Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ton | |
Mit "Die blaue Grenze", einer deutsch-dänischen Produktion von 2005, bot Till Franzen, Drehbuchautor und Regisseur, sein Debüt, das im selben Jahr mit dem Publikumspreis "Festival des deutschen Films Ludwigshafen" ausgezeichnet wurde.
Der junge Mann Momme findet seinen Vater tot in der Wohnung auf. Er macht sich auf den Weg, um seinem Großvater die traurige Mitteilung zu überbringen, doch nach dem Tod seiner Frau hat dieser sich in eine Schrebergartenanlage zurückgezogen, weil "dat stinkt, wo Menschen gestorben sind". Die Nachricht vom Tod des Sohnes treibt den alten Mann auch aus der Schrebergartenanlage, mit der er nun ebenfalls den Tod verbindet.
Währenddessen geht Momme, der seinen Opa allein gelassen hat, durch die Schrebergartenanlage und befindet sich plötzlich mitten auf einer Party, auf der er die Dänin Lene kennen lernt. Die beiden versprechen, sich wiederzusehen.
Eher zufällig scheint der Berührungspunkt der beiden jungen Menschen mit dem Kommissar Poulsen zu sein. Dennoch nimmt auch dieser kauzige Typ eine nicht unwichtige Rolle in der Geschichte ein, wie sich später herausstellt ...
"Die blaue Grenze" ist ein stiller Film, der im deutschen-dänischen Grenzland spielt. Zaghaft ist die Annäherung der Protagonisten, viel stärker als Dialoge sind die Bilder des Films, die den Zuschauer ein Stück ins Fantastische entführen. Die gezeigte Gegend ist meist leer und grenzenlos, so wie es auch die Charaktere, jeder auf seine Art, sind.
Neben der Liebe sind Leben und Tod die vorherrschenden Themen, jedoch drängt sich keines von ihnen auf. Zwischen Momme und Lene besteht eine mystisch angehauchte, geflüsterte Verbindung. Manch einer hört die Stimmen der Toten deutlicher, so wie Lenes Großmutter, ein anderer läuft vor ihnen weg, so wie Mommes Opa, wieder andere erkennen ihren eigenen Platz im Leben nicht und leben daher auch nicht wirklich, sind allein und in sich gefangen, so wie Kommissar Poulsen.
Eine schöne Poesie, die der Film spinnt, allerdings benötigt er Zuschauer, die einen Sinn dafür entwickeln können. Nichts an diesem Film ist eindeutig oder offensichtlich, so dass sich "Die blaue Grenze" kaum für eine unterhaltsame Feierabendberieselung eignet.
Gerade weil das gesprochene Wort eine untergeordnete Rolle im Film spielt, ist die schauspielerische Leistung umso wichtiger und klarer erkennbar für den Zuschauer. In diesem Punkt gibt es keinerlei Kritikpunkt. Antoine Monot jr. ist wie geschaffen für die Rolle des Momme, ebenso Dominique Horwitz für die des schrulligen Kommissars Poulsen. Beate Bille in der Rolle der Lene liefert mit diesem Film ebenfalls ihr Debüt, dennoch vermag sie Lene nicht nur Leben einzuhauchen, sondern sie gibt dem Charakter auch die Güte und Ruhe mit, die Lene permanent ausstrahlt - eine Magie für sich. Eher wie der Fels in der Brandung wirkt Hanna Schygulla, die als Frau Marx erstmals seit zwanzig Jahren wieder in einem deutschen Film auftrat.
Als Extras bietet die DVD neben dem Trailer ein Interview mit Regisseur Till Franzen, einen Audiokommentar desselben, ein Making-Of, nicht in den Film aufgenommene Szenen, den Titelsong und Texttafeln zur Biografie der Darsteller sowie zum deutsch-dänischen Grenzland.
Für Menschen mit viel Sinn und Freude an poetisch-mystischem Filmstoff, der viel Raum zum Nachdenken beziehungsweise Nachfühlen lässt und viele Fragen offen lässt, ist "Die blaue Grenze" sicherlich empfehlenswert. Generell gesehen handelt es sich um einen liebevoll und tiefsinnig inszenierten Film, der aber, wenn einem der vorgenannte Sinn fürs Poetische fehlt, lediglich nett wirkt.
Mehr Informationen zum Film unter:
www.dieblauegrenze.de