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London: Dan ist Autor von Nachrufen bei einer Tageszeitung, doch eigentlich möchte er viel lieber Schriftsteller sein. Als er Zeuge wird, wie die amerikanische Stripperin Alice von einem Auto angefahren wird, bringt er sie ins Krankenhaus ... und verliebt sich in sie.
Ein Jahr später: Dan lebt mit Alice zusammen und hat ihre Lebensgeschichte als Roman herausgebracht. Beim Fotoshooting für sein Autorenbild lernt er die Fotografin Anna kennen und fühlt sich zu der attraktiven Frau hingezogen. Doch sie lässt ihn abblitzen. Abends chattet er unter Annas Namen mit dem Dermatologen Larry und arrangiert zwischen den beiden ein Treffen. Anna und Larry verlieben sich entgegen aller Erwartungen ineinander und heiraten. Eigentlich könnte nun alles in Ordnung sein. Wäre da nicht das Verlangen, das Dan immer noch für Anna empfindet und das beide Beziehungen gefährdet.
"Hautnah" ist die Verfilmung des gleichnamigen preisgekrönten Theaterstücks des Engländers Patrick Marber. Auch wenn die Ausstattung des Films wesentlich reichhaltiger ist, als es eine Bühnenaufführung sein kann, bleibt der Fokus auf die vier interagierenden Personen Dan, Alice, Larry und Anna gerichtet.
Der Film nimmt im Gegensatz zu vielen anderen kein Blatt vor den Mund. Die Dialoge sind direkt, Sex in all seinen Spielformen ist das Hauptthema. Dies beginnt bei dem expliziten Chatgespräch, das Larry und Dan miteinander führen, und führt bis zu dem Beziehungsstreit zwischen Anna und Larry, bei dem letzterer über jedes Detail der Affäre zwischen Anna und Dan aufgeklärt werden möchte. "Hautnah" ist nicht nur der Titel, sondern Programm. Jeder Charakter hat in irgendeiner Art und Weise mit Haut oder zwischenmenschlicher Nähe zu tun. Sei dies nun der Dermatologe Larry oder die Stripperin Alice, die Fotografin Anna oder der Nachrufschreiber Dan. Doch das zentrale Thema des Films ist die Frage nach Wahrheit und Lüge. Das Theaterstück trug den Untertitel: "Was ist so großartig an der Wahrheit? Die Wahrheit verletzt Menschen - versuche zur Abwechslung zu lügen. Lüge ist die Währung der Welt." So verstricken sich die Charaktere in ein Geflecht aus Wahrheit und Lüge. Während die einen lernen, mit der Lüge zu leben, entwickeln die anderen eine Besessenheit nach der Wahrheit, nur um nachher feststellen zu müssen, dass sie mit der Lüge viel besser hätten leben können.
Die vier Hauptdarsteller Roberts, Law, Portman und Owen liefern schauspielerische Höchstleistungen ab. Das Spiel ist intensiv, man fühlt mit den Charakteren, identifiziert sich mit ihnen, trotz ihrer offensichtlichen charakterlichen Schwächen, die in dem Beziehungsgeflecht so schonungslos zum Tragen kommen. Für ihre Szene in dem Striplokal beispielsweise studierte Natalie Portman wochenlang die Arbeit echter Stripperinnen, um ihrer eigenen Darstellung die nötige Authentizität zu verleihen. Am überraschendsten ist jedoch die Leistung Julia RobertsÂ’, die man bis dato eher aus romantischen Komödien im Stile von "Notting Hill" kannte.
An Extras hat der Film leider nicht sehr viel zu bieten, lediglich eine Trailershow und ein Musikvideo sind darauf zu finden.
"Hautnah" kann seine Herkunft als Theaterstück nicht verleugnen - und das soll er auch gar nicht. Dreh- und Angelpunkt sind die vier Charaktere Dan, Alice, Anna und Larry und ihre Beziehungen zueinander sowie der Frage nach der Bedeutung von Wahrheit und Lüge. "Hautnah" geht unter die Haut und lässt den Zuschauer die Frage nach dem eigenen Standpunkt zwischen Wahrheit und Lüge stellen. Und es ist ein grandioser Film mir grandioser schauspielerischer Leistung.