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Ab und zu spielen uns unsere Augen einen Streich. Jeder hat das schon einmal erlebt. Täuschende Zeichnungen werden immer wieder in der Presse veröffentlicht. Und trotzdem ist es immer wieder verblüffend. Was dahinter steckt, ist nicht so einfach zu erklären. Jedenfalls nicht so, dass es jeder versteht. Deswegen geht der Autor auch etwas anders an das Thema heran. Er lädt den Leser ein, auf sieben Abenteuerreisen mitzukommen. Man braucht keine Vorkenntnisse, aber ein wenig neugierig sollte man schon sein.
Die Neugier stellt sich allerdings ganz von alleine ein, wenn man das ganzseitige Bild, das noch vor dem Vorwort erscheint, betrachtet. Man sieht ein kreisförmiges Gebilde mit Strahlen, die von innen nach außen führen. Es ist der so genannte "Augenstern". Hier wirken Strahlen, die in Wirklichkeit ganz gerade sind, als gekrümmte Linien. So verzerrt das ganze Bild, die in Wirklichkeit exakten Kreise wirken deformiert. Unsere Augen erkennen die Realität nicht.
Um zu verstehen, was hier passiert, werden zunächst der Aufbau des Auges und der Sehprozess beschrieben. Der Leser erfährt, wie die menschliche Wahrnehmung funktioniert. Wie Informationen vom Gehirn weiterverarbeitet werden und schließlich ein Bild entsteht, das nicht unbedingt die Wirklichkeit zeigt. Mit einem Trick kann der Leser dann auch gleich einen Test machen und wie durch Zauberhand einen Bus oder den Busfahrer verschwinden lassen. Auch wenn es so aussieht, als wäre hier Hexerei im Spiel, es ist eine weitere Sinnestäuschung, die jeder leicht nachvollziehen kann. Deswegen ist es an dieser Stelle auch so spannend zu erfahren, welchen Gesetzmäßigkeiten unsere Wahrnehmung folgt.
Der Autor präsentiert viele bekannte und unbekannte Täuschungen in verschiedenen Abenteuerreisen. Darunter sind zum Beispiel geometrisch-optische Täuschungen, die Wahrnehmung von Formen und Helligkeiten, mehrdeutige Wahrnehmungen, die Wahrnehmung von Farben, das räumliche Sehen und Täuschungen, die aus Bewegung heraus entstehen. Der Autor beschreibt genau, warum wir uns täuschen, warum wir Gesehenes falsch interpretieren und was passiert, wenn sich Bilder verschieden deuten lassen. Hier ist der "Necker-Würfel" ein interessantes Beispiel. Nach einiger Zeit des Betrachtens beginnt er zu hüpfen, obwohl wir genau wissen, dass das Bild auf dem Papier sich nicht verändert.
Der Autor versteht es, auch theoretisches Wissen und "trockene" Informationen gekonnt zu präsentieren. Die Texte sind spannend geschrieben und auf Verständlichkeit ausgerichtet. Man merkt, dass der Autor sich immer wieder gefragt hat, was den Leser an bestimmter Stelle besonders interessieren könnte. So stellt er auch immer den direkten Kontakt her, indem er den Leser anspricht. Man wird motiviert, mitzuarbeiten und sich den Selbstversuchen zu stellen.
Die Phänomene, die präsentiert werden, sind oftmals über alle Maßen verblüffend, auch wenn am Schluss das Fazit lauten muss: Auf unsere Augen ist kein Verlass. Aber wenigstens weiß man nun, warum nachts alle Katzen grau sind.
Das Buch ist sehr übersichtlich aufgebaut. Schnell findet man zu den Buchabschnitten, die besonders interessieren, auch wenn man am Ende alles liest, weil es so unterhaltend ist und der Wissensdurst nun mal gestillt werden muss. Der einzige Nachteil ist, dass manchmal das Bild zum dazugehörigen Text erst auf der nächsten Seite erscheint. Dann muss umständlich hin und her geblättert werden.
Es kann gut sein, dass das Thema den einen oder anderen nun nicht mehr loslässt. Dann ist die Bücherliste eine gute Hilfe, um weiteren Forschungen nachzugehen.