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New York, in der Zeit der großen Depression. Die junge Schauspielerin Ann Darrow sitzt frisch auf der Straße, hungrig und ohne Aussicht auf Arbeit. Da macht ihr der passionierte Regisseur Carl Denham das Angebot, mit ihm auf eine Expedition nach Singapur zu kommen, auf der er seinen nächsten Film drehen möchte. Weil Drehbuchautor Jack Driscoll ebenfalls mit von der Partie ist, willigt Ann ein. Was jedoch keiner von ihnen weiß: Denham steuert in Wahrheit eine noch unentdeckte Insel im Pazifik an, von der er sich die perfekte Kulisse für sein Projekt erhofft.
Tatsächlich findet die Crew des Schiffs das von Nebel verborgene Eiland, welches von einer gigantischen Mauer durchzogen ist - und bewohnt! Die aggressiven Eingeborenen entführen Ann und bringen sie dem riesigen Gorilla Kong als Opfer dar, der sie in den Dschungel der Insel verschleppt.
Eine Rettungsexpedition wird zusammengestellt, in der Hoffnung, Ann retten zu können. Die freundet sich mit ihrem haarigen Entführer jedoch langsam an - so wird aus dem Entführer auch bald ein Beschützer, denn im Dschungel wimmelt es nur so von Menschen fressenden, prähistorischen Monstern.
Peter Jacksons Remake des Spielfilmklassikers "King Kong" ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. Neben den hohen Kosten des Films und der für einen Blockbuster sehr langen Dauer konnte man sich auf der Seite
www.kongisking.net Produktionstagebücher ansehen und so die Herstellung des Films vom Beginn der Dreharbeiten bis hin zum Release begleiten und so Informationen über die verschiedenen Bereiche der Produktion gewinnen. Noch nie vorher war man so dicht an der Entstehung eines Hollywood-Großevents dran. Und bereits in diesen Tagebüchern zeigte sich - nach der phänomenalen "Der Herr der Ringe"-Trilogie erneut -, dass die für ein Effektspektakel wichtigsten Eigenschaften seiner Macher, nämlich Kreativität und Phantasie, an diesem Set im Überfluss vorhanden waren. Man wurde auch nicht enttäuscht - kaum ein anderer Regisseur versteht es so sehr wie Peter Jackson, seine kreative Energie dergestalt auf die große Leinwand zu übertragen.
"Warum einen Klassiker schon wieder neu verwursten?", mag man jedoch zunächst fragen. Nun, warum drei "Star Wars"-Prequels herstellen? Warum populäre Romane verfilmen, die jeder kennt? Ganz einfach: weil es Spaß macht!
Und natürlich, weil sich die Tricktechnik im Vergleich zum ersten Remake der Geschichte von 1976 wieder ein gutes Stück weiter entwickelt hat und dadurch ein völlig neues Erlebnis der bekannten Geschichte bieten kann. Etwas anderes macht Peter Jackson mit seinem "King Kong" auch nicht.
Die Möglichkeiten, die er dabei heutzutage hat, nutzt er freilich nicht nur zum Bau exorbitanter Kulissen und Spezialeffekte, sondern er bemüht sich auch, die Geschichte und die Charaktere nicht auf dem Niveau von 1933 bzw. 76 verkrüppeln zu lassen. Der erste Akt des Films, dessen Ende durch das erste Auftreten Kongs markiert wird, nimmt ungefähr eine der über drei Stunden Laufzeit in Anspruch. Hier führt Jackson in aller Ruhe seine Figuren und seine Zeitperiode ein. Entgegen den beiden vorherigen Versionen handelt es sich diesmal bei ihnen nicht bloß um Stereotypen, sondern um dynamische, wenn auch nicht wirklich komplexe Figuren, die innerhalb des Films echte Entwicklungen durchlaufen. Bestes Beispiel: Regisseur Carl Denham. Ist er anfangs noch passioniert und visionär, entpuppt er sich im Laufe des Films immer mehr und mehr als Besessener, der beinahe über Leichen geht, bis er es letztendlich selbst mal bemerkt. Naomi Watts legt eine tolle Performance im Spiel mit dem virtuellen Riesenaffen an den Tag und Adrien Brody macht auch als Actionheld eine gute (wenn auch unterforderte) Figur. Viele der Nebenfiguren, etwa der knurrige Koch Lumpy, weisen die für Jackson-Filme typische Verschrobenheit auf und verleihen so dem Film den für das Entertainment nötigen Sympathiefaktor.
