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Lena und ihre kleine Schwester Hanna wachsen im Kloster auf, da sie ihre Eltern sehr früh verloren haben. Ihre Mutter ist irgendwann ohne ein Wort verschwunden und ihr Vater an einer schweren Krankheit gestorben. Das Klosterleben ist nicht leicht. Die beiden Geschwister leben mit anderen Kindern zusammen in einem Zimmer und müssen viele Arbeiten verrichten. Als eines Tages Gaukler in der Stadt sind, wollen Lena und Hanna nichts lieber, als zu deren Vorstellung zu gehen. Doch da sie noch eine Strafe abzusitzen haben, ist es ihnen verboten. Hanna quengelt am Abend aber so lange, bis Lena nachgibt und sie sich heimlich davonschleichen. So machen sich die beiden auf zu den bunten und lustigen Gauklergesellen. Sie verstecken sich in einem der Planwagen und verfolgen gespannt die Aufführung.
Am nächsten Morgen erwachen sie zwischen Stoffen und Kleidern auf dem rumpelnden Wagen. Sie sind eingeschlafen und nun als unfreiwillige Gäste beim fahrenden Volk. Dort werden sie mit Freuden aufgenommen, nachdem sie erklärt haben, dass sie nicht wieder zurück ins Kloster wollen. Hanna soll das Seiltanzen lernen und Lena möchte gerne eine Idisin, also eine Hexe, werden, denn sie weiß, dass ihre Mutter auch eine war. Darum geht sie beim Erlenmann, dem Druiden der Gruppe, in die Lehre.
Als die Gaukler eine Weile später am Gelichterfest teilnehmen, geschieht das Unglaubliche. Hanna verschwindet einfach und ist nicht wieder zu finden. Schweren Herzens muss sich Lena ohne sie auf dem Weg machen. Der Erlenmann offenbart ihr mehrere Tage später, dass ihre Schwester nicht ohne Grund verschwunden sei. Jede Hexe muss eine schwere Prüfung durchlaufen und Lenas Aufgabe wird es sein, Hanna wieder zu finden. So beginnt für Lena eine harte Zeit, in der sie viel lernt und die verschiedensten Aspekte des Lebens, wie die Liebe, kennen lernt, in der Hoffnung, ihre Schwester zurück zu bekommen.
"Nordland" von Karin Schulze führt den Leser in die Welt der alten nordischen Sagen. Man trifft Sagengestalten wie Nornen, Alben, Druiden und verschiedene Gottheiten. Die Basis hierfür bilden reale Überlieferungen, die geschickt in diese Fantasygeschichte verwoben werden. Allerdings beschäftigt sich der Roman auch mit dem Problem, dass die Christen die alten Sagen und somit auch die fantastischen Wesen aus der Welt vertreiben wollen.
Karin Schulze beschreibt äußerst liebevoll die Welt von Lena und ihren Freunden. Der Junge Torga sei hier erwähnt, der zu den Gauklern gehört und den Lena besonders ins Herz geschlossen hat. Die Romanfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, man merkt, dass viel Liebe in der Geschichte steckt. So hat zum Beispiel jeder Einzelne der Gaukler eine eigene Geschichte, die seinen Charakter gut vorstellt.
Die Handlung spielt hauptsächlich in einer realen Welt, in die die fantastischen Aspekte ganz selbstverständlich eingewoben werden. Lena kennt all diese geheimnisvollen Wesen und ihre Sitten zwar noch nicht, aber sie akzeptiert es, dass sie in der Welt genauso ihren Platz haben, wie die Menschen.
Der Roman ist sehr spannend geschrieben und es gibt auch schon mal überraschende Wendungen, denn mache Dinge sind anders, als sie zu Anfang erscheinen.
"Nordland" ist eine Mischung aus Fantasyroman, Märchen und Sage mit offenem Ende, die neugierig auf die Fortsetzung "Nordlicht" macht.