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Die Menschen haben das Weltall erobert. Doch nie stießen sie auf Außerirdische, nie gab es Kontakt zu neuen intelligenten Lebensformen. Nach Kriegen und furchtbaren Vernichtungsfeldzügen ist eine zwar fragile, aber tragfähige Machtkonstellation entstanden, die die verschiedenen Fraktionen auf unterschiedlichen Planeten zum ersten Mal seit langer Zeit von Frieden träumen lässt.
In dieser Phase, noch geprägt von dem technologischen und kulturellen Niedergang der Kriegszeiten, geschieht eine Sensation. In einer Region, die nahezu sternenlos und unbesiedelt ist, dem "Splitter im Auge Gottes", taucht ein fremdes Raumschiff aus einer glühenden, riesigen Sonne auf und sendet Signale. Die Menschheit ist begeistert, aber angesichts ihrer Vergangenheit und der militärisch-martialischen Grundausrichtung ihrer Zivilisation sehr vorsichtig. Eine Expedition wird zu dem Schiff gesandt, die untersuchen soll, ob eine Bedrohung von diesen Außerirdischen ausgeht und warum bisher keinerlei Kontakt stattfand.
Die Expedition findet im Inneren des "Roten Riesen", aus dem das fremde Raumschiff kam, einen Sprungpunkt, der zu einem einsamen Sternensystem führt.
Nachdem die Expedition einen ersten Kontakt mit den
Split hergestellt hat, zeigt es sich, dass diese kastenartig aufgebaute Zivilisation über extrem hochqualifizierte Kenntnisse verfügt und als außergewöhnlich hoch entwickelt gelten muss. Doch es mehren sich die Hinweise, dass die Split Informationen über ihre kulturelle Entwicklung verbergen und verschleiern. Die Menschen, anfangs voller Begeisterung und von enthusiastischem Entdeckergeist beseelt, zögern, die Split in ihr eigenes Sternenreich zu führen.
1973 erschien "Der Splitter im Auge Gottes", ein fast neunhundert Seiten langer Science-Fiction-Roman des Autorenduos Larry Niven und Jerry Pournelle. Auch über dreißig Jahre später ist dieses Buch, zahllos viele Auflagen später, immer noch erhältlich. Und immer noch scheiden sich die Geister an diesem Klassiker der SF-Literatur.
Die Hauptkritikpunkte an diesem Werk betreffen die martialisch-kriegerische Grundausrichtung der von den Autoren kreierten Gesellschaftsordnung, die eindimensionalen, wenig überzeugenden Charaktere der Geschichte und die teils äußerst langatmigen Schilderungen und Erläuterungen, die den Text schwer lesbar machen und oft langweilig erscheinen lassen. Auch die Rollenklischees, die Stereotype und - nach dem gerade für die Amerikaner verlorenen Vietnamkrieg - gnadenlos übertriebenen kämpferischen Durchhalteparolen wirken antiquiert und überflüssig.
Doch dem gegenüber stehen einige Gesichtspunkte, die dieses Buch auch nach so langer Zeit noch immer zu einem einmaligen Lesevergnügen machen. Die Brillanz, mit denen Niven und Pournelle eine absolut fremde, hoch komplexe und sehr schwer zu fassende Zivilisation kreieren, ist grandios. Die "Split" sind im Genre Science-Fiction auch heute noch einmalig und nahezu perfekt in ihrer in sich geschlossenen Funktionsweise. Dieser Versuch, fern ab der "E.T.-Klischees" und der üblicherweise völlig anders verlaufenden "Erstkontakt-Szenarien" (die meist völlig friedlich oder in einem Sternenkrieg enden), ist bemerkenswert und unbedingt lesenswert.
Auch die erst sehr gemächliche, fast langatmige Erzählweise der Autoren, die quasi exponentiell spannender wird und gegen Ende dieses Wälzers dem Leser fast den Atem raubt, ist ein Musterbeispiel für gekonnten Aufbau eines so dicken Buches.
Wären nicht die vielen Klischees und stark ins Gewicht fallenden negativen Gesichtspunkte, dieses Buch wäre ein Meisterwerk. So ist es eine Mischung faszinierender Storyelemente und langweiliger und abstoßender Details.
Wer eine einmalige Geschichte lesen will, die ärgert, verstört, begeistert und mitreißt, gelegentlich aber auch langweilt, sollte einen Blick riskieren und sich selbst ein Urteil bilden über "The Mote in Gods Eye".