpunkt steht als Quantencomputer oder Fusionsreaktoren.
"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" ist eine Erkenntnis, die für alle hier vorgestellten Gebiete gilt und damit im Gegensatz zum Bestreben der Physik steht, alles in immer kleinere, unabhängig voneinander zu betrachtende Einheiten zu zerlegen, um den Grundlagen der Welt auf die Spur zu kommen.
Das Buch ist mit seinen knapp 200 Seiten nicht allzu dick, zudem ist der Inhalt in kleine Häppchen zerteilt, so dass es sich angenehm lesen lässt. Dabei beginnt es mit dem Paranusseffekt, dem Phänomen, dass in einer Mischung aus Nüssen durch Schütteln die größeren nach oben wandern. Von da aus wird dann der Bogen geschlagen zur Dynamik des Sandes. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Seifenblasen und Schäumen. Wie bilden sich Seifenblasen und welche Gesetzmäßigkeiten gelten dabei? Dies sind die Leitfragen dieses Kapitels.
Wer meint, dass es für das eigene Leben ziemlich egal ist, wie nun Seifenblasen aussehen, der interessiert sich vielleicht mehr für das folgende Kapitel über die Stauforschung. Die Beschreibung von Autoverkehr ist schon hinreichend kompliziert, noch schwieriger wird es allerdings, wenn man die Bewegungen von Menschenmassen beschreiben und berechnen will.
Am Schluss des Buches geht es um Netzwerke, den Einfluss von Nachbarn und wie man schon mit relativ einfachen Annahmen Gesellschaften modellieren kann. Zudem erfährt man, warum die Welt ein Dorf ist.
Zu allen Kapiteln gibt es einfache Experimente für zu Hause sowie kurze Vorstellungen der Wissenschaftler, die an dem jeweiligen Thema gearbeitet haben. Diese sind in extra Kästen untergebracht, unterbrechen damit aber leider oft den Text. Gerade die Experimente sind aber sehr gut und es wird die Tatsache ausgenutzt, dass es sich um eines der wenigen Gebiete der modernen Physik handelt, bei dem man trotzdem ohne Probleme die Sachverhalte durch Heimexperimente kennen lernen kann.
Das Buch ist populärwissenschaftlich geschrieben und vereinfacht vieles. Damit erschließt sich ihm ein großer Leserkreis, da es keine besonderen naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse erfordert. Es stellt die einzelnen Gebiete vor, geht aber dabei nie in die Tiefe. Wer tiefer in die Materie eindringen will, findet im Anhang eine Liste mit Literatur- und Linktipps zu den einzelnen Kapiteln.
"Sandburgen, Staus und Seifenblasen" ist eine interessante Einführung für jemanden, der gerne wissen will, was denn Physik komplexer Systeme eigentlich ist, und zeigt, dass auch scheinbare Alltagsphänomene noch genug Rätsel bieten.