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Berühmt geworden durch seine fantastische "Scheibenwelt"-Reihe, deren erster Roman 1983 veröffentlicht wurde und die heute bereits über 30 Bücher umfasst, ist Terry Pratchett einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens. Zwar ist Terry Pratchett hauptsächlich für seine "Scheibenwelt"-Erzählungen bekannt, doch hat der englische Schriftsteller auch Romane außerhalb des "Scheibenwelt"-Universums veröffentlicht, darunter zum Beispiel die "Nomen-Trilogie", deren erster Teil, "Trucker", im September 2006 als ungekürzte Lesung erschienen ist.
Die Nomen sind winzige Geschöpfe, gerade einmal zehn Zentimeter groß. Eine verwilderte Gruppe dieser Nomen lebt am Rande einer Autobahnraststätte, was - wie man sich vorstellen kann - nicht der angenehmste Ort zum Wohnen ist. So beschließen die kleinen Gestalten eines Tages, das beschwerliche Leben an der Raststätte, wo sie tagtäglich um ihr Überleben kämpfen müssen, aufzugeben sich ein neues Zuhause zu suchen. In einer gewagten und halsbrecherischen Aktion klettern sie in einen parkenden Lastwagen - und die lange Reise beginnt. Als der LKW schließlich wieder zum Stehen gekommen ist und sich die Nomen endlich aus seinem Inneren heraustrauen, staunen sie nicht schlecht über die neue Umgebung. "Kaufhaus" wird dieses Land genannt, wie unsere Nomen von anderen, seltsam gekleideten Nomen erfahren, die den Neuankömmlingen nicht abnehmen wollen, dass sie tatsächlich vom "Draußen" kommen - sie glauben nämlich daran, dass das Kaufhaus die gesamte Welt ist und um es herum das Nichts herrscht.
So lernen die Nomen von der Raststätte also eine neue Welt kennen - das Kaufhaus des geheimnisumwitterten "Arnold Bros." -, erkennen, dass es hier nicht "Tag" und "Nacht" gibt, sondern "Geöffnet" und "Geschlossen", und dass das Kaufhaus in verschiedene Staaten unterteilt ist - so gibt es zum Beispiel die "Kurzwarenler", die "Eisenwarenler" oder die "Büromaterialer". Doch dann beginnt "Das Ding" unserer Nomen, welches Teil des Bordcomputers des Raumschiffes war, mit dem die Nomen vor langer, langer Zeit auf der Erde gestrandet sind, plötzlich zu sprechen - und was es zu sagen hat, klingt überhaupt nicht gut
Es hat einen bestimmten Grund, warum Terry Pratchetts "Nomen-Trilogie" ebenso wie andere Romane des Schriftstellers, zum Beispiel "Die Teppichvölker" oder "Strata", bei weitem nicht so bekannt sind wie die hochgelobten und vielgelesenen "Scheibenwelt"-Erzählungen des britischen Schriftstellers: Sie sind nicht so gut wie diese. Im vorliegenden Falle liegt das jedoch gar nicht einmal daran, dass "Trucker" weniger gesellschaftskritisch oder weniger satirisch sei als mancher "Scheibenwelt"-Roman, im Gegenteil: Terry Pratchett legt mit "Trucker" einen Roman vor, der vor satirischen Bemerkungen, Seitenhieben und Gesellschaftskritik nur so strotzt. Das Problem der Erzählung ist vielmehr, dass sie es nicht schafft, dieselbe Nähe zum Leser - oder in diesem Fall Hörer - aufzubauen wie es bei den Romanen über die Scheibenwelt der Fall ist. Jeder der zahlreichen Charaktere, und damit sind sowohl Protagonisten als auch Nebenfiguren gemeint, hat eine ausgeprägte und ganz bestimmte Persönlichkeit - bei den Nomen vermisst man dies. Hier fällt es sogar schwer, die verschiedenen Nomen überhaupt auseinander halten zu können. Zudem fehlt "Trucker" natürlich der fantastische Aspekt, der einen Großteil des Charmes der Scheibenwelt ausmacht, denn außer den Nomen selbst (und der Tatsache, dass sie vor tausenden von Jahren mit einem Raumschiff auf der Erde gestrandet sind) ist an "Trucker" nichts fantastisch.
Auch Rufus Beck, der seit einigen Jahren bereits gefeierter Star des Hörbuchhimmels ist, kann hier nicht immer überzeugen. Die unglaubliche Bandbreite an Stimmmelodien und Tonfällen, die Rufus Beck unter anderem während seiner "Harry Potter"- und seiner "Artemis Fowl"-Lesungen unter Beweis stellte, wird vom Hörer in "Trucker" häufig vermisst. Zwar liest der Sprecher ruhig und phrasiert Sätze und Passagen verständlich, doch das kann auch jeder andere durchschnittliche Sprecher. Das, was Rufus Beck in vielen anderen seiner Lesungen von diesem Durchschnitt abhebt und ihn zu einem der deutschen Top-Hörbuchsprecher macht, kommt hier kaum zum Ausdruck.
Fazit:
Weder die Romanvorlage von Terry Pratchett noch die Lesung von Rufus Beck können sonderlich gefallen oder überzeugen - was man sich als Hörer im Voraus als Traum-Duo vorgestellt hat, entpuppt sich leider als Enttäuschung. Da hilft es leider auch nicht viel, dass "Trucker" nichtsdestotrotz an vielen Stellen überaus witzig ist.