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Maisie Dobbes, Detektivin und Psychologin, seufzt schwer. Kaum einen Tag nachdem sie einen Fall bekommen hat, hat sie zwei weitere Ermittlungen zu erledigen. Und bereits der getötete Zuhälter und das des Mordes verdächtigte dreizehnjährige Mädchen machen Maisie Sorgen. Das Kind hat keine Chance, Polizei und Gericht halten sie für schuldig, einen Anwalt kann die Kleine sich nicht leisten. Doch schlimmer noch ist die Ermittlung im Fall Lawton. Maisie soll den Tod von Rave Lawton beweisen, der im Krieg hinter den feindlichen Linien mit seiner Maschine abstürzte und verbrannte. Sein Vater, der berühmte Strafverteidiger Sir Cecil Lawton, scheint seinen Sohn verachtet, ja gehasst zu haben. Und auch die Bitte ihrer Freundin Priscilla, den Tod ihres Bruders Peter, Soldat im ersten Weltkrieg in Frankreich, konfrontiert sie mit ihrer eigenen, schrecklichen Vergangenheit als Krankenschwester in einem Krieg, der sie alles gekostet hat, was ihr lieb und teuer war.
Maisie macht sich an die Ermittlung der drei Fälle und sieht sich gar gezwungen nach Frankreich zu reisen, um das Verschwinden und den vermutlichen Tod Rave Lawtons und Peter Langdons zu klären. Da werden drei Mordanschläge auf Maisie verübt. Doch wer will sie warum zum Schweigen bringen? Ein Parlamentsabgeordneter und ehemaliger Freund Raves? Eine der drei Wahrsagerinnen, die Lady Lawton um Hilfe bat und die die arme Frau darin bestärkten, dass ihr Sohn noch lebt? Angehörige des Mädchens? Kumpane des toten Zuhälters? Sein wirklicher Mörder? Jemand vom Geheimdienst, der verhindern will, dass sie Peter Langdons Schicksal erhellt? Oder hat gar ihr väterlicher Freund und Mentor Maurice etwas damit zu tun?
2005 erschien "Pardonable Lies", der dritte Roman von Jacqueline Winspear, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt und "Maisie Dobbs" als weibliche Detektivin bei ihren Ermittlungen begleitet. Der ein Jahr später in deutscher Sprache erschienene Roman spielt in der Zeit wirtschaftlicher Depression in England und lässt ein realistisches Bild der Lebensumstände in dieser Zeit entstehen. Markenzeichen der Autorin und ihrer Ermittlerin ist die komplexe erzählerische Verschachtelung mehrer Fälle und Handlungsstränge.
Diese locker geschriebene, mit sehr vielen Namen und Orten versehene Handlung eines über vierhundert Seiten langen Buches wurde in ein Hörbuch mit einer Lauflänge von vierhundertfünfundsiebzig Minuten verwandelt. Die unvermeintlichen Kürzungen vermindern den historisch anmutenden, oft malerischen Charakter der Handlung und die Komplexität der einzelnen Fälle deutlich. Immer noch ist es schwierig, sich zwischen den vielen Personen zurecht zu finden und den Faden der Erzählungen nicht zu verlieren. Dank Sprecherin Franziska Pigulla wird es in keiner Minute langweilig oder öde. Jede einzelne Szene wird so gekonnt vorgetragen, dass man fasziniert lauscht und Maisie Dobbs fast lebendig vor Augen hat. Keineswegs einfach ob der vielen, scheinbar banalen Schilderungen fast jedes noch so kleinsten Details - und sei es die Farbe und Gestalt der Melone auf dem Kopf des Gegenübers - gelingt es Franziska Pigulla Spannung zu erzeugen, Intimität mit den Figuren herzustellen und die oft ins übersinnliche kippende Stimmung auf einem erträglich realistischen Maß zu belassen. Hier sind die Kürzungen, die der Roman erfahren hat, am sinnvollsten und positivsten. Liest sich das Buch gelegentlich wie ein Mysterie-Roman einer Eingeweihten, fällt dieser Aspekt im Hörbuch angenehm zurück und verbleibt im Hintergrund. Dies führt zu deutlichen Vorteilen des Hörbuchs gegenüber dem Roman und beweist, dass diese Form der Literatur durchaus zu besseren und markanteren Ergebnissen führen kann, als es die Vorlage möglich zu machen scheint.
Dieses Hörbuch ist dank der Leistung der Sprecherin ein spannendes, ein wenig mystisch angehauchtes, immer aber kurzweiliges Vergnügen und dem Buch unbedingt vorzuziehen.
Sehr gut ist die Idee, die sechs CDs abwechselnd gelb und blau zu bedrucken. So kann man sich kaum in der Abfolge vertun und nett anzusehen ist es auch noch.