Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Bildqualität | |
Extras | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
2005 war "The Intruder - Der Eindringling" der meistgesehene einheimische Film in Belgien. Er wurde beim Montréal Film Festival 2005 für den Großen Preis nominiert und lief 2006 auf dem FantasyFilmFest. Seit November ist der Film nun auf DVD im Handel erhältlich.
Brüssel. Der Notfallarzt Tom Vansant ist beliebt bei den Kollegen, verrichtet seine Arbeit gut und kümmert sich liebevoll als allein erziehender Vater um seine Tochter Louise. Doch dann ändert sich sein Leben mit einem Schlag, und aus dem selbstsicheren Tom wird ein von Kummer gezeichnetes Wrack - Louise läuft weg. Monate vergehen, in denen Tom nicht die geringste Spur findet, wo das Mädchen hingelaufen sein könnte, geschweige denn, warum sie überhaupt ausgerissen ist.
Toms Verzweiflung geht so weit, dass sein Job nur noch Nebensache ist und er alle Kraft in die Suche nach Louise steckt. Als er in einer Bar ein Mädchen kennen lernt, das ebenfalls von daheim weggelaufen ist, glaubt er sich endlich am Ziel: Charlotte gibt zu, seine Tochter gesehen zu haben. Eine Spur! Tom nimmt sie mit zu sich nach Hause, damit sie einen Schlafplatz für die Nacht hat. Doch der aufmerksame Wirt sorgt dafür, dass die Polizei am nächsten Morgen bei Tom auftaucht; Charlotte wird zu ihren Eltern zurückgebracht, Tom legt man ans Herz, die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen.
Natürlich ist der verzweifelte Vater alles andere als daran interessiert, das Verschwinden seiner Tochter auf sich beruhen zu lassen. Er reist Charlotte in ihr Heimatdorf in die Ardennen nach und findet heraus, dass diese etwa zur selben Zeit wie Louise verschwand. Obwohl Charlotte plötzlich behauptet, seine Tochter nie gesehen zu haben, bleibt Tom hartnäckig. Seine Nachforschungen stellen sich nach und nach als lebensgefährlich für ihn heraus, denn die Dorfbewohner scheinen ihn so schnell wie möglich weghaben zu wollen ...
Das Spielfilmdebüt von Frank van Mechelen, der bisher im Fernsehformat als Regisseur tätig war, erzählt die Geschichte eines verzweifelten Vaters, der sich einer dunklen Vergangenheit stellen muss. Verkörpert wird dieser Mann von Koen de Bouw, einem der großen belgischen Schauspieler. Charismatisch und mit markanten Gesichtszügen verleiht de Bouw Tom Ausdruckskraft und eine innere Zerrissenheit, die den Zuschauer mitreißt. Komplex und dennoch nachvollziehbar agiert der Darsteller in seiner Rolle, so dass Toms Aktionen nie vorhersehbar, meist aber verständlich sind.
Beginnt der Film zunächst als Drama über einen Vater, der sich nicht mit dem Verschwinden seiner Tochter abfinden kann und dem tiefen Bedürfnis nachgeht, die Vergangenheit aufzudecken, entwickelt sich aus dieser Grundkonstellation langsam ein spannender und anspruchsvoller Thriller. Was versuchen die Dorfbewohner zu verbergen? Warum benehmen sie sich Tom gegenüber so feindselig? Und welches Geheimnis verbindet die beiden Mädchen Charlotte und Louise wirklich, wenn es denn überhaupt eine Verbindung gibt?
Van Mechelen spinnt zielsicher und gekonnt ein Netz aus Halbwahrheiten, Lügen und Vertuschungen. Die Wahrheit lüftet er mosaikartig, und es dauert bis zum unspektakulären, aber packenden Finale, bis der Zuschauer für sich alle Bausteine zusammensetzen kann. Das Ergebnis verblüfft und schockiert und ist unvorhersehbar, wirkt aber auch nicht abstrus konstruiert, woran viele Filme kranken, die eine besonders überraschende Auflösung erzwingen wollen.
Neben fast zwei Stunden Filmlaufzeit erwarten den Zuschauer ein Making Of, Fotogalerien von den Darstellern und vom Set, der Originaltrailer des Films und weitere Trailer aus dem Hause Epix.
Mit "The Intruder - Der Eindringling" liefert Belgiens Filmindustrie einen packenden Thriller, der schnörkellos und ohne Eile seine Sogwirkung entfaltet. Freunde von düsteren, packenden Filmen, die sich auch nicht gegen eine gewisse Melancholie aussprechen, sollten zugreifen.