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Ohne ihn wäre Wrestling nicht so populär, wie es heute ist: Terry Bollea, besser bekannt als The Immortal Hulk Hogan, der Hulkster, The Real American, Hollywood Hogan oder wie auch immer. Um die zwei Meter groß, austrainierte 150 Kilo schwer und mit einem Charisma bewaffnet, das immer darüber hinwegschauen ließ, dass er selbst in seinen jüngeren Jahren technisch nie mit seinen Gegnern mithalten konnte, wenn sie nicht noch größer und schwerer als er waren. Die "Ultimate Anthology" seiner fast dreißigjährigen Karriere ist auf vier DVDs verteilt und erreicht mit gut zehn Stunden Spielzeit ein kleines Extrem.
Rot und Gelb, ein Bandana, die immer weniger werdenden Haare, der Schnurrbart, alles so blond wie möglich, und Gesten, die vielfach nachgeahmt wurden, aber nie erreicht - Hulk Hogan ist eine Legende, und diese Anthology sollte Hulkamania und all seine kleinen Hulkamaniacs doch wirklich zufrieden stellen.
Die vollständige Liste der Kämpfe würde jede Rezension sprengen. Über dreißig Matches von 1980 bis 2005 geben beredt Auskunft über eine sehr lange Karriere. Da gibt es ein Match aus den Zeiten, als die WWE - die ja vorher WWF hieß - noch WWWF hieß und vom Vater des jetzigen Besitzers Vince McMahon geleitet wurde, in dem Hogan gegen einen seiner späteren legendären Feinde antritt, gegen das achte Weltwunder, den französischen Riesen Andre the Giant. Nach einer kurzen, nicht sehr erfolgreichen Zeit in ebendieser WWWF ging Bollea in die AWA und wurde dort sogar gegen Nick Bockwinkel Heavyweight Champion. In der AWA kam es auch zu dem Moment, in dem eine seiner bekanntesten Gesten erfunden wurde: Er zerriss sich vor dem Kampf sein Shirt - ein Markenzeichen.
So richtig los ging seine Kariere dann in den Achtzigern, in denen er, was ihm niemand abspricht, mit Vince McMahon das Wrestling zu dem machte, was es heute ist. Zum Beispiel wurde 1985 die erste Wrestlemania als Pay-per-View gesendet, heute gibt es jeden Monat mindestens einen WWE-Pay-per-View, und die Wrestlemania, die einzige Großveranstaltung mit Ordnungszahl hinter ihrem Namen, ist immer noch der Höhepunkt des Jahres. Kein Wunder also, dass auch einige Wrestlemania-Matches gezeigt werden. Zum Beispiel wäre da Wrestlemania I, als Hulk Hogan mit A-Team-Star Mr. T - alias B. A. Barracus - ein Team gegen Rowdy Roddy Piper und Mr. Wonderful Paul Orndorff bildete. Oder das Steel Cage Match ein Jahr später gegen King Kong Bundy. Bei Wrestlemania III slammte Hogan Andre the Giant - das hatte er in alten WWWF-Tagen auch geschafft, der Beweis ist ja auf der DVD drauf -, aber dieser Slam ging in die Geschichte ein.
Besonders die Kämpfe der Wrestlemanias V und VI sind legendär, als The Immortal gegen seinen ehemaligen Tag Team-Partner Macho Man Randy Savage und den Mann antrat, der Hogan als absolutes Idol hätte ablösen können, den Ultimate Warrior - dass es nicht so kam, lag an unprofessionellem Verhalten des Warriors, der trotzdem noch für viele absolut legendär ist. Aber gerade die Kämpfe gegen den Warrior und gegen Savage sind auch besonders sehenswert, da Hogan in seiner besten Zeit zu sehen ist und seine Gegner ihn zu guten Kämpfen ziehen. Man muss es ja so klar sagen, Hogan war nie ein besonders guter Wrestler, viel zu wenig beweglich, kannte zu wenige Moves, konnte teilweise auch nicht gut verkaufen, was andere mit ihm machten, aber Anfang der Neunziger hatte er eine ganz gute Zeit.
Dann verließ Hogan die WWE, heuerte bei der WCW an, und dort schrieb er noch mal Geschichte, denn nach einer kurzen Zeit, in der er seine ganz normale Hulkamania-Show abzog, wechselte Hogan die Gesinnung und führte die NWO mit an, die New World Order, die scheinbar die ganze Liga auf eher destruktive Art übernahm. Von da an war Rot und Gelb vergessen und Hogan trat im schwarz-weißen Dress auf.
