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Innocenz, die Stadt in den Sümpfen, beherrscht vom Fürsten Adulator, ehemals Kriecher, ist verlassen worden. Untote streifen durch die Gassen und Ghilan haben sich auf den Weg in die ehemalige Festungsstadt gemacht, um im Auftrag der bösen Göttin Medoreigtulb Adulator zu vernichten. Doch der Fürst von Innocenz und einstige Pechstrenger ist stärker und entkommt den Leichenfressern. Der Druide Frater überredet Adulator, nach Gribathan, der Kaiserhauptstadt der Menschen, zu kommen, um der Elfenkönigin Gvynlane Keridwan beizustehen.
Derweil bläst Medoreigtulb zum Angriff auf Gribathan, wohin sich die Königin der Elfen mit ihrem Gefolge nach dem Verlassen der Sumpfstadt Innocenz geflüchtet hat.
Die finstere Göttin Medoreigtulb hat es aber nicht nur auf Gvynlane abgesehen, sondern auf die Götter selbst, die sie zu vernichten trachtet ...
Der zweite Band der Kriecher-Trilogie besteht nicht mehr aus Novellen, sondern ist ein reiner Roman, der aber nicht minder poetisch und melancholisch geschrieben wurde. Kriecher, der sich jetzt Adulator nennt, tritt zwar erst recht spät persönlich in Erscheinung, aber die Ereignisse auf der frühen Erde, Prägaia benannt, wurden von Marc-Alastor E.-E. so fesselnd geschildert, dass der Leser bis zur letzten Seite an den Zeilen klebt.
Die Reise des Druiden Frater wird aus der Ich-Perspektive geschildert, und obwohl es sehr viele Kapitel gibt, in denen er nicht mitspielt, wird diese Entscheidung des Schriftstellers dem Leser am Ende schnell offenbar werden.
Die mit sehr viel Herzblut kreierten Figuren erwachen vor dem geistigen Auge des Lesers unweigerlich zum Leben und lassen ihn eintauchen in eine vorchristliche, fantastische Welt, in der die Götter noch leben und Wesen aller Art zu ihren Werkzeugen degradieren.
Auch ohne das Gesamtwerk im Internet zu kennen, kann man dieses Fantasy-Epos voll genießen; den ersten Band "Kriecher" sollte man zuvor aber gelesen haben, denn "Adulator" baut direkt auf diesem Buch auf und viele Personen und Namen entfalten ihr gesamtes Potential erst im vorliegenden Roman. Die ausgefeilte Wortwahl und der unverkennbare Schreibstil des Autors sorgen dafür, dass die "Geisterdrachen-Bücher" unvergessen im Gedächtnis haften bleiben. Der Schriftsteller hat sich wieder einmal über die Massenware des Genres erhoben und eine Geschichte entworfen die als schlichtweg genial zu bezeichnen ist.
Die Aufmachung ist in ihrer Schlichtheit perfekt und vermittelt keinen effekthaschenden Eindruck von der kommenden Lektüre. Die Innenillustrationen von Aran passen sich dem Geist des Buches in idealer Weise an und vervollkommnen glänzend das Werk mit ihrem nebulösen Stil.
Fazit: Anspruchsvolles und unterhaltsames Dark-Fantasy-Epos in schlichter, aber nicht minder edler Aufmachung.