Wenn es ein Synonym für Prophezeiungen gibt, so lautet dies wohl "Nostradamus". Der französische Apotheker und Arzt, der mit richtigem Namen Michel de Notredame hieß, wurde bereits zu Lebzeiten durch seine Prophezeiungen berühmt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in den vergangenen fast 500 Jahren zahlreiche Mythen und Legenden um ihn und sein Werk gebildet haben. Die Produktion "Nostradamus" vom Discovery Channel hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Schleier aus Halb- und Unwahrheiten zu durchbrechen und den historischen Michel de Notredame näher zu beleuchten.

Der Film beginnt mit einem unvermittelten Einstieg, der zeigt, wie Nostradamus in die Kerker der Inquisition geworfen wird, vor welcher er sich wegen Ketzerei verantworten muss. Von diesem Punkt an nimmt die Geschichte des Propheten ihren Lauf. In einem steten Wechsel zwischen Abschnitten aus seinem Leben und immer wieder eingeblendeten Visionen schreitet der Film voran.

Dieser Wechsel von Biographie und Visionen Michel de Notredames ist leider auch eine der größten Schwächen des Film. Nach einem unvermittelten Einstieg nimmt er sich nicht die Zeit, in Ruhe die Hintergründe des soeben Gesehenen zu rekapitulieren, sondern hetzt videoclipartig durch eine amorphe Masse aus Spielszenen und Visionsszenen. Das Verständnis jedoch bleibt dabei auf der Strecke. Es entsteht der Eindruck, dass der Schwerpunkt für die Produzenten weniger auf dem Doku-, sondern eher auf dem Drama-Aspekt dieser Produktion lag. Das ist bei dem Thema "Nostradamus" sehr schade, denn gerade über diese mysteriöse Persönlichkeit hätte etwas mehr historisch-orientierte Aufklärung gut getan. Medien mit verklärender Intention gibt es dazu wohl genug. Einziges Trostpflaster ist das Booklet, dessen Inhalt wesentlich sachlicher und näher an geschichtlichen Begebenheiten verfasst ist.

Bild- und Tonqualität sind in Ordnung. Leider ist nur die deutsche Tonspur auf der DVD enthalten, auch nach Untertiteln sucht man vergebens.

Bei der Discovery Channel-Produktion "Nostradamus" kann man nur von einer verpassten Gelegenheit sprechen. Endlich wäre es möglich gewesen, den Mythos sachlicher zu beleuchten, als es die einschlägigen populären Werke je getan haben. Doch scheinbar waren die Macher nicht mutig genug, als dass sie sich von dem Event-Aspekt ihres Produktes hätten lossagen können. Übrig bleibt ein zu vernachlässigendes Doku-Drama, das den Rezensenten mit Trauer über die verpasste Chance erfüllt.