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 Otherland

Die Stadt der Goldenen Schatten


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die Umsetzung der Otherland-Teile als Hörspiel ist die bisher größte Hörspiel-Produktion mit über 24 Stunden Gesamtlänge (aller Teile) und über 250 eingesetzten Sprechern.
Die Umsetzung des ersten Bandes umfasst 6 CD und eine Laufzeit von etwa 5,5 Stunden (334 Minuten), wobei jede der drei CD-Hüllen ein eigens bedrucktes Booklet mit unterschiedlichen Inhalten aufweist und alle Hüllen zusammen in einem farbigen, aber schlichten, Pappschuber daher kommen.

Der Autor der Buchvorlage, Tad Williams, ist vielen entweder kein Begriff, oder aber man kennt ihn bereits aus der Osten Ard-Saga, die ebenfalls seiner Feder entspringt.

Paul Jonas kann sich an nichts erinnern, als er sich plötzlich inmitten des ersten Weltkrieges auf einem Schlachtfeld wiederfindet. Orientierungslos irrt er durch die Gegend, trifft auf eine geheimnisvolle Vogelfrau, die seinen Namen kennt und ihm in unterschiedlichen Gestalten immer wieder begegnet, während er sich recht bald auf der Flucht vor seltsamen Gestalten befindet.
Renie Sulayewo ist Dozentin für Virtuelle Realität in Südafrika. Als ihr jüngerer Bruder Stephen sich auf verbotenes virtuelles Terrain begibt und offenbar damit zusammenhängend ins Koma fällt, will Renie ihren Bruder unbedingt retten. Zusammen mit ihrem Schüler !Xabbu, einem der letzten Buschmänner, macht sie sich auf, um an mehr Informationen zu kommen und sucht diese bei ihrer ehemaligen Professorin ebenso wie in dem seltsamen virtuellen Club, in dem sie Stephen verlor oder mit Hilfe der Rechercheurin Martine Desroubins in einer der letzten anarchistischen Stätten im Netz, dem Treehouse-Netzwerk.
Orlando Gardiner, ein an Progerie leidender Junge, verbringt seine Freizeit vor allem im virtuellen Mitland, wo er den berühmten Barbaren Thargor verkörpert und zusammen mit seinem Freund Pithlit, dem Dieb und im realen Leben Sam, Abenteuer erlebt. Durch einen Fehler im System stirbt der Thargor-Körper und Orlando will ihn zurück. Ärgerlicherweise ist der Fehler, der zu Orlandos Tod führte, aber nicht im System protokolliert worden.
Christabel ist ein kleines Mädchen, das mit seinen Eltern auf einem Militärstützpunkt lebt und eine geheime Freundschaft zu dem seltsamen alten Herrn Sellars pflegt. Herr Sellars bittet seine kleine Freundin schließlich um einen sehr gefährlichen Gefallen ...
So unterschiedlich alle Personen doch sind, so verbindet sie doch etwas: Die Stadt der Goldenen Schatten. Diese Stadt, die fast alle Hauptpersonen zu Gesicht bekommen, weist ihnen allen einen Weg, von dem sie erst noch erkennen müssen, dass es ihn gibt.
Paul JonasÂ’ Aufgabe in diesem Spektakel ist eine andere, aber nicht weniger bedeutungsvolle, ebenso Christabels, die noch keine Vorstellung davon hat, wer Herr Sellars wirklich ist und was er will.
Nicht nur Renies Bruder ist von dem geheimnisvollen Koma befallen, sondern immer mehr Kinder werden Opfer des so genannten Tandagore-Syndroms. Und immer näher kommen die Figuren der Gralsbruderschaft und dem geheimen Otherland-Projekt. Ein Projekt, das die reichsten Menschen der Welt kreiert haben, um ... ja, wozu eigentlich?

Das Hörspiel lässt dem Hörer keine Zeit, sich erst ruhig und gemütlich in das Geschehen einzufinden, sondern schubst ihn direkt in die Wirren des Krieges, in denen sich auch Paul Jonas gerade befindet.
Immer wieder wechseln die Schauplätze und man wird mit den einzelnen Charakteren und den um sie gewobenen Handlungsstränge bekannt gemacht, ruhiger wird es deshalb noch lange nicht.
Zwar werden die einzelnen Passagen durch Töne oder die virtuellen Nachrichten "Netfeed" klar unterbrochen, so dass eine Umstellungszeit gegeben ist, etwas zum Einschlafen ist dieses Hörspiel jedoch keineswegs, sondern verlangt jede einzelne Minute der Laufzeit uneingeschränkte Aufmerksamkeit, will man die einzelnen Handlungsstränge begreifen und die Vielzahl der Nebencharaktere ebenso verfolgen und geistig aufnehmen können.

