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Zehn Jahre hält nun schon das zweisame Glück von Marie und Michel an. Einzig der fehlende Kindersegen kann dieses Glück etwas trüben, ehe Michel zu den Waffen gerufen wird. Zusammen mit einem eigens finanzierten Trupp muss er nach Nürnberg ziehen, um von dort aus in den Kampf gegen die aufständischen Hussiten zu ziehen.
Doch nicht jedem gefällt, dass Michel Adler als Gleichberechtigter mit in der Schlacht kämpft. Vor allem den Adeligen ist Michel, ein gebürtiger Wirtssohn, ein Dorn im Auge - allen voran Ritter Falko von Hettenheim, der es vor allem auf Michels Frau abgesehen hat, da er der Meinung ist, dass selbst eine verheiratete Hure noch jedem zu Diensten zu stehen hat.
Deswegen gibt sich Ritter Falko auch keine Mühe sich mit Michel gut zu stellen.
Marie sieht in diesem Verhalten schon dunkle Wolken der Vorahnung, doch sie möchte Michel den Abschied nicht schwerer machen, als er für beide schon ist, und so bleibt sie standhaft und verabschiedet den Mann ihres Herzens. Sie bleibt daheim zurück und versucht sich damit zu trösten, dass Michel von ihr erwartet, dass sie ihr Bestes gibt.
Maries einziger Trost ist ihre alte Freundin Hiltrud, die auf einem Bauernhof in der Nähe lebt und Marie beisteht, während schlimme Alpträume, die Michel verletzt oder sogar tot zeigen, ihr den Schlaf rauben. Aber die beiden Freundinnen haben auch glückliche Stunden, denn Hiltrud ist es, die erkennt, dass Marie guter Hoffnung ist. Das Einzige, was Maries Laune jetzt noch trübt, ist das Ausbleiben ihres Mannes, während die Monate ins Land streifen. Ob er überhaupt noch lebt - und wenn nicht, was wird dann aus Marie?
Mit "Die Kastellanin" führt Iny Lorentz den Leser zum zweiten Mal zu ihren Figuren Marie und Michel, denen die vergangen zehn Jahre seit den Ereignissen aus "Die Wanderhure" wohl gesonnen waren. Doch das Mittelalter ist eine unruhige Zeit - auch für die gebürtigen Bürgerlichen, die sich durch das Wohlwollen des Pfalzgrafen und des Königs ein Leben im Wohlstand aufbauen konnten. Natürlich sind Neider nicht fern geblieben, die nun in diesem Buch dem Paar gleich mehrmals das Leben zur Hölle machen. Aber auf ein Happy-End ist zu hoffen, denn der dritte Teil der Wanderhuren-Trilogie, "Die Rückkehr der Wanderhure", wartet ja noch auf ihre beiden Hauptfiguren.
Hier komme ich auch zu meinem kleinen Kritikpunkt, denn die Titelgebung ist etwas unglücklich ausgefallen. Dadurch, dass "Die Wanderhure" und "Die Rückkehr der Wanderhure" im Titel Gemeinsamkeiten haben, fällt die "Die Kastellanin" doch etwas aus dem Rahmen und läuft Gefahr einfach schlichtweg übersehen zu werden - selbst wenn "Die Kastellanin" als Titel durchaus zum Inhalt des Buches passt. Im Gesamtblick auf die Reihe wirkt er jedoch einfach unstimmig. Aber man kann den Leser beruhigen, "Die Kastellanin" lässt sich auch ohne den Vorgängerband "Die Wanderhure" lesen, sollte man einzeln über ihn gestolpert sein. Sicherlich sind einige Andeutung besser zu verstehen, wenn man "Die Wanderhure" gelesen hat, aber es ist nicht zwingend notwendig, da die Geschichte für sich sehr schlüssig und abgerundet ist.
Wie auch in Vorgängerband wurde für das Cover ein berühmtes Gemälde verwendet. Diesmal handelt es sich um "Maria Magdalena" aus der National Gallery, London.
Auch bietet dieses Buch am Ende noch eine kleine Leseprobe aus "Das Vermächtnis der Wanderhure" um einen Vorgeschmack auf diesen Folgeband zu geben.
Ansonsten lässt sich sagen, dass "Die Kastellanin" sich gut zwischen "Die Wanderhure" und "Die Rückkehr der Wanderhure" einreiht. Iny Lorentz greift auch in "Die Kastellanin" auf ihre bewährte Mischung aus Romantik und Drama zurück, die sich durch das ganze Buch hindurchzieht, eine ständige Steigerung bis zum Ende hat und sich dadurch flüssig lesen lässt. Allerdings hebt sich das Buch dadurch auch nicht sonderlich von den anderen Büchern der Reihe ab und ist damit durchweg das, was man erwartet hat. Daraus resultiert eine durchaus solide Bewertung, aber auch nicht mehr, dafür fehlt dem Buch einfach "das gewisse Extra".