Entertainment? Ach richtig, das gibt es in "King Kong" ja auch ... und wie! Sobald Ann von Kong entführt wurde, lässt einem der Film eigentlich keine Atempause mehr. Viele ausgedehnte Actionsequenzen schließen sich an, in denen die oben erwähnte Kreativität des Teams um Peter Jackson voll zum Tragen kommt. Vor allem eine riesige Dinosaurierstampede mit Expeditionsmitgliedern und Raptoren in der Mitte sowie Kongs großer Kampf gegen gleich drei Tyrannosaurier strotzen nur so vor Einfallsreichtum und visueller sowie akustischer Wucht - von technischer Brillanz darf man ja mittlerweile ausgehen. Später in New York geht es dann mit einer heißen Verfolgungsjagd und natürlich dem tollen Finale auf dem Empire State Building weiter. Das setzt nicht unbedingt neue Standards, macht aber verteufelt viel Spaß.
Aber das sind gar nicht mal die besten Momente in "King Kong". Seine großen Szenen hat der Film dann, wenn Kong und Ann miteinander interagieren, etwa wenn die kleine Frau ihren großen Beschützer mit kleinen Showeinlagen erheitert. Der Affe ist dabei glücklicherweise absolut glaubwürdig geraten, er wirkt von Anfang an im wahrsten Sinne des Wortes "affig" und daher natürlich, ohne je verniedlicht zu werden - etwas anderes als die optimale Balance bei der Titelfigur hätte den Film auch getötet.
So aber nimmt man dem Film die Beziehung zwischen Ann und Kong vollkommen ab. Im Gegensatz zu den anderen beiden Versionen hat die junge Dame diesmal auch wirklich Grund, sich um ihren haarigen Entführer zu sorgen. Kong ist diesmal weder das neugierige Tier wie 1933 noch der freundliche Gefängniswärter aus 1976, sondern Kong als Freund. Und das ist schön!
Wenn man anfangs die Frage stellte: "Warum noch ein Remake?", kann man jetzt noch nachhaken: "Muss der Film denn drei Stunden lang sein?" Nein, muss er nicht. Aber es schadet ihm auch nicht unbedingt. Natürlich hätte man den Anfang ein wenig raffen, ein wenig hier im Dschungel und ein wenig dort im Finale kürzen können, ohne dass der Film merkenswert schlechter geworden wäre. Andererseits bekommt er gerade durch dieses Verweilen bei seinen Figuren eine Menge Herz. Die Beziehung zwischen dem großen, traurigen Affen und der kleinen, blonden Frau ist tatsächlich rührend, und das Ende konnte selbst das harte Herz dieses Kritikers erweichen, was mehr ist, als die meisten anderen Unterhaltungsfilme von sich behaupten können.
Die Altersfreigabe des Films ist ab zwölf, jedoch reizt Peter Jackson mit einigen derben Szenen diese bis aufs Limit aus. Für jüngere Kinder ist dieses Abenteuer deswegen auf keinen Fall geeignet. Alle Älteren werden mit "King Kong" jedoch einen der besten Filme des Jahres 2005 erleben. Ein so reines Stück an Film-Eskapismus voll sprühender Fantasie und Kreativität ist jedenfalls selten. Wie das Original aus dem Jahr 1933 verkörpert dieses spektakuläre, rührende Remake die Essenz des Kinos - und funktioniert eigentlich auch nur so richtig auf der großen Leinwand. Dennoch ist mit dieser Extended Edition mal wieder eine exzellente DVD erschienen, die die Möglichkeiten des Mediums voll ausnutzt.
Technisch ist der Film wie zu erwarten makellos umgesetzt. Das Bild ist gestochen scharf, die Farben und Kontraste sind so satt, wie man sie sich nur wünschen kann. Mit dem 5.1-Soundmix, den die DVD hergibt, kann man noch seine Nachbarn drei Häuser weiter ärgern. Die reinste Augen- und Ohrenweide!
Die erweiterte Fassung macht den ohnehin schon langen Film nochmals um eine Viertelstunde länger - was jedoch kein bisschen schlimm ist, schließlich handelt es sich größtenteils um neue Actionszenen mit unheimlichen Monstern, die wieder viele Hommagen an das Original enthalten. Noch länger als der Hauptfilm ist dann die große Dokumentation auf der dritten DVD, die die gesamte Produktion des Films unterhaltsam aufbereitet, ohne viel bekanntes Material aus den Produktionstagebüchern zu recyceln. Wer Peter Jackson nach "Braindead" schon immer mal wieder ohne Bart sehen wollte, ist hier richtig!
Neben diesen beiden zentralen Features gibt es viele weitere sehenswerte Extras, darunter vierzig Minuten geschnittene Szenen, Outtakes, Vergleiche mit dem Original und sonstige Kuriositäten von der Produktion sowie einen informativen Audiokommentar von Peter Jackson und Drehbuchautorin Philippa Boyens über den gesamten Spielfilm, in dem sie die vielen Nuancen und Hintergründe ihrer Charaktere und Szenen erläutern. Außerdem wird endlich das größte aller Geheimnisse gelüftet: wie Kong nach New York gebracht wurde! Na wenn das keine Anschaffung wert ist ...