Erst einige Jahre später, als die WCW schon längst an die WWE verkauft war und Hogan sich ein paar Jahre Pause genommen hatte, zwischendurch mal in der XFL angetreten war, gab es ein richtiges Revival. In den Wirren einer etwas verkorksten Wrestlingzeit mit neuen Topstars wie Triple H, Stonecold Steve Austin und The Rock ging der alte Mann vielen Fans ein bisschen auf die Nerven. In einem wahrscheinlich letzten Aufwärmversuch der NWO machte auch Hogan wieder mit und hatte es mit einem seiner aussichtsreichsten Nachfolger zu tun, Dwayne Johnson alias The Rock, inzwischen kein Wrestler mehr, denn als Schauspieler ist The Rock erfolgreicher, als Hogan es je war. Zufällig trat man mit Wrestlemania X8 - ja, das ist die offizielle Schreibung - in Kanada an, und dort war es der Bösewicht Hogan, der mehr Applaus bekam als The Rock, und da man solche Strömungen im Wrestling gerne direkt aufnimmt, drehte sich Hogan wieder und verbrüderte sich an diesem Abend mit The Rock. Und damit war ein weiteres Comeback von Rot und Gelb geboren, das nicht besonders lange dauerte, aber durchaus sehr erfolgreich war. Nicht viel später zog sich Hogan auf ein bis drei Matches im Jahr zurück, was zum Beispiel dazu führte, dass sich im letzten Jahr der großartige Shawn Michaels und dieses Jahr der junge aufstrebende Randy Orton für den alten Herrn hinlegen mussten - dieser letzte Kampf ist nicht auf der Anthology, alle anderen aufgeführten Kämpfe gehören zum Umfang der Anthology.
Auf der vierten DVD, also außerhalb der eigentlichen Anthology, sind noch zusätzliche Kämpfe, unter anderem kleine Leckerbissen wie ein Kampf gegen King Harley Race oder ein langer Ausschnitt aus dem Royal Rumble 1990.
Die Anthology hat wie immer einen Sprecher aus dem Off, aber auch zwei Moderatoren, den langjährigen Announcer und Interviewer "Mean" Gene Okerlund und den Manager "The Mouth of the South" Jimmy Hart. Dazwischen werden immer mal wieder Interviewfetzen mit Hogan selbst, aber auch mit Weggefährten und momentanen Wrestlingstars, die oft als Jungen Hogan-Fans waren, eingespielt. Allerdings fehlen doch die Hintergrundberichte, die man von einer ultimativen Anthology erwartet hätte. Man kommt nicht so sehr an den Menschen Terry Bollea heran, und hinter die Kulissen schaut man auch nur ganz selten.
Die deutschen Sprecher Günter Zapf und Carsten Schäfer kommentieren die alten Kämpfe immer mit der Prämisse, dass sie die Wrestlinggeschichte später nicht kennen. Das ist manchmal durchaus ansprechend, geht aber besonders dann bedenklich schief, wenn zum Beispiel vom "jungen Star" Kurt Hennig in der XFL-Zeit gesprochen wird, denn der Wrestler, der in der WWE als Mr. Perfect bekannt war, starb nicht allzu lange nach diesem Kampf an Drogen. Da klingt manches doch ein bisschen taktlos. Im englischen Ton gibt es immer die Originalkommentare, bei denen einige ebenfalls legendäre Stimmen zu hören sind.
Nein, wegen tollen Wrestlings wird sich niemand diese Anthology kaufen, denn der größere Teil der Kämpfe ist sehr zäh bis furchtbar langweilig. Aber Hulk Hogan ist nicht umsonst der erfolgreichste und beliebteste Wrestler aller Zeiten und in seinem Glanz dürfen sich all die vielen Wrestler sonnen, die ihm diesen Glanz bescherten, indem sie sich für ihn auf den Boden legten. Die Faszination Hulkamania wird noch einmal in ihrer ganzen Pracht beschworen, auch wenn sich viele Fans schon lange nicht mehr dafür interessieren, was diese Legende heute im Ring macht. Die Nostalgie ist doch in diesem Fall auch viel wichtiger, das Wiedersehen mit den vielen alten Superstars, die das Wrestling mit aufgebaut haben.