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ZUM INHALT
Etwas Unheimliches geht in London um. Saul Garamond, der fälschlicherweise für den Tod seines Vaters verantwortlich gemacht wurde, spürt es nur allzu bald. Ein Schatten dringt in seine Zelle ein, ein Schatten, genannt König Ratte, und entführt ihn in eine fremde Welt unter den Straßen Londons. Dort lernt Saul sein Erbe und seine wahre Abstammung kennen. Der Rattenkönig will ihn für seine Zwecke einspannen: die Rache an seinem alten Erzfeind, dem Rattengänger von Hameln, der erneut durch die Straßen wandert, diesmal nicht mit einer Flöte, sondern mit modernster Technik...
REZENSION
Vor gut zwei Jahren besuchte mich ein Bekannter auf der Insel und brachte mir ein Buch mit, das ihn begeistert hatte: KÖNIG RATTE.
Saul Garamond wird verdächtigt, seinen Vater aus dem Fenster gestoßen zu haben und findet sich im Handumdrehen in einer düsteren Gefängniszelle wieder. Doch der geheimnisvolle König Ratte befreit ihn von dort und bringt Saul in sein Königreich unter der Stadt. Ihre abenteuerliche Flucht führt sie über die Dächer von London bis hinab in die Kanalisation.
Auch in Sauls Adern soll Rattenblut fließen, so lautet die ungeheuerliche Behauptung des Rattenkönigs an den Jungen, der von einem Tag auf den anderen seiner bisherigen Welt entrissen wird. Nichts hat mehr Bestand, alles ist anders und vieles fraglich.
Die wenigen Spannungsmomente der Handlung basieren auf brutalen Morden an zwei Polizisten und eines Freundes von Saul, der entführt und zerstückelt wird
Der Täter ist der Erzfeind aller Ratten - der Rattenfänger von Hameln. Der gewalttätige Flötist, der zeitgemäß in einem DrumnBass-DJ-Projekt mitmischt, zu dem auch Natasha, eine jungen Musikerin aus Sauls Freundeskreis gehört, hat es ganz besonders auf die königliche Familie der Nager abgesehen, wozu sich nun auch Saul zählen muß.
Die besten Freunde des Rattenkönigs sind Anansi, der Spinnendämon, Loplop, der Vogelkönig, Hundekönigin Kataris, Katzenkönig Tibault und Fliegenherrscher Bub. Sie stehen Saul und "seinem" bedrohten Rattenvolk im Kampf gegen den Rattenfänger zur Seite.
Das Ende sei nicht erwähnt, um dem Leser nicht die Spannung zu nehmen.
Ich muß gestehen, China Miévilles Erstlingswerk, das das Thema der Rattenfänger von Hameln-Sage aufgreift, hinterließ bei mir nach dem Lesen ein ambivalentes Gefühl. Der Autor weiß zu erzählen, soviel steht fest. Auch der Plot ist interessant gewählt und wirft ein gutes Licht auf die moderne Phantastik. Er lehnt sich an klassische Fantasy an und würzt sie mit modernen Szenarien. Aber gerade da setzt meine Zwiespältigkeit ein, denn genau das moderne Umfeld nimmt für mich der Erzählung oftmals die atmosphärische Dichte. Was noch schlimmer ist: es kappt allzu früh jegliche Spannungsbögen, weil immer wieder langatmig erklärend von den Jungle-Beats innerhalb des jetztzeitlichen Handlungsbogens die Rede ist.
Ansprechender ist nur die mystische Welt - von Märchen und Legenden erfüllt - des unterirdischen Reiches des Rattenkönigs, als dessen künftiger Erbe sich Saul entpuppt, und die zu kurz kommt.
Richtig langweilig wird es aber an den Stellen, in denen das Buch einem Londoner Stadtführer gleichkommt.
Fazit: Dem Autor ist es leider nicht gelungen die einzelnen Erzählebenen zu einem ausgewogenen Ganzen zusammenzufügen.