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"Reliquienblut" und "Gottesurteil" sind zwei historische Kurzgeschichten der deutschen Schriftstellerin Rebecca Gablé. Der Hörverlag bereitete beide für ein etwa fünfzigminütiges Hörbuch auf; gelesen werden die Geschichten von der Schauspielerin Christiane Paul.
Die junge Nonne Ursula ist die Hauptperson in der ersten Kurzgeschichte der Lesung, "Reliquienblut". Um ihre Lektionen für ein gottesfürchtiges Leben zu lernen, wurde sie von ihrem Vater ins Kloster geschickt, bis sie die Gemahlin ihres Verlobten Roland von Kessel, dem Sohn eines reichen Adligen, werden soll. Doch dann besucht Roland sie im Kloster, um ihr eine traurige Mitteilung zu machen. Ihr Vater ist verstorben, sie wird für die Trauerfeierlichkeiten zu Hause bei ihrem Bruder und dessen Frau erwartet. Dieser hat plötzlich beschlossen, seine jüngere Schwester weiter im Kloster zu belassen, statt sie mit teurer Mitgift an Roland zu verheiraten. Ursula glaubt nicht mehr an den friedlichen Tod ihres Vaters und will herausfinden, was wirklich geschah.
"Gottesurteil" erzählt die Geschichte eines Toten, dessen Dahinscheiden misstrauisch beäugt wird. War es wirklich ein Unfall, der den Schmied von Cheapside das Leben kostete? Oder stecken seine Frau und der junge Lehrling dahinter? Die klügsten Männer des Dorfes - ein Dominikaner, ein Büttel des Sheriffs und ein Friedensrichter - wollen Licht ins Dunkel bringen und versammeln sich samt Leiche, Witwe und Lehrling im örtlichen Wirtshaus, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Zwei gute Kurzgeschichten wurden ausgewählt, als Lesung auf CD gepresst zu werden. Historisch dicht, ansprechend und sehr kurzweilig präsentieren sich die geistigen Ergüsse Gablés. Starke Frauen werden thematisiert, die sich vor allem durch Klugheit und Scharfsinn auszeichnen, und das zu einer Zeit, die es der Frau besonders schwer machte, Intelligenz und Ebenbürtigkeit zu beweisen.
Der große Risikofaktor einer Lesung ist der Sprecher, denn dieser muss das Geschehen mit seiner Stimme tragen, ihm Leben einhauchen und den Hörer in seinen Bann ziehen. Dazu wurde im vorliegenden Fall die Schauspielerin Christiane Paul ausgesucht, ein bekannter Name in der deutschen Fernsehlandschaft. Bekanntheit bedeutet aber nicht zwangsläufig Befähigung. So gelingt es ihr leider nicht, den Geschichten ihren Stempel aufzudrücken und sie ansprechend zu lesen. Vor allem "Reliquienblut" verliert durch den nüchternen und drögen Erzählstil viel von seiner Kraft.
In "Gottesurteil" steigert sich Pauls Lesung, und sie deutet an, dass sie durchaus in der Lage ist, einen Text allein mit der Kraft ihrer Stimme zu gestalten. Jedoch reicht es auch hier nicht aus, um den Zuhörer gänzlich zu überzeugen.
Die CD mit den Kurzgeschichten "Reliquienblut" und "Gottesurteil" beinhaltet zwei gute Beiträge aus dem historischen Genre, die beide an einer nur mäßigen Sprecherleistung kranken. Da wäre mehr drin gewesen.