"Der Zauberer Merlin lebt seit ewigen Tagen auf der Burgruine Duernstein."
So beginnt das Buch, das fünfzehn kleine Geschichten in einer Rahmenhandlung versammelt.
Die Rahmenhandlung selbst berichtet von dem Zauberer und seinen Lehrlingen, fünf kleinen Kobolden. Einmal im Monat treffen sich die Kobolde mit Merlin und dann erzählt der Zauberer eine Geschichte aus dem Reich der Sagen. Mit dabei ist auch die Eule Emilia.

Die fünfzehn Sagen sind weitestgehend bekannt. Die erste berichtet davon, wie Richard Löwenherz in Österreich gefangen genommen wurde, die zweite erzählt die Geschichte von Rusalka, einer Wassernixe, die sich in einen Menschen verliebt. In der dritten Sage vertreibt ein Kätzchen die Armut aus dem Haus ihres Herren. Mit "Gilgamesch" und "Das trojanische Pferd" werden zwei alte Mythen aus fremden Ländern berichtet, mit "Loreley" und "Der Wassermann" zwei Sagen aus Deutschland und Kroatien, die ähnlich wie "Rusalka" mit dem Wasser zusammen hängen. Zu diesem Sagenkreis zählen auch die nette kleine Geschichte "Die kleine Wasusa und die große Wolga", und "Der Wörther See".
"Der liebe Augustin" ist ein wienerisches Märchen und eher ein Schwank. Mit "Krabat" wird eine Szene aus dem bekannten Kinderbuch von Otfried Preußler nacherzählt.

Insgesamt werden also vor allem europäische Sagen berichtet, sieht man von dem Gilgamesch-Epos ab.
Die Geschichten greifen recht willkürlich Szenen aus größeren Werken heraus, aus der "Ilias", aus "Gilgamesch", aus "Krabat", ohne dass diese Auswahl störend auffällt, doch auch nicht so, dass sie verständlich ist. Es ist ein nettes Sammelsurium.
Die Geschichten selbst sind zu knapp erzählt. Ein etwas längerer Atem hätte ihnen deutlich gut getan. Mehr als eine Geschichte beginnt mit einem Abriss des vorangegangenen Geschehens. Das wäre nicht notwendig gewesen. Es wirkt gehetzt und verwischt die Pointen.
Die Rahmenhandlung darum herum ist niedlich, zum Glück nicht weniger, leider auch nicht mehr.
Ludwig Lukasz hat viele Bilder zu dem Buch beigesteuert. Diese sind naiv gehalten, mit einem teilweise sehr charmant gestalteten Inhalt; teilweise aber sind sie zu voll, zu unklar - allen voran die Zeichnung zu Gilgamesch - die nur schwierig zu erkennen sein dürfte: Kinder brauchen in den Bildern klarern Linien.

So bleibt zum Schluss zu sagen: das Buch ist zu niedlich, um bedeutend zu sein, aber zu nett, um geschmäht zu werden. Es ist etwas ungelenk, aber liebevoll präsentiert. Der Preis ist leider nicht angemessen.