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In der recht einsamen Umgebung von Winterbourne Barton, einem ruhigen Dorf in Dorset, lässt sich die Journalistin Connie Burns nieder um ihre traumatischen Erfahrungen, die sie in der nahen Vergangenheit durchlebte, vergessen zu können. Als Journalistin im Kriegsgebiet arbeitend, geriet sie in die Gewalt eines sadistischen Frauenmörders, John Harwood, der die Unruhen des Krieges für sich nutzte um seine sadistischen Phantasien auszuleben, sie in einem Keller gefangen hielt und folterte. Nur durch Zufall und eine Portion Glück konnte sie ihm entkommen. Unter neuem Namen mietet Connie ein Haus und hofft sich dort vor ihrem Peiniger verstecken zu können. Schnell schließt sie mit der introvertierten Außenseiterin des Dorfes, Jess Derbyshire, Freundschaft. Auch Jess hat eine Vergangenheit, die sie zeitweise wieder einholt, aber beide Frauen geben sich gegenseitig den Halt und die Kraft, die insbesondere Connie braucht um dem Peiniger von damals und ihrer eigenen Angst die Stirn zu bieten - denn ihre Vergangenheit holt sie auch in dem idyllischen englischen Dörfchen wieder ein.
Auch in diesem (Hör-)Buch lässt Minette Walters erkennen, dass sie ihre "Hausarbeiten" gemacht und hervorragend recherchiert hat und somit überzeugende Einblicke in die Psyche ihrer Hauptfiguren geben kann, so dass sie einen auf diesen Reisen immer wieder überrascht. Auch bleibt sie ihrem Stil treu und so lernen wir beim Hören wieder zwei sehr starke Frauengestalten kennen, die sich unerschrocken und ohne Hilfe des "starken Geschlechts" ihren Weg im Leben erkämpfen und "ihre Frau stehen". Vermisst habe ich die für Walters sonst so typische Spannung, die bei den ganzen Rückblicken, Familienstreitigkeiten und Dorftratschereien irgendwie viel zu kurz kommt. Natürlich spitzt sich die Spannung zu, als der Frauenmörder Harwood auf der Bildfläche erscheint, aber das macht, soviel sei verraten, nur einen sehr geringen Teil des Hörspiels aus.
Die Sprecherin Andrea Sawatzki, die als Schauspielerin wirklich grandios ist, hat mich als Sprecherin dieses Hörbuchs sehr enttäuscht. Ihre Stimme ist zwar sehr klar und deutlich und somit leicht verständlich, aber nur wenig wandelbar, so dass ich oftmals Probleme hatte zu erraten, aus welcher Erzählperspektive sie gerade spricht.
Fazit: Das als Krimi deklarierte Hörbuch enttäuscht insofern, als dass die erhoffte und von der Autorin in vorherigen Büchern bestens umgesetzte Spannung zum allergrößten Teil fehlt. Gepunktet wird in diesem Hörbuch allerdings mit den wirklich hervorragend gezeichneten Hauptfiguren, die sorgfältig ins soziale Netz des Dörfchens eingewebt wurden, und ebenso mit der Sozialkritik am Krieg und was dieser sonst noch an bisher unbekannten Opfern von allen Beteiligten fordert.