Der Mensch hat in der Evolution im Gegensatz zu anderen Lebewesen eine enorme Entwicklung hinter sich gebracht. Über Tausende von Jahrhunderten hinweg entwickelten wir uns zu einer kulturschaffenden Spezies, die mit unseren Vorfahren aus der afrikanischen Savanne scheinbar kaum noch etwas gemeinsam hat. Sicherlich müssen wir heutzutage nicht mehr tagelang um unser Lager streifen, um Nahrung zu sammeln oder zu erlegen. Wir bauen gezielt Nahrung an, züchten uns Tiere, welche wir schlachten und essen, wir manipulieren Gene, um die Produktivität zu steigern. Die Produkte, welche aus diesen und anderen Maßnahmen gewonnen werden, kaufen wir einfach.
Doch in jedem von uns sind die Anlagen von Jahrtausenden der Entwicklung. Professor Robert Winston, selber Arzt, versucht im Laufe der Dokumentation den Zuschauern zu vermitteln, dass unsere instinktiven Verhaltensweisen genauso funktionieren wie vor hundert oder tausend Jahren. Angst, Wut, Mitleid, Aggression und Fortpflanzungstrieb sind einige dieser Verhaltensmuster, welche damals wie heute eine lebenswichtige Funktion haben und auch in der heutigen aufgeklärten Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle spielen, obwohl wir durchaus versuchen, diese zu kontrollieren oder zu unterdrücken.
Diese vierteilige Sendung ist auf zwei DVDs aufgeteilt. Auf der ersten werden die Themen "Überleben um jeden Preis" und "Auf Sex programmiert" präsentiert.

"Überleben um jeden Preis"
Unser Instinkt zum Überleben wird vor allem in gefährlichen Situationen aktiviert. Bereits Neugeborene verfügen über ein gewisses Mindestmaß dieser Schutzfunktionen. Sie reagieren auf bittere und säuerlich schmeckende Nahrung, obwohl diese nicht zwangsläufig giftig sein muss. Bitterstoffe und Säuren sind aber Warnhinweise, welche in der Natur weite Verbreitung finden. Hingegen werden süßlich schmeckende Nahrungsmittel als ungefährlich eingestuft.
Auch reagiert der Körper auf Gefahr, bevor wir diese bewusst wahrnehmen. Der Mensch kann eine drohende Gefahr förmlich riechen. Alle physiologischen und psychologischen Abläufe beim Menschen in einer Gefahrensituation geschehen unbewusst und lassen sich nur schwer oder gar nicht beeinflussen. Der Mensch, ebenso wie Tiere, möchte überleben, koste es, was es wolle.

"Auf Sex programmiert"
Der mitunter stärkste Treib bei Tier und Mensch ist der Sexualtrieb. Der Vorwurf, dass Männer fast immer wollen und Frauen selten, ist nicht unbedingt falsch. Auch das gängige Vorurteil, dass Frauen lieber einen Millionär haben wollen als einen in ärmlichen Verhältnissen lebenden Mann, ist ebenso nicht ganz falsch. Um das Fortbestehen der Spezies zu sichern, ist es erforderlich, sich zu vermehren. Doch wer trifft letztendlich die Entscheidung, wer sich vermehren darf? Heutzutage wird davon ausgegangen, dass die Frau die endgültige Entscheidung fällt, denn sie ist es, welche schwanger wird. Die Mechanismen der Partnerwahl sind eigentlich recht einfach. Der bessere Genpool ist eine Voraussetzung für ein sicheres Überleben. Doch dieses allein reicht nicht aus.
Bei der Wahl des Partners spielt der individuelle Geruch von Mann und Frau eine entscheidende Rolle. Wer genetisch zueinander passt, kann sich meist auch riechen.

Diese von der BBC produzierten Dokumentationen sind auf qualitativ hohem Stand. Durch geschicktes Zusammenschneiden von Bildern und sehr einfach nachvollziehbaren Fallbeispielen und durch geschicktes Überleiten von Szenen sind die Inhalte gut verständlich. Ebenso ist die Ton- und Farbqualität sehr gut und das Einbinden von Computeranimationen gestaltet diese Sendungen sehr kurzweilig.
Eine Einzelsendung dauert ungefähr 45 Minuten und gibt leicht verständlich den heutigen Kenntnisstand wieder. Sicherlich kann die Sendung für sich nicht den Anspruch erheben, den kompletten Wissensstand zu vermitteln. Dennoch animiert sie sicherlich dazu, sich weiter mit dem Menschen und seinem Verhalten zu befassen.
Leider gibt es nur eine knapp zwanzig Minuten dauernde Trailershow als einziges Extra, ein begleitendes Booklet sucht man vergebens. Auch der hohe Kaufpreis ist ein Minuspunkt, ebenso, dass nur eine Tonspur zur Verfügung steht.

Produktion: GB 2002