Die Tonqualität ist gut, die Sounds sind ausgesprochen passend und die Sprecher sind größtenteils gut gewählt. Gewöhnungsbedürftig sind jedoch die unterschiedlichen Tonhöhen und Lautstärken der Sprecher, die nicht in allen Punkten gut angeglichen wurden und vereinzelte Stimmen.
Am gewöhnungsbedürftigsten ist hier die Stimme von Sophie Rois, die zwar ihre Arbeit gut macht und auch über einige Erfahrung auf dem Gebiet verfügt, trotzdem aber eine derart eigenwillige Stimme hat, dass es sehr schwer fällt, sich an diesen Charakter zu gewöhnen.
Zu loben sind besonders die Stimmen der jungen und unerfahrenen Sprecher, Kinder wie die 12jährige Nora Hickler, die der kleinen Christabel ihre Stimme leiht, aber auch die Sprecher des kleinen zweisprachigen Cho-Cho oder des Jungen Gally sind besonders zu loben.
Judith Engel, die der Rechercheurin ihre Stimme leiht und aus Theater wie Film bekannt ist, akzentuiert die Rolle der Martine wunderbar und Effi Rabsilber in den unterschiedlichen Gestalten der Vogelfrau ist stimmlich als geradezu magisch zu bezeichnen.
Natürlich würde es zu weit führen, alle auftretenden Sprecher an dieser Stelle zu listen oder zu bewerten, aber einige weitere Namen könnten Hörspielfreunde interessieren.
Da wäre beispielsweise Andreas Fröhlich, der die Netfeed-Nachrichten spricht und den viele in ihrer Kindheit schon als Bob Andrews in der Reihe "Die drei ???" in ihr Herz geschlossen oder später mit der Stimme des Schauspielers Edward Norton verbunden haben.
Matthias Koeberlin hat als Curt Cobain zusammen mit Sophie Rois als Courtney Love im Hörspiel "Cobains Asche" mitgewirkt und Joachim Kerzel dürfte als Synchronstimme von beispielsweise Jack Nicholson und Erzähler vieler Hörbücher, vor allem aus dem Horrorbereich, jedem ein Begriff sein.
Zu guter letzt sind die unterschiedlichen Aspekte zu loben, die Otherland zu einem Hörspiel machen, das seinesgleichen sucht. Figuren wie Der Andere oder Die böse Bande sind ebenso wie der Agent Beezle Bug grandios in Szene gesetzt worden.

Im Vergleich zur Buchvorlage fehlen dem Hörspiel natürlich so einige Stellen und wer zu Recht ein ausgesprochener Fan dieser Tetralogie ist, wird sicherlich auch so einige Stellen vermissen. Einige davon sind in der Tat auch nicht als irrelevant einzustufen und es wird spannend zu hören, inwieweit dieses Hörspiel nach Veröffentlichung des vierten Teils allein stehen kann. Bis dahin dauert es allerdings noch eine Weile, denn aktuell sind erst die Hörspielfassungen zu den ersten beiden Teilen erschienen und auch, wenn der dritte Teil schon angekündigt ist, so wird noch eine Weile bis dahin vergehen, denn die Abstände zwischen den einzelnen Teilen sind mit sechs Monaten angegeben worden.

Fazit:
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Tad Williams hat mit seiner Tetralogie ein wahres Meisterwerk geschaffen, das mehr als verdient auch bereits ausgezeichnet wurde. Die Aufgabe, diese Vorlage als Hörspiel umzusetzen, ist sicherlich keine leichte, kann aber bislang als völlig gelungen bewertet werden.
Auch, wenn aus zeitlichen Gründen einige Stellen der Buchvorlage vermisst werden und der Handlung, die sich auf eine Vielzahl Charaktere und Schauplätze erstreckt, teils etwas schwer zu folgen ist, lohnt das Bombardement auf ganzer Linie.
Wer Interesse an einer Geschichte hat, die nicht nur Fantasy und Science Fiction, sondern auch Mythologie, Geschichte und Märchenwelt geradezu brilliant miteinander verwebt und sich dabei auch ethischen Fragen und Aussichten nicht verschließt, der sollte unbedingt zugreifen!

Eine weitere Rezension, die auf der Buchvorlage des ersten Teils basiert, finden Sie >>>hier<<< .

Tanja Elskamp



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 01. September 2004 | FSK: 12 | ISBN: 3899401166 | Laufzeit: 334 Minuten | Preis: 23,95 Euro

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