Vier Folgen der Dokumentationsreihe "Metropolis" entführen den Zuschauer in das Leben der Menschen in der Antike. Im ersten Teil der Reihe sind es Rom und Karthago, die im Mittelpunkt stehen.

Das antike Rom ist allseits bekannt. Das Colosseum und zahlreiche Gladiatorenkämpfe fallen einem ein, wenn man an den antiken römischen Alltag kennt. Doch die Dokumentation zeigt auch Facetten Roms, die vielen unbekannt sind, beispielsweise die mehrstöckigen römischen Mietshäuser und ein römisches Einkaufszentrum mit Büros der Stadtverwaltung in den oberen Etagen. Doch natürlich berichtet die Dokumentation auch über die Legende von Romulus und Remus, erzählt von den Warentransporten über den Tiber und von der Kriminalität im alten Rom.

Karthago, heute lediglich ein Vorort von Tunis, galt einst als Seefahrerstadt, als "New York der Antike". Später wurde die Stadt von den Römern zerstört und von ihnen genutzt, doch einst was es die Stadt der Punier beziehungsweise Karthager. Wenig ist heute von ihnen bekannt, dennoch begibt sich die Dokumentation anhand von punischen Schmuckfunden, der Tatsache, dass die Karthager keine Aquädukte wie die Römer, sondern hauseigene Zisternen besaßen und derlei interessante Details mehr auf die Spuren dieses Volkes, das einst das westliche Mittelmeer kontrollierte.

Das Besondere der Dokumentationsreihe ist, dass sich dokumentarische Passagen, in denen ein Erzähler das Gesehene moderiert und diverse Forscher zu Wort kommen, mit Reenactment-Passagen abwechseln - Reenactment ist die Nachstellung von historischen Szenarien. Um Geschichte erlebbar zu machen, haben die Produzenten sich für dieses Bonbon entschieden, bei dem über zwanzig Sets aufgebaut und über zweihundert Statisten sowie knapp fünfzig Schauspieler eingesetzt wurden.
Im römischen Kapitel begleitet der Zuschauer so einen römischen Fahnder, der gegen einen Händler ermittelt, der den Tribut unterschlagen und entsprechend die Bücher gefälscht hat. Zunächst scheint der Händler entkommen zu können, doch schließlich treffen Fahnder und Händler doch im Colosseum aufeinander - der eine als Besucher, der andere als Kämpfer ...
Ein junger Navigator steht im Mittelpunkt des zweiten Kapitels über Karthago. Der junge Mann heuert an, um Ruhm und Geld zu verdienen, damit er bei seiner Rückkehr seine Geliebte heiraten kann. Stattdessen erleidet er jedoch Schiffbruch und kehrt als Sklave zurück in die Heimat ...

Die gewählte Darstellung macht die Dokumentation zu einem unterhaltsamen Stück Geschichte. Die erfundenen Einzelschicksalsszenen beleben die Dokumentation, umso mehr, da möglichst originale Sprache von den Darstellern verwendet wird. Dass die Szenen gestellt sind, erkennt der Zuschauer dennoch sofort, aber in diesem Fall darf man auch keine Hollywood-Maßstäbe anlegen.

Kritikwürdig hingegen sind die aufgenommenen Themen. Während zum Thema Rom alles Erdenkliche thematisiert wurde und dem Zuschauer somit eine breit gefächerte Vorstellung vom antiken Leben vermittelt wird, ist es auch im Karthago-Kapitel immer wieder vor allem Rom, das im Mittelpunkt steht. Dies verwundert auf Grund der historischen Entwicklung grundsätzlich nicht, doch laut eigener Aussage der Produktion sollte das punische Karthago im Mittelpunkt stehen. Da Informationen darüber spärlich gesät sind, hat man offenbar versucht, die zahlreichen Lücken durch Querverweise, vor allem eben auf Rom, zu schließen. Für den Zuschauer, der besonders etwas über das punische Karthago erfahren wollte, ist dies selbstredend eine große Enttäuschung. Hier hätte man konsequenter sein sollen oder alternativ lediglich dem römischen Reich eine komplette DVD widmen sollen.

Extras bietet die DVD nicht in nennenswerter Weise. Eine Art "Making of" berichtet auf einigen Texttafeln von der Größe des betriebenen Produktionsaufwandes und nette Nebeninformationen wie der, dass in Kanada gedreht wurde. Das war es dann allerdings auch schon.

Die historische Dokumentation wurde mit viel Aufwand betrieben und ist deshalb und gerade wegen des speziellen Einbringens von Reenactment in jedem Fall wert, angesehen zu werden. Wermutstropfen ist, dass Karthago, insbesondere das angekündigte punische, kaum Raum in der eigenen Folge erhält. Wie schon in den Geschichtsbüchern ist Rom hier siegreicher gewesen.