Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Extras | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Das leise Knacken im Dachgebälk
das Zuschlagen eines Fensters oder einer Tür
das Knarren des Holzfußbodens
Geräusche, die man in seinem Zuhause so sehr gewöhnt ist, dass man sie kaum mehr wahrnimmt. Aber was, wenn hinter diesen Geräuschen mehr steckt als ein Windstoß oder altes Holz? Dieser Frage geht Regisseur Guillem Morales in seinem Film "Uncertain Guest - Du bist nicht allein" auf den Grund.
Félix ist ein Mensch, der viel Freiraum braucht. Bis vor kurzer Zeit lebte er gemeinsam mit seiner Freundin Vera in einem dementsprechend riesigen Haus mit mehreren Etagen und zahlreichen Zimmern. Doch seit Vera ihn verlassen hat, ist er allein dort. Die Einsamkeit und Stille stören ihn nicht, wenngleich er der kaputten Beziehung nachtrauert.
Als eines Abends ein fremder Mann an seiner Tür darum bittet, bei ihm telefonieren zu dürfen, obwohl sich gleich vor dem Haus eine - angeblich defekte - Telefonzelle befindet, lässt Félix ihn herein. Er zieht sich sogar in ein anderes Zimmer zurück, während der Mann telefoniert
doch als er zurückkehrt, ist der Fremde verschwunden.
Dieses seltsame Ereignis wird jedoch erst zum echten Problem, als Félix nach und nach das Gefühl beschleicht, nicht mehr allein im Haus zu sein. Ist es nur der psychische Stress durch die Trennung von Vera, der ihn Gespenster sehen lässt - oder ist dieses "Gespenst" etwa ein ungebetener Gast, der sich heimlich in seinem Haus eingenistet hat? Félix schwankt zwischen dem Bedürfnis, das Rätsel zu lüften, und der Angst vor dem Unbekannten, die so weit führt, dass er nachts in der Garage in seinem Auto schläft. So kann es nicht weitergehen, das weiß Félix selbst. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und Félix Leben ändert sich grundlegend
Ein interessanter Film ist Morales mit "Uncertain Guest" gelungen. Gekonnt spielt er mit den Erwartungen des Zuschauers, erfüllt sie oder führt sie gänzlich ins Leere, so dass man nie genau weiß, was einen als Nächstes erwartet. Das allein macht jedoch nicht die Stärke des Films aus - die nämlich liegt darin, dass man zwei gänzlich unterschiedliche Filmhälften zu Gesicht bekommt, denn jene berühmt-berüchtigte Wendung, die so viele Thriller gegen Ende des Films erfahren, um den Zuschauer noch einmal so richtig zu erschüttern, findet hier bereits zur Halbzeit statt, um einen angenehm inszenierten Knalleffekt zum Ende hin folgen zu lassen.
Diese interessante Stärke des Films kann sich aber - je nach Geschmack - auch negativ auswirken. Ist die erste Hälfte noch atemlos spannend und mitreißend, verlagert sich der Schwerpunkt im Folgenden auf einen fast traumähnlichen Surrealismus, der trotz seiner Befremdlichkeit immer noch im Bereich des Vorstellbaren liegt. Eine gewagte, aber hier gelungene Kombination.
Dabei verzichtet Morales dankenswerterweise auf komplett übersinnliche Elemente, die die realistische und beklemmende Atmosphäre des kühlen Films hätten zerstören können. Die dargestellten Ängste sind natürlich und dem Menschen durchaus vertraut. So zehrt der Thriller von einer prickelnden Spannung, die nicht durch aufgesetzte Effekte und übertriebene Musikuntermalung entsteht, sondern die allein aus den ruhigen Bildern und Andoni Gracias tollem Spiel als Félix heraus zum Tragen kommt.
An Extras bieten sich ein Trailer des Films und Trailer weiterer Filme aus dem Hause Koch Media, eine Bildergalerie und ein Making-Of an - leider etwas bescheiden für diesen spanischen Geheimtipp, den man guten Gewissens weiterempfehlen kann. "Uncertain Guest" ist bestimmt kein konventioneller Thriller, leider aber auch ein filmisches Wagnis durch die beiden unterschiedlichen Filmhälften. Aber eine Sichtung hat das interessante Machwerk allemal verdient.