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Eigentlich erstaunlich, aber besonders umfangreich ist das Angebot an Romanen zu "klassischer" Endzeit nicht gerade. Umso interessanter erscheint also eine Trilogie, die als "Endzeit-Saga" angepriesen. "Ashes" wurde 1983 beendet, was auch erklärt, warum die Ereignisse im Buch 1984 stattfinden. Die aktuelle Ausgabe verlegte der Zaubermond-Verlag 2001.
Etwa 100 Seiten lang wird man mit den Gegebenheiten gelangweilt, die letztlich zur Katastrophe führen. Dann jedoch fallen die Bomben, nukleare wie bakteriologische, und zerstören die Zivilisation, wie wir sie kennen.
Hauptperson des Buches ist Ben Raines, ein Schriftsteller und ehemaliger Militär, der die ganze Katastrophe schlichtweg verschläft, als er zehn Tage lang fiebernd im Bett liegt und gegen seine Insektenstichallergie kämpft. Langsam begreift er, was geschehen ist, und macht sich auf, seine Eltern und Geschwister zu finden und zumindest zu begraben. Während dieser Reise reift in ihm sein Vorsatz, seine Motivation: Er wird überallhin reisen, wird alles aufzeichnen, Interviews führen ... und ein Buch darüber schreiben, was geschehen ist.
Neben der Reise lassen ihn jedoch auch die sogenannten Rebellen nicht los, auf die er immer wieder auf verschiedene Arten trifft und die ihn auserkoren haben, ihr Anführer zu sein - eine zweifelhafte Ehre für Ben, denn er legt keinerlei Wert darauf.
Auf 236 Seiten wird der erste Teil der Geschichte erzählt, wovon wie gesagt 100 Seiten eine langweilige Einleitung bieten, wofür die weiteren 136 Seiten jedoch ziemlich entschädigen.
Positiv zu bewerten sind auf jeden Fall die detailreichen Darstellungen der Welt nach der Apokalypse, die auch sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wo sich Ben Raines gerade aufhält. Eine gewisse aufkommende düstere Stimmung lässt sich dabei nicht abstreiten, ebenso sind alle vorkommenden Szenen von Gewalt, Mord und ähnlichem sicherlich realistisch, und selbst eine treffende Art von Humor hat seinen Raum wie eine klassische, teils sehr raue Sprache.
Was nicht unbedingt gefällt, ist zum Beispiel die dargestellte politische Situation und Entwicklung. Große Teile des Romans stützen sich auf immer deutlicher vorherrschenden Rassismus und einen aufkeimenden Kampf vor allem zwischen Schwarz und Weiß, ebenso aber auch auf die Berechtigung an sich möglicher politischer Extreme und ähnlichem. Einerseits ein mutiges und interessantes Stück Arbeit, auf der anderen Seite viel zu komplex, als dass all das in einer Endzeit-Saga derart provokativ und praktisch nebenher angesprochen werden sollte.
Was außerdem recht störend wirkt, sind relativ viele logische Fehler im Ganzen. Zwar ist das ganze Buch in derart seichtem Stil verfasst, dass man es locker in einem Rutsch durchlesen kann, so dass diese Fehler vermutlich nicht unbedingt auffallen; tun sie es aber doch, sind sie umso ärgerlicher.
Äußerst platt sind zwischenmenschliche Beziehungen gestaltet. Von Anfang bis Ende gibt es - natürlich durchweg hübsche und wohlproportionierte - Frauen, die sich Ben anschließen und sich ihm mehr als bereitwillig hingeben, hier und da die Größe seines Geschlechtsteils und sonstige männliche Attribute loben und schließlich wieder verschwinden, ohne emotionale Regungen zu zeigen, rumzuzicken oder ähnliches ... da sind wohl die Fantasien des Autors mit selbigem durchgegangen. Wer die Idee einer postapokalyptischen Welt mit durchweg beschränkten Frauenzimmern dieser Art mag, wird jedenfalls en masse seine Freude haben.
Insgesamt lohnt der Roman allerdings durchaus, wenn man das Genre und ein wenig Kurzweil in Kombination mag. Wer einen gewissen Anspruch auch abseits politischer Philosophien und Sozialkritik hat, der wird aber nach anderer Literatur suchen müssen.