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Courtney Crumrin hat eine Menge Probleme. Ihre Eltern sind Spießer, sie hat keine Freunde, in der neuen Klasse, in die sie zu gehen gezwungen wird, sitzen nur Idioten, Templeton, Magier und Regelbewahrer, will sie vernichten, ihr Onkel Aloysius redet nicht mehr mit ihr und Misses Crisp, die neue Ratsherrin scheint ihr zu misstrauen. Das alles ginge ja noch in Ordnung, aber dass Blake, Anführer der Magierschüler ihrer Klasse seinen Bruder in einen Nachtschatten verwandelt und keinen Gegenzauber kennt ist wirklich mies. Aber die Krönung des Ganzen ist, dass die Möchtegern-Magier ausgerechnet Courtney bitten, Joey wieder in einen Menschen zu verwandeln. Denn sie weiß leider nur zu genau, wie dieser Fluch aufzuheben ist: Die Kinder müssen ins Reich des Zwielichts, mitten unter die Nachtschatten, Monster und Dämonen, um das Gegenmittel zu bekommen. Das aber ist nicht nur strengstens verboten, sondern auch lebensgefährlich.
Nach "Courtney Crumrin und die Wesen der Nacht" in der Ted Naifeh den Leser in eine düstere, von Monstern und Nachtschatten bevölkerte Welt einführte und "Courtney Crumrin und die Gilde der Geheimnisse" in der die kleine Heldin ihre erwachenden magischen Fähigkeiten einsetzt , um eine Verschwörung im Machtzentrum der Magier aufzudecken, erschien im November 2006 der von den Fans dieser Comics sehnlich erwartete dritte Teil der Geschichte rund um die kleine, von niemandem gemochte Courtney Crumrin.
Zeichentechnisch unverändert auf hohem Niveau dokumentiert Ted Naifeh einen weiteren Alptraum aus einer Welt, die sehr real und sehr bekannt erscheint. Mit sicherer Hand lässt er Szenarien entstehen, die scheinbar den amerikanischen Mittelschichtalltag dokumentieren. Doch unter der Oberfläche der banalen Straßenschluchten, Landschaften und Menschen, finden sich Abgründe. Nicht nur moralischer Natur sonder im direkten Wortsinn Abgründe, die in eine Welt führen, die von anderen Regeln beherrscht wird und die unerbittlich umspringt mit jedem Eindringling, der es wagt, die unsichtbaren aber fühlbaren Grenzen zu überschreiten.
Ted Naifeh gelingt es fast spielerisch den Leser gefangen zunehmen und in seine plausibel erscheinende Welt zu entführen. Man scheint umgeben von Schatten, dräuendem Unheil und Wesen, die nur darauf warten, dass man die Augen schließt und unachtsam wird.
Leider stellt Naifeh der Geschichte im ersten Kapitel eine Episode voran, die weder das Niveau noch die Atmosphäre der drei weiteren Kapitel erreicht. Sie hat keinen Zusammenhang, hat weder Einfluss noch Sinn für das spätere Geschehen und wirkt aufoktroyiert und unmotiviert. Fast ist der Leser froh, wenn Naifeh zur eigentlichen Geschichte kommt und mit spitzer Feder aufspießt, was ihm im Alltag Anregungen zu geben scheint, hinter den Dingen eine grauenhafte Wahrheit postulieren zu müssen.
Teil Drei der Geschichte um Courtney Crumrin ist die erwartete Meisterleistung Ted Naifehs - wäre da nicht das erste, deutlich schwächere Viertel des Comicbandes. Zwar versöhnt der Autor seine Fans mit der brillant ersonnenen Geschichte, doch irritiert der Einstieg nachhaltig. Wie grandios wäre die Geschichte erst geworden, hätten diese 25 Seiten dem eigentliche Plot zur Verfügung gestanden.
Doch Vorsicht: Als Einstieg eignet sich dieser Band keinesfalls. Die Geschichte baut auf den ersten beiden Bänden auf und ist eher als Fortsetzung denn als eigenständiges Abenteuer konzipiert.