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Das schleichende Chaos ist der dritte Band der
Gesammelten Werke von H. P. Lovecraft als neunzehnter Band der
Bibliothek des Schreckens erschienen. Neben zwölf Geschichten Lovecrafts sind auf den knapp dreihundert Seiten auch zwei Texte von Dorothy C. Walter und R. H. Barlow enthalten. Letztere beschreiben ihre Erinnerungen bezüglich Lovecraft, Barlow eher fragmentarisch, Walter hingegen beschreibt genau einen Nachmittag, an dem sie das erste und einzige Mal H. P. Lovecraft persönlich traf.
Inhalt: Der Baum; Hypnos; Iranons Suche; Polaris; In der Gruft; Das Bild im Haus; Jäger der Finsternis; Das Verderben, das über Sarnath kam; Die Musik des Erich Zann; Die anderen Götter; Träume im Hexenhaus; Der Schatten aus der Zeit
Die Geschichten sind abwechslungsreich ausgewählt, manche gehören zum Cthulhu-Mythos, andere beziehen sich auf die Traumlande oder sind unabhängig. Freunde des Cthulhu-Mythos kommen bei "Der Schatten aus der Zeit", "Träume aus dem Hexenhaus" und etwas bei "Der Jäger der Finsternis" auf ihre Kosten. Wem die Traumlande zusagen, der darf sich über "Iranons Suche", "Hypnos" und "Das Schrecken, das über Sarnath kam" freuen.
So manche der Geschichten scheinen Barlows Aussage zu bestätigen, dass für Lovecraft Stimmung und Atmosphäre in einer Gruselgeschichte über alles gingen und der Plot nur Nebensache sei. Denn so unheimlich diverse Geschichten zu lesen sind, sind doch Plot und vor allen die Auflösung oft eher einfach gestrickt. "Der Schatten aus der Zeit" ist leider nicht die beste Geschichte aus dem Cthulhu-Mythos, sie ist etwas langatmig und spannungsarm.
Geschichten wie zum Beispiel "Der Baum", "Hypnos" und "Das Verderben, das über Sarnath kam" sind eher Grusel als Horror, wissen aber trotzdem zu unterhalten. Die Traumlande-Geschichten sind ohnehin sehr schön zu lesen. Nur bedingt aufregend ist "Die anderen Götter". Positiv zu vermerken ist, dass das häufig bei Lovecraft auftretende Schema "Mann findet Brief/Testament, erfährt etwas Schreckliches und die Geschichte ist zu Ende/oder er erlebt auch noch kurz etwas Schreckliches" hier kaum zum Tragen kommt.
Das Bonusmaterial ist exklusiv für die Hardcoverversion gedacht, sollte es wirklich 2008 eine Taschenbuchauflage der Gesammelten Werke geben. Gerade die Erinnerung von Walter ist interessant, zeigt doch auch sie Lovecraft so, wie ihn viele nicht sehen wollen: Ein netter Gentleman, der auch (über sich) lachen konnte. Schutzumschlag und Leseband sind auch immer nützlich beziehungsweise schön anzusehen, obwohl bei einem Produkt dieser Art dies wohl auch angebracht ist. Erfreulich ist, dass dieses Mal keine auffälligen Lektoratsfehler vorhanden sind.
Fazit: Ein solcher Hardcoverband richtet sich eindeutig an Fans und Sammler. Und die können zugreifen, alleine schon, um die Gesammelten Werke dann auch wirklich gesammelt zu besitzen. Obwohl man zugeben muss, dass es sich teilweise nicht um Lovecrafts Meisterwerke handelt, weder bei den thematisch unabhängigen noch bei den Mythos-Geschichten. Aber man hat einen weitern guten Überblick über das thematisch vielseitige Schaffen von Lovecraft und insgesamt gesehen gibt es genug zum Gruseln.
Jedenfalls stellen die Gesammelten Werke einen schönen Abschluss der Bibliothek des Schreckens dar und sollten in keinem Buchregal eines Lovecraftianers fehlen.