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Ein unbekanntes totes Mädchen wird in London gefunden. Sie trägt die Kleidung einer Prostituierten, doch der von Watson zu Hilfe gerufene Holmes identifiziert die Tote schnell als Tochter einer aristokratischen Familie. Als ein weiteres Mädchen der Londoner Oberschicht entführt wird, beginnt die Angst unter den Lords und Ladies der britischen Weltstadt umzugehen. Der König fordert schnellste Aufklärung und Inspector Lestrade sieht sich gezwungen, erneut die Dienste des bekanntesten Londoner Detektivs zu beanspruchen.
Nach einer Neuverfilmung von "Der Hund von Baskerville" im Jahr 2002 folgte zwei Jahre später ein weiterer Film über Sherlock Holmes. Diesmal nahm man jedoch kein Material von Doyle als Vorlage, sondern verfilmte eine Originalstory des Drehbuchautors Alan Cubitt. Da der vorhergehende Hauptdarsteller Richard Roxbourgh aus Zeitgründen nicht erneut in die Rolle des Meisterdetektivs schlüpfen konnte, verpflichtete man Rupert Everett. Ian Hart dagegen blieb seiner Rolle als Dr. Watson treu.
Die Geschichte spielt nach dem Tod Königin Victorias - irgendwann zwischen 1901 und 1910 - und damit in einer für Holmes-Geschichten eher untypischen Zeit. Mit dem Eintritt in das 20. Jahrhundert kamen verschiedene Neuerungen daher, die sich auch auf die Geschichte auswirken. So sind Fingerabdrücke ein fester Bestandteil in den Ermittlungen von Scotland Yard, ebenso die Verwendung von Telefonen. Der Gebrauch dieser Dinge ist ab etwa 1903 zwar belegt, dennoch mutet ihr Vorkommen in einer Holmes-Geschichte etwas seltsam an. Es liegt der Verdacht nahe, dass einige Elemente in die Geschichte eingewoben wurden, um den Film für das amerikanische Publikum reizvoller zu machen. So hat Watson eine amerikanische Verlobte, die als Psychoanalytikerin tätig ist und sich zwar gut als Gegengewicht zu dem frauenfeindlichen Holmes eignet, aber ansonsten eher unlogisch wirkt. Der Plot selbst ist gut aufgebaut, eine nett gesponnene Kriminalgeschichte, zwar nicht sonderlich originell, aber dafür unterhaltsam.
Eine große Verantwortung auf seinen Schultern trägt Rupert Everett als Darsteller des Detektivs, zumal er solch brillante Vorgänger wie Jeremy Brett vorweisen kann, an dessen Leistung bislang niemand heranreichte. Zweifelsohne besitzt Everett markante Gesichtszüge, und bereits, als man ihn zu Beginn des Films im schattenhaften Profil sieht, erkennt man den Holmes in ihm. Er spielt seine Rolle die meiste Zeit gekonnt als Zyniker und Logiker, doch in manchen Momenten bricht er aus diesem emotionslosen Käfig aus und bringt eine Spur Melancholie in die Figur hinein. Ob dies dem Charakter Holmes entspräche, sei dahingestellt. Was ihn jedoch unglaubwürdig erscheinen lässt, ist Everetts gesunde Statur. Sie ist nicht die eines Asketen, der sich in Zeiten der Langeweile dem Kokain und Opium zuwendet, und damit auch nicht die eines Sherlock Holmes - da helfen auch keine Unmengen an Schminke im Gesicht, um ungesunde Blässe vorzugaukeln. Überdies wirken sowohl Everett als auch Hart zu jung für ihre Rollen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Geschichte in Holmes später Schaffensperiode spielt.
Die Ausstattung des Films ist lobenswert hervorzuheben, das edwardianische Zeitalter wurde mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Nur der dichte, computergenerierte Nebel geht dem Zuschauer mit der Zeit auf die Nerven, zumal sein einziger erkennbarer Zweck wohl in der Einsparung weiterer teurer Requisiten für Außenaufnahmen zu liegen scheint.
An Extras bietet die DVD neben der Originaltonspur eine kurze Trailershow sowie einige Texttafeln zu Schauspielern, Sir Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes.
"Sherlock Holmes - Der Seidenstrumpfmörder" ist ein unterhaltsamer edwardianischer Krimi, jedoch kein "Sherlock Holmes". Dazu weist das Drehbuch zu viele Unstimmigkeiten mit dem offiziellen Holmes-Kanon auf. Wen das allerdings nicht stört, der kann hier sorglos zugreifen. Deshalb vier Punkte für den Krimi, zwei Punkte für Sherlock Holmes, macht drei Punkte.