Mit diesem Gildenbrief wird im Vorwort die Trennung des Rollenspiels Midgard angekündigt. Ab sofort gibt es das Original-Midgard und ein eher schöpferisch angeregtes Midgard, bei dem sich nicht unbedingt an die Rollenspielregeln gehalten werden muss. Ziel dieser Trennung ist, dass es viel interessantes Material für den Gildenbrief gibt, das nicht unbedingt zur offiziellen Lesart der Welt passt. Die Freiheit der Gildenbriefautoren wird somit erhöht und es ist spannend zu sehen, was dabei herauskommt.
Der erste Artikel stammt von Gerd Hupperich und beschreibt Kynodore, ein albisches Fürstentum in Chryseia. Sehr ausführlich wird die Geschichte von Kynodore auf rund vier Seiten beschrieben. Eine kleine Karte zeigt die Beschaffenheit von Kynodore. Die Karte ist nicht von bester Qualität, dafür wirkt sie so, als sei sie auf Midgard selbst gezeichnet worden. Besonders schön ist, dass die Höhenlinien eingezeichnet sind. Die Karte ist damit zwar nicht sonderlich schön, aber lässt sich stilvoll in einem Abenteuer als "Originalkarte" verwenden.
Auf den nächsten vier Seiten wird die Bruderschaft der unbezwingbaren Lanze ausführlich beschrieben, die in Kynodore eine große Bedeutung hat. Dabei gibt es einige allgemeine Informationen zu der Bruderschaft, Hintergrund zu ihrer Glaubenswelt und die Lanzenritter im Spiel. Wie der erste Teil des Artikels ist auch dieser Teil sehr ausführlich.
Der dritte Teil des Artikels beschreibt das Fürstentum Kynodore selbst. Kurz gibt es ein paar allgemeine Informationen zu dem Fürstentum, gefolgt von einer ausführlichen Beschreibung der Burg Anabastria mitsamt Karte. Auch diese Beschreibung füllt fast sechs Seiten. Wie vorher schon finden sich bei der Burgbeschreibung sehr ausführliche Informationen.
Ein schöner, äußerst umfassender Artikel, der sehr viele Informationen enthält und das Fürstentum lebendig werden lässt. Dieser Artikel lässt sich sehr gut als Hintergrundmaterial zu Chryseia verwenden. Ein wunderbarer Part im Gildenbrief.
Von Holger Epp stammt ein Artikel zu Aran, in dem die aranische Heilkunst beschrieben wird. Auf vier Seiten wird Alaman als Verursacher der Krankheiten dargestellt. Dazu findet man Beschreibungen von Heilmitteln aus Aran, Reinigungsritualen, der Chirurgie und Hygiene sowie ein paar Worte zu Spitälern und Ärzten.
Am interessantesten ist die Auswahl aranischer Heilmittel. Diese sind kurz beschrieben, teils mit besonderen Informationen wie Geschmack und Preis. Man findet auch ausgewählte Beispiele für Behandlungskosten aus einem alten Rechtstext, so dass die Zeit nach den Kämpfen in Aran nun wunderbar ausgespielt werden kann.
Passend dazu liefert Arne Steinforth den dritten Teil seiner Beschreibung zu den nördlichen Nachbarn Arans, den Tegaren. Auf acht Seiten werden diesmal Wirtschaft und Handel, Sitten und Gebräuche, Namen, Musik und Pferde vorgestellt. Zu den meisten dieser Punkte gibt es weitere Unterpunkte, so dass man auch etwas über die tegarische Kriegsführung erfährt. Zusätzlich gibt es ein paar Informationen zu den Klöstern der drei tegarischen Gottheiten und den vier Städten in der Steppe. Diese Informationen sind eher kurz gehalten, bieten aber genug Ansatzpunkte zur Eigeninitiative.
Leider ist dies der letzte Teil der Tegarenbeschreibung, aber er rundet diese sehr schön ab. Alles Wichtige, um entweder einen Tegaren zu spielen oder die Tegaren in ein Abenteuer einzubauen, sollte man nun zur Verfügung haben. Das Interesse an den Tegaren wird durch die Artikelserie geweckt, so dass man sich weiteres Material wünscht.
Jörg Schridde führt dann nach Myrkgard. In einer interessanten Geschichte, die im Zweikronenreich spielt, erzählt er, wie es in Myrkgard aussieht. Dazu gibt es einen kleinen Kasten am Rande, der einige Informationen zu Myrkgard in sachlichem Tonfall enthält.
Eine spannende Geschichte, mit der Myrkgard ein wenig mehr Leben erhält und der Leser sich einen besseren Eindruck vom Zweikronenreich machen kann.
In der Rubrik "Rang & Namen" hat Nicky Hasselmann ein paar Informationen über Wladimir Prybil Petroweje Magurownin zusammengefasst. Das ist der Thronerbe des Geltinschen Throns und somit eine bedeutende Persönlichkeit auf Midgard, also eine durchaus interessante Figur die auf einer Seite beschrieben wird.
Den Abschluss des Gildenbriefs bildet ein Artikel zu den Veränderungen in der Neuauflage des Regelwerks, was hat sich also bei der Umstellung des Regelwerks von der dritten auf die vierte Auflage verändert. Sofern man noch nicht die neue Regelauflage verwendet, ist dies ein interessanter Artikel, nach dessen Lektüre man wohl zum neuen Regelwerk greifen wird. Spielt man bereits nach der vierten Auflage, ist der Artikel weniger interessant.
Inhaltlich überzeugt diese Gildenbriefausgabe wieder einmal. Es gibt sehr viele Hintergrundinformationen, aber diesmal kein Abenteuer, dafür Artikel zu drei Ländern, zu denen kein Quellenbuch existiert. Das ist auf jeden Fall abwechslungsreicher, als wenn das x-te Abenteuer zu Alba abgedruckt worden wäre, besonders, da die Artikel sehr umfassend und gut geschrieben sind. Inhaltliche Schwächen gibt es bei dieser Ausgabe nicht.
Damit ist auch diese Gildenbriefausgabe ein absolutes Muss für alle Midgardfans und eignet sich sowohl für Spieler als auch für Spielleiter, da die gegebenen Informationen sich auf Länderhintergründe beziehen und keine großen Geheimnisse verraten.