Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Spannung | |
Nach den ersten beiden Erfolgsromanen "Wächter der Nacht" und "Wächter des Tages" liegt dem Leser nun der dritte Band aus der Saga des russischen Autors Sergej Lukianenko vor.
In dieser Saga geht es vor allem um den ewigen Wettstreit der Lichten und der Dunklen, die aus gutem Grund nicht als "gut" oder "böse" bezeichnet werden, agieren doch beide Seiten in den Grauzonen dazwischen. Im Gleichgewicht gehalten werden diese Mächte vom Großen Vertrag, der verhindern soll, dass eine Seite überwiegend Zugang zu den Menschen erhält. Die Wachen hüten dieses Gleichgewicht, unerkannt von den Menschen und immer unter Beobachtung der Inquisition, der neutralen Instanz in diesem Weltgefüge.
Nachdem in den ersten beiden Bänden die beiden Wachen die Hauptrolle spielten, kommt nun auch die Inquisition zu ihrem Recht. Bisher kamen manche Menschen mit der Begabung auf die Welt, zu einem Anderen zu werden. Sie mussten dann von einem erfahrenen Anderen iniitiert werden und sich unbewusst für eine der beiden Seiten entscheiden. Doch nun könnte das aus dem Lot geraten.
Ein erfolgreicher Geschäftsmann will zu einem Anderen werden, wie er vom Geheimnis ihrer Existenz erfuhr ist unklar, doch beide Wachen und die Inquisition sind gleichermaßen in Alarmbereitschaft versetzt, war es doch bisher unmöglich, einen normalen Menschen zu iniitieren. Sollte dies wirklich möglich sein, die Folgen für die ganze Welt wären verheerend.
Der Auftrag ist es nun, zusammenzuarbeiten, diesen Menschen zu finden und vor allem: den Anderen zu finden, der das Geheimnis offenbarte und so alle in Gefahr brachte. Und zu guter Letzt muss auch aufgedeckt werden, ob an dem Märchen, man könne Menschen mit dem richtigen Zauberspruch zu Anderen machen, nicht doch etwas dran ist.
Wieder ist der Band in mehrere Bücher aufgeteilt, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Doch im Verlauf der Geschichte entdeckt der Leser Zusammenhänge, die sich als nicht zufällig entpuppen und dem ganzen Geschehen Schwung verleihen. Mal wieder geht es um Intrigen, doch wer genau diese bestimmte gesponnen hat, das bleibt sehr lange unklar.
Für den Leser bedeutet "Wächter des Zwielicht" nicht nur spannende Lesestunden, sondern auch und vor allem ein Wiedersehen mit allen alten Bekannten der Saga. Da beide Wachen und auch die Inquisition absolut gleichberechtigt agieren und zur Abwechslung sogar mal zusammenarbeiten, sind Spannungen vorprogrammiert, die erheblich zur Charakterentwicklung beitragen. Man kann sehr gut mitverfolgen, wie es Swetlana, der Großen Zauberin der Nachtwache, ergeht, die sich um ihr Töchterchen sorgt, welcher vorherbestimmt ist, einmal die mächtigste Magierin aller Zeiten zu werden. Anton, Swetas Mann, wiederum erkennt, dass es das reine Gute oder das reine Böse nicht gibt. Doch welchen Wert hat dann noch seine Aufgabe, die Menschen zur lichten Seite bekehren zu wollen, wenn es sowieso nichts endgültig Gutes gibt?
Man kann also gespannt sein auf diesen Band, der wie die beiden ersten aufgebaut ist und doch mehr Einblicke in die Charaktere erlaubt. Handlungsweisen werden immer verständlicher, die Anderen selbst agieren immer menschlicher, diese Entzauberung aber tut dem Romanverlauf gut.
Wie gewohnt lässt sich Anton viel von der Musik leiten, also sind immer wieder die Songtexte verschiedener Bands eingeflochten, was sehr schön seine persönlichen Stimmungen widerspiegelt.
Alles in allem eine gelungene Fortsetzung, die abgeschlossen genug ist, den Leser nicht verzweifelt auf die Fortsetzung warten zu lassen, andererseits aber noch genug Spannung hinterlässt, um immer wieder zu dieser Reihe zurückzukehren.