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Der Waisenjunge Taran träumt einen Traum, den wohl viele Jungen seines Alters hegen: Er wäre gerne ein berühmter Held, der mit gezogenem Schwert und voller Entschlossenheit gegen das Böse vorgeht. Doch leider ist Taran nur Hilfsschweinehirt auf Colls Hof in Caer Dallben. Seine Aufhabe ist es vor allem, sich um Hen Wen, ein Schwein mit Orakelkräften, zu kümmern. Als Hen Wen jedoch eines Tages ausreißt, sieht Taran sich unversehens in ein ungeheures Abenteuer hineingezogen, denn das Orakelschwein ist nicht ohne Grund fortgelaufen. Auf der Suche nach Hen Wen verläuft Taran sich im Wald und sieht sich plötzlich dem schrecklichen Gehörnten König gegenüber, der ein Diener des bösen Herrschers Arawn ist. In letzter Sekunde wird Taran von Gwydion, einem Fürsten und verehrten Helden, gerettet. Taran kann seine Enttäuschung kaum verbergen, als er sieht, wie abgerissen und gewöhnlich Gwydion aussieht - so gar nicht der strahlende Held, den Taran sich immer ausgemalt hatte.
Schon nach kurzer Zeit ahnt der Junge, dass es zwar leicht ist vom Heldentum zu träumen, dass es aber eine ganz andere Sache ist, auf einer beschwerlichen Flucht zu sein und sich mächtigen Kriegern im Kampf stellen zu müssen. Ganz Prydain ist in Gefahr, denn Arawn sammelt mit Hilfe des Gehörnten Königs bereits seine Heere, um das Land zu überfallen und die Macht an sich zu reißen. Zum Glück trifft Taran mutige Gefährten, die ihm helfen, Hen Wen zu finden und den Gehörnten König und seine Krieger zu besiegen. Und damit fangen Tarans Abenteuer gerade erst an
Unter dem Titel "Taran - Die dunkle Seite der Macht" veröffentlichte der cbj-Verlag die ersten drei Bände der fünfteiligen Chroniken von Prydain. Der erste Sammelband enthält die Bücher "Das Buch der Drei", "Der schwarze Kessel" und "Die Prinzessin von Llyr". Der US-amerikanische Schriftsteller Lloyd Alexander schuf die Taran-Serie in den 1960er Jahren und erlangte einige Berühmtheit durch die Disney-Verfilmung "Taran und der Zauberkessel", die auf den ersten beiden Bänden basiert. Die relativ düstere Verfilmung war im Vergleich zu anderen Disney-Filmen ein kommerzieller Flop, sie hat aber gerade aufgrund der düsteren Stimmung - im Film wird nicht gesungen! - viele Fans. Lloyd Alexander nutzte als Basis für seine Erzählungen walisische Mythen; "Prydain" ist das walisische Wort für Großbritannien.
Die Chroniken von Prydain sind nach heutigen Gesichtspunkten nicht besonders innovativ zu nennen, jedoch muss das bedenken, dass das Angebot an Fantasy-Literatur heute extrem groß ist, dass Alexanders Romane jedoch aus den Sechziger Jahren stammen, als der Markt noch nicht so gesättigt war. Die Taran-Geschichten bestehen zum Großteil aus klassischen Fantasyelementen, die insgesamt eine erfreulich runde Sache ergeben. Obgleich der Autor bisweilen Detailfreude vermissen lässt - gerade bei spannenden Stellen neigt er dazu, in kurze, abgehackte Sätze zu verfallen und die Spannung damit aus der Szene herauszunehmen - lesen sich die Geschichten um den Hilfsschweinehirten Taran und seine Begleiter auch über vierzig Jahre nach ihrem Entstehen sehr gut.
Hübsche Einfälle und eine Menge Humor machen die Bücher sehr lesenswert, vor allem für junge Leser. Lloyd Alexander lässt Taran eine für Kinder sehr nachvollziehbare Entwicklung durchmachen. Zu Anfang langweilt sich der unterforderte Schweinehirt sich und sehnt sich nach Abenteuern, ohne jedoch zu bedenken, dass Frieden und ein wenig heimische Langeweile kriegerischen Verwicklungen vorzuziehen sind. Im Verlauf der Geschichte entwickelt sich Tarans Charakter, er lernt Fehler einzugestehen, Verantwortung für seine Gefährten zu übernehmen und weise zu handeln. Taran erkennt, dass Krieg kein Abenteuer ist. Ein Gewinn für die Erzählung sind die Begleiter, die Taran auf seiner abenteuerlichen Reise trifft. Sie sind vom Autor äußerst liebenswert gestaltet und alle sehr unterschiedlich: der Barde Flewdur Fflam, an dessen Harfe immer dann eine Seite reißt, wenn er lügt, das etwas schnippische Mädchen Eilonwy, das meistens atemlos vor sich hinplappert, jedoch einen scharfen Verstand und Mut besitzt, und Gurgi, ein Wesen halb Mensch halb Tier, das den Leser an eine freundlichere Version von Tolkiens Gollum erinnert.
Insgesamt ist dieser erste Taran-Sammelband, der zudem ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet, sehr zu empfehlen. Für junge Leser ab etwa zehn Jahren bieten Tarans Abenteuer eine spannende und einfallsreiche Mischung aus Fantasy, Abenteuer und Mystik. Älteren Fantasyfans, die die Zeichentrickumsetzung "Taran und der Zauberkessel" kennen und lieben, werden aufgrund des hohen Kultfaktors an den Geschichten Gefallen finden. Im zweiten Sammelband sind im gleichen Verlag unter dem Titel "Taran - Die Reise zum Drachenberg" die beiden Folgebände "Der Spiegel von Llunet" und "Der Fürst des Todes" erschienen.