Evolution ist ein interessantes Thema: Die Entstehung der ersten, primitiven Lebewesen vor mehr als drei Milliarden Jahren aus ein paar Nukleinsäuren, Proteinen und anderen Grundstoffen und ihre Entwicklung hin zu immer komplexeren und vielfältigeren Formen mit ausgefallenen Anpassungen an ökologische Besonderheiten faszinieren auch zahlreiche Nicht-Wissenschaftler.
Doch die Evolution verlief nicht geradlinig. Mehrmals kam es zu "schlagartigen" Massenaussterben, die das Verschwinden von bis zu 95 % der jeweils vorhandenen Arten zur Folge hatten. Diese heute schwer erklärbaren Katastrophen sind Hauptthema des Buches "Evolution auf der Achterbahn".
In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Mechanismen der Evolution und Störfaktoren wie größere Meteoriteneinschläge und Flutbasalte (eine Art gigantischer Vulkanausbrüche) geschildert und diskutiert; die Autorin beschreibt zudem Eindrücke von ehemals geologisch bedeutsamen Orten und Gegenden, in denen wichtige Fossilien gefunden wurden. Die fünf großen Massenaussterben werden tabellarisch erfasst.
Diese Kapitel dienen sozusagen als Rüstzeug für die darauffolgende Ergründung der größten Katastrophe: am Ende des Perms, vor rund 250 Millionen Jahren. Der Leser lernt die Artenvielfalt des Perms kennen, als die Entwicklung der Säuger bereits anstand, die Folgen des Einschnitts - eine lang anhaltende Armut an Arten und Individuen - und die heute von den Forschern bevorzugten Erklärungsansätze, die vor allem auf einer gravierenden Änderung der Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentration basieren.
Nach einem Einschub in Form eines Abrisses der Entwicklung des Lebens von seinen Anfängen bis zum paukenschlagartigen Ende des Perms geht es um die Dinosaurier, die mit den neuen Umweltbedingungen am besten zurechtkamen und die zuvor auf die Überholspur wechselnden Säugetiere praktisch an den Rand drängten. Deren großer Auftritt wurde durch einen gewaltigen Meteoriten möglich, der die Dinosaurier ausrottete. Oder kamen doch, wie man mittlerweile vermutet, noch andere gravierende Faktoren hinzu?
Zum Schluss betritt der Mensch die Bühne des Lebens, und nachdem die Autorin seine verhältnismäßig kurze Evolution gestreift hat, widmet sie sich der nicht ganz unbegründeten Frage, inwiefern dieses Lebewesen möglicherweise in unmittelbarer Zukunft eine weitere globale Katastrophe auslösen könnte.
Der Inhaltsabriss mag zunächst den Eindruck erwecken, das Buch sei etwas konfus konzipiert; dieser Eindruck bestätigt sich beim Lesen nicht. Das Herausgreifen einzelner geologischer Ereignisse oder auch die Geschichte um die Entdeckung des Quastenflossers, eines bekannten "lebenden Fossils", bevor die chronologische Schilderung der Evolution durch die Jahrmilliarden erfolgt, sensibilisieren den Leser für die Faktoren, die sich auf die Entwicklung einzelner Arten auswirken. Nur wenige Menschen sind sich der Tatsache bewusst, dass Lebewesen ihre Umwelt schon immer in gewaltigem Umfang gestaltet und den gesamten Lebensraum mehrmals fast vernichtet hätten, zum Beispiel durch das Aufkommen der Photosynthese, die den für die damaligen Organismen sehr giftigen Sauerstoff als Abfallprodukt freisetzte und zudem vermutlich für eine lange andauernde Vereisung des Planeten verantwortlich war.
Vor allem jedoch ist diese Art des Herangehens an das zentrale Thema, nämlich die auffallende Diskontinuität der Evolution, sehr spannend nachzuvollziehen. Der flüssige Stil sowie die Anschaulichkeit und Klarheit der Argumentation machen den Text gut verständlich - dennoch ist das Niveau für ein populärwissenschaftliches Buch durchaus beachtlich, es handelt sich um keine seichte Lektüre. Zusatzinformationen werden abseits des eigentlichen Textes in Kästen oder auch tabellarischen Übersichten angeboten. Außerdem findet man zahlreiche Skizzen von bedeutenden ausgestorbenen Tieren und Pflanzen sowie "Weltkarten" der Vorzeit (bekanntlich spielte auch die durch die Plattentektonik hervorgerufene Verschiebung der Kontinente eine wichtige Rolle für Klima und Evolution). Die dargestellten Fakten und Forschermeinungen sind erfreulich aktuell; widersprüchliche Theorien werden sachlich gegeneinander abgewogen.
Der Schluss orientiert sich eng an der derzeitigen Sicht der Klimaänderung, wobei möglicherweise zu wenig berücksichtigt wird, dass wir viele Zusammenhänge der Klimaentstehung sowohl in der Vorzeit als auch heute gar nicht kennen. Die aufgeworfenen Fragen zur Zukunft der vom Menschen dominierten Welt sind auf jeden Fall von großer Relevanz.
Ein gut geschriebenes, aktuelles und faktenreiches Buch, das dem Leser eine tiefe Einsicht in die Höhen und Tiefen der Erdgeschichte gibt, deren Zusammenspiel zu Recht im Titel als Achterbahnfahrt bezeichnet wird.