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Mit "Charlie Bone und der Rote König" ist der lang ersehnte fünfte Teil von Jenny Nimmos spannender Kinderbuchreihe um den Jungen, der in Bilder hineingehen kann, erschienen. Wie bereits der Titel verheißt, geht es nun endlich um den Vorfahren der sonderbegabten Kinder, um den sich letztendlich die gesamte Geschichte dreht: der Rote König.
Nach mehr als einem halben Jahr ist Charlies bester Freund Benjamin endlich wieder aus Hongkong zurück. Doch die Wiedersehensfreude der beiden ist getrübt, denn Runnerbean, Benjamins Hund, ist weggelaufen - obwohl Charlie auf ihn aufpassen sollte. Es stellt sich rasch heraus, dass nicht nur von Runnerbean jede Spur fehlt, sondern dass ausnahmslos alle Tiere aus der Stadt verschwunden sind. Sie scheinen vor einer sich anbahnenden Gefahr zu fliehen. Charlie erhält den beunruhigenden Hinweis, dass er gut auf seine Mutter acht geben solle, da sie in großer Gefahr sei. Gefährlich wird es aber erst einmal für Charlies Großmutter Maisie: Sie fällt einem hinterhältigen Anschlag zum Opfer, der eigentlich Onkel Paton galt. Haben die bösen Darkwood-Schwestern hier ihre Finger im Spiel? Auch sonst geht es äußerst turbulent zu für Charlie: Das Porträt des Roten Königs, das in der Bloor-Akademie hängt, scheint sich verändert haben. Was ist mit dem unheimlichen Schatten, der sich immer bedrohlich hinter der Gestalt des Königs hielt? Warum benimmt Asa Pike, der sich bei Nacht in einen Wolf verwandeln kann, auf einmal so seltsam? Erstaunliche Neuigkeiten gibt es auch, als Charlie ein neues Mitglied der Bloor-Familie kennen lernt. Und in der Schule wird ein großes Fest geplant, an dem einhundert Schulleiter von weiteren Schulen mit sonderbegabten Kindern teilnehmen. Gemeinsam mit Billy Raven, der mit Tieren sprechen kann, gelingt es Charlie, das Fest heimlich zu belauschen. Dabei erfahren die beiden, dass nicht alle Lehrer an der Bloor-Akademie das sind, was sie zu sein scheinen. Insgesamt passiert so viel in diesem neuen Halbjahr auf der Bloor-Akademie, dass Charlie erst wieder daran denkt seine Mutter zu beschützen, als es schon fast zu spät ist
Im Verlauf der Charlie Bone-Romane von Jenny Nimmo haben sich viele lose Fäden angesammelt, so viele, dass man sich als Leser oder in diesem Fall Hörer fragt, wie die Autorin dies alles aufklären will. Tatsächlich ist es der Autorin gelungen, die losen Handlungsstränge in "Charlie Bone und der Rote König" zu einem befriedigenden Schluss zu verknüpfen. Der fünfte Teil der Kinderbuchreihe ist gleichzeitig auch der beste. Es geht endlich wieder spannend zur Sache, es gibt unglaublich viele Entwicklungen in der Handlung, es gibt einen richtig fiesen und gleichzeitig faszinierenden Gegenspieler und alle sonderbegabten Kinder können ihre besonderen Fähigkeiten einsetzen, um Charlie zu helfen - oder, im Fall der bösen Kinder, ihm zu schaden. Endlich wird auch das Geheimnis um den tot geglaubten Lyell Bone gelüftet, worauf die meisten Fans der Reihe wohl am sehnlichsten gewartet haben. Sehr schön wird hier der Bogen zu Band eins ("Midnight for Charlie Bone") geschlagen, denn das Hörbuch findet sein großes Finale in dem Kapitel "Mitternacht".
Ein wenig seltsam mutet an, dass die Charaktere in einer merkwürdig isolierten Welt zu leben scheinen. Weder Charlie noch sein Onkel wissen, was sich im Wald jenseits der Stadt verbirgt. Kaum eine Figur aus dem Hörbuch scheint die Stadt jemals zu verlassen. Dennoch ist die kleine Welt, in der sich Charlie bewegt - sein Leben besteht nur aus den Wochen im Internat und den Wochenende Zuhause - auch ein Vorteil. Das kleine Städtchen, in dem Charlie und seine Freunde leben und in dem sich die unheimliche Bloor-Akademie befindet, ist dem Hörer inzwischen so vertraut, dass er ein lebendiges Bild vor Augen hat. Die Buchhandlung Ingledew, der Platz mit der Kathedrale und das "Café zum glücklichen Haustier" sind Orte, an die man vor seinem inneren Auge gern zurückkehrt.
Die Hörbuchfassung aus dem Verlag Hörcompany wird, wie auch die anderen Teile bisher, sehr gelungen von Peter Lohmeyer gelesen. Er verfügt über ein ausgezeichnetes Repertoire an unterschiedlichen Stimmen, so dass es leicht fällt, die Stimmen von Charlie, Onkel Paton, Grandma Bone, Ezekiel Bloor und anderen auseinander zu halten. Auch sonst hält Lohmeyer sich nicht mit reinem Ablesen auf - wenn Charlie gähnt, spricht auch Lohmeyer gähnend, wenn Charlie isst, spricht Lohmeyer mit vollem Mund. Das Zuhören wird hier zum Vergnügen; bisweilen wird es sogar richtig unheimlich, wenn der Sprecher dem bösen "Schatten" seine Stimme leiht. Die Lesung umfasst auf fünf CDs eine Laufzeit von 395 Minuten. Besonders hübsch ist diesmal die Coverillustration von Regina Kehn gelungen. Im Booklet befindet sich wie immer eine Auflistung der mitwirkenden Personen, so dass man bei der Vielzahl an Namen nicht durcheinander kommt.
"Charlie Bone und der Rote König" ist ein Muss für Fans der Serie und insgesamt viel besser als der etwas enttäuschende Vorgänger "Charlie Bone und das Schloss der tausend Spiegel". Die Geschichte ist spannend durchkonstruiert, etliche Geheimnisse werden gelüftet, und es gibt ein Wiedersehen mit allen beliebten Charakteren aus den Vorgängerbänden. Zudem werden neue Figuren eingeführt.
Der sechste Teil der Charlie-Bone-Reihe trägt den Namen "Charlie Bone and the Wilderness Wolf", der allerdings noch nicht auf Deutsch erschienen ist.