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Das Jahr 1921. Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren vorüber und Sherlock Holmes, nunmehr 67 Lenze alt, genießt seinen Ruhestand in einem Hotel in der beschaulichen Gegend von Sussex. Doch der Meisterdetektiv kehrt wieder zu seinen Leisten zurück, als ein Zimmermädchen ihn um Hilfe bittet. Die Getreidefelder ihres Vaters sind von einem merkwürdigen Pilz befallen. Holmes wittert dahinter einen Sabotageakt, der in letzter Konsequenz das britische Königreich ruinieren soll. Doch wenig später verschwinden das Zimmermädchen und ihr Vater. Letzterer wird kurz darauf mit gebrochenen Knochen in den Klippen gefunden. Holmes reist mit Watson nach London, um Proben des verseuchten Getreides zum Landwirtschaftsministerium zu bringen. Allerdings scheint auch die Institution an der Verschwörung beteiligt zu sein, denn die Untersuchungen geraten ins Stocken. Die Ereignisse werden immer mysteriöser, als der Sohn von HolmesÂ’ Erzfeind James Moriarty auftaucht und dem Detektiv ein Buch seines Vaters aushändigt, in dem merkwürdige Andeutungen zu einer Gruppe namens "Orden der Bundeslade" gemacht werden.
Die Rätsel werden immer vielfältiger und undurchschaubarer. Was haben die Ripper-Morde mit den Vorkommnissen zu tun? Welche Rolle spielen Aaron Crowley und sein Bruder Aleister, die einer obskuren Sekte vorstehen? Welches Geheimnis verbergen die Freimaurer, denen auch Watson angehört?
Sherlock Holmes in einem seiner kniffligsten und schwierigsten Fälle.
Das Buch ist in vielen Aspekten ein ungewöhnlicher Sherlock-Holmes-Roman und gehört dennoch mit zu den besten Werken, die nach dem Tode Conan Doyles über den Meisterdetektiv verfasst wurden. In einer einfachen, sachlichen und nüchternen Sprache beschreibt der Autor einen wirklich verwinkelten Fall vor politischem Hintergrund. Viele Charaktere der Holmes-Geschichten treten auf oder werden zumindest erwähnt. Hinzu kommen neue Figuren, wie beispielsweise Stephen Moriarty, der Sohn von HolmesÂ’ Erzfeind. Aber auch historischen Persönlichkeiten wird Reverenz erwiesen, wie Jack the Ripper, Aleister Crowley, Virginia Woolf oder Inspektor Abberline, der seinerzeit den Ripper jagte. Dabei gelingt dem Autor die Charakterisierung von Sherlock Holmes und Dr. Watson wahrlich vortrefflich und er scheut sich auch nicht, dem alternden Meisterdetektiv eine charakterliche Entwicklung zuzugestehen, die Holmes nur noch lebendiger erscheinen lässt. Dabei verzichtet Preyer darauf, die Story aus der Sicht Watsons zu beschreiben, was ihm ermöglicht, die Geschichte von einer ganz anderen Warte aus zu betrachten. Wurden bei Doyle die Alleingänge von Holmes später nur kurz umrissen, so ist der Leser nun immer vorne dabei und schaut dem Detektiv quasi über die Schulter, was bei der plastischen Schilderung der Ereignisse auch nicht schwer fällt. Die erstaunlich gut recherchierten Fakten wurden hervorragend verarbeitet und die Fäden des Knäuels werden zum Ende hin wahrlich meisterhaft verknüpft und entwirrt. Auch den Zeitgeist trifft der Schriftsteller mit sicherem Gespür. Der erste Weltkrieg ist noch nicht lange vorüber und die Angst der Protagonisten vor politischer Abhängigkeit ist deutlich spürbar.
Die Handlung wurde in 16 Kapitel unterteilt und mit zwei gekonnten Illustrationen aufgelockert, die beide Szenen aus dem Roman zeigen.
Das Titelbild von Mark Freier versteht es meisterhaft, die Atmosphäre des Romans einzufangen und zeigt mit dem Symbol der Freimaurer, dem blutigen Rasiermesser und der Silhouette des berühmten Detektivs die Eckpfeiler dieser grandiosen Novelle.
Fazit:
Eins der besten Holmes-Abenteuer. Hochspannend, vor einem historischem Hintergrund spielend und mit einer intelligenten Handlung versehen, wird Sherlock Holmes mit einem der bedeutendsten Fälle der englischen Kriminalgeschichte konfrontiert und in eine Verschwörung höchsten politischen Ausmaßes verstrickt.