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Jonathan Harker ist mit einem dringenden Auftrag nach Transsylvanien gereist. Unter äußerst merkwürdigen Umständen wird er zum Schloss des Grafen Dracula gebracht. Die Warnungen der Dorfbewohner und einige makabere Ereignisse auf der Reise durch die verschneite Berglandschaft machen Jonathan Angst, doch er muss dienstlich mit dem Grafen konferieren.
Dracula hat Jonathans Dienstherren ersucht, ihm einige Gebäude in London vorzustellen. Bereits das erste Zusammentreffen mit dem Grafen bestärkt Jonathan Harker in dem Verdacht, dass hier Unheil und Verderben auf ihn wartet. Doch er kann zu seinem Entsetzen das Schloss nicht verlassen. Als Gefangener des Grafen handelt er einen Vertrag zum Kauf eines alten Anwesens aus und schreibt mehrere Briefe, die er vordatieren muss. Immer deutlicher wird es dem jungen Anwalt, dass er dem Grafen nicht nur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, sondern dass das Datum des letzten Briefes sein Todestag sein wird.
Am Morgen dieses Tages verlässt der Graf das Schloss. Mit ihm werden fünfzig große Kisten voller Erde abtransportiert. Jonathan Harker sieht sich den drei schrecklichen geisterhaften Frauen ausgeliefert, die der Graf mehrfach daran hinderte, ihn zu vernichten. Jonathan versucht, an der Außenmauer des Schlosses hinabzuklettern um diesem Grauen zu entgehen. Wohlwissend, dass die mehrere hundert Fuß tiefe Schlucht unter seinem Fenster sein sicherer Tod ist, wenn er fehltritt.
Währenddessen beginnt in London das Verderben Einzug zu halten. Lucy, die beste Freundin der Verlobten Jonathan Harkers, scheint plötzlich an akuter Blutarmut zu leiden und ist des sicheren Todes, wenn nicht Hilfe geholt wird. Ein Freund des Verlobten Lucys ruft Doktor Van Helsing zu Hilfe. Der ist erschreckt über die Begleitumstände, will aber nicht erklären, welchen Verdacht er hegt. Mehrere Bluttransfusionen scheinen Lucys Leben retten zu können, aber der unsichtbare Feind holt zu einem fürchterlichen Schlag aus und Van Helsing und seine Freunde erkennen fast zu spät, wer ihr übermächtiger Gegner ist.
Im Jahre 1897 schuf der Ire Bram Stoker einen Mythos. Unzählige Verfilmungen, Hörspiele und Hörbücher wurden in den folgenden Jahrzehnten geschaffen. Oft nahmen es die Regisseure und Autoren nicht sehr genau mit der Vorlage und die unterschiedlichsten Versionen kamen in die Kinos und den Buchhandel.
Erst ein Jahrhundert später wurde der Versuch einer möglichst werkgetreuen Variante gewagt. In Anbetracht der oft altertümlich wirkenden Sprache, der sehr romantisierenden Darstellung von Liebe und Freundschaft und der wenig ansprechenden Form des ursprünglichen Textes als Tagebuch und Briefroman ist dies kein geringes Wagnis. Doch dem deutschen Grammophon-Verlag gelang es, versierte Sprecher, einen erfahrenen Regisseur und zahllose motivierte Helfer für dieses Projekt zu gewinnen.
So baut sich bereits nach wenigen Minuten eine fantastische, gruselige Atmosphäre auf. Die sehr gut aufgelegten Sprecher, eine sehr gelungene, die morbide Stimmung unterstützende musikalische Untermalung und der bewusst fast unveränderte Text erzeugen ein derart realistisches Bild, dass man unweigerlich mitfiebert und vor Entsetzen den Atem anhält, wenn Graf Dracula seinen Auftritt hat. Mehr als in allen Verfilmungen und mehr oder weniger den Originaltext missachtenden Hörbüchern gelingt es dieser Produktion die Wirkung des Buches zu erzielen, ja zu übertreffen.
Ohne Zweifel wird nicht jedem Hörer der Stil dieses Werkes zusagen. Doch wer dem oft seltsamen Satzbau, den ungewohnten Formulierungen und teils arg kitschigen Passagen Zeit lässt, ihre eigentümliche Wirkung zu entfalten, wird sich keine Sekunde dieses Hörbuches langweilen oder um Kürzung und Modernisierung bitten.
Nervig sind nur einige der Geräusche, die überlaut ein Verständnis des jeweiligen Sprechers verhindern oder zumindest mühsam machen. Auch die Klangeffekte, die der Stimme des Grafen in einigen Szenen aufoktroyiert wurden, wirken fehl am Platz. Negativ fallen aus heutiger Sicht zwar einige inhaltliche Fehler ins Gewicht - so ist eine viermalige Bluttransfusion in Unkenntnis der jeweiligen Blutgruppe der Probanden kaum eine medizinisch korrekte Vorgehensweise - doch sind sie dem mehr als ein Jahrhundert alten Text geschuldet und bewusst nicht korrigiert oder ausgespart worden.
Fazit: "Bram Stoker?s Dracula" ist eine Hommage an den unsterblich (Achtung: Wortwitz) gewordenen Iren. Sie ist werkgetreu und auch heute noch ein Beispiel für ein Stück faszinierende Horrorliteratur. Die Produzenten und die Regie haben fast alles richtig gemacht. Diese sechs Stunden sind ein echter Hörgenuss und jedem Horror-Fan zu empfehlen.