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Vier Romane um das kriminelle Superhirn Artemis Fowl sind in Deutschland bereits erschienen, die Übersetzung des fünften Bandes - "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" - ist derzeit in Arbeit. Um seinen Lesern die Wartezeit zwischen viertem und fünftem Buch der Reihe zu versüßen, hat Erfolgsautor Eoin Colfer 2004 eine Art Kompendium zu seiner Bestseller-Reihe geschrieben, das nun - im November 2006 - unter dem Titel "Artemis Fowl - Die Akte" auch auf Deutsch erschienen ist.
Blaue SpinnenHolly Short ist die erste weibliche Elfe, die jemals für eine Ausbildung zum Aufklärungsofficer im Erdland zugelassen worden ist, und ihre Rolle ist damit nicht gering. Zahlreiche Neider missgönnen ihr ihre Chance und die Ausbilder - allen voran Commander Root - nehmen sie besonders hart in die Mangel. Denn wenn Holly als Vorreiterin versagen sollte, dann würde den Frauen die Möglichkeit, in den ZUP-Dienst zu treten, wieder versagt werden.
Doch Holly ist schlau und zäh - allerdings gehört es nicht gerade zu ihren Stärken, Befehle zu befolgen. So auch am Tag ihrer Prüfung, als sie versuchen muss, ihren Commander in einem anstrengenden Versteckspiel zu überlisten und zu besiegen. Denn als Commander Root von seinem durchgedrehten Bruder überrumpelt und festgehalten wird, beginnt Holly mit einer gewagten Rettungsaktion ...
Der siebte ZwergMan kann ruhigen Gewissens behaupten, dass Mulch Diggums schon viele Erfahrungen in Bezug auf Einbrüche und Diebstähle gesammelt hat. Doch trotz seiner Fähigkeiten als Zwerg erscheint ihm dieser Coup zu einfach. Obwohl ihm sein Gefühl rät, sich schleunigst aus dem Staub zu machen, nähert sich Mulch gierig dem Schmuckstück, auf das er es abgesehen hat. Plötzlich stehen ein blasser Junge sowie ein hünenhafter Glatzkopf im Raum und versperren dem Zwerg die Fluchtmöglichkeiten - zweifellos das Superhirn Artemis Fowl und dessen Leibwächter Butler.
Artemis macht Mulch das Angebot, bei einem Diebstahl mit ihm zusammenzuarbeiten, und erpresst den Zwerg damit, dass er ihn - sollte Mulch ihm nicht helfen wollen - an die Zentrale Untergrund Polizei (kurz ZUP) ausliefern würde. So willigt Mulch schließlich in Artemis Plan ein. Dieser hat vor, das wertvolle Diadem der chinesischen Diplomatin Lady Fei Fei zu stehlen, da er den einzigartigen Diamanten für einen von ihm entwickelten Laser benötige. Doch noch ehe Artemis hatte zuschlagen können, war das Diadem bereits von einer aus sechs Zwergen bestehenden Artistengruppe gestohlen worden.
Nun hat Artemis einen Plan entwickelt, wie er das Schmuckstück doch noch in seine Hände bekommen kann, und Mulch spielt in diesem Plan eine bedeutende Rolle ...
"Artemis Fowl - Die Akte" ist ein dünnes Büchlein mit rund 170 Seiten Umfang und enthält zwei für die deutschen Leser neue Geschichten aus dem "Artemis Fowl"-Universum, von denen eine ("The Seventh Dwarf") bereits 2004 als gesondertes World-Book-Day-Buch erschienen war und dem einen oder anderen Leser somit vielleicht schon bekannt sein dürfte. Mit seiner Erzählung "Blaue Spinnen" berichtet Eoin Colfer die Vorgeschichte Hollys und wie diese der ZUP beigetreten ist, in "Der siebte Zwerg" erfährt der Leser von einem Coup Artemis, der sich zeitlich zwischen den ersten beiden Bänden der Reihe ansiedeln lässt. Die Erzählungen umfassen jeweils rund sechzig Seiten und lassen sich flüssig lesen, doch eine gänzlich befriedigende Wirkung können sie leider nicht hinterlassen, obwohl sie dem typischen "Artemis Fowl"-Charakter entsprechen.
Auch mit den verbleibenden fünfzig Seiten ergeht es dem Leser nicht viel anders. Hier finden sich Rätsel, ein Artenführer, Interviews mit den Protagonisten, Artemis Jahreszeugnis, eine Übersicht über die Shuttlehäfen der Unterirdischen und einige kleine Dinge mehr, doch wird dies alles auf wenigen Seiten und recht lieblos abgehandelt. Fast könnte der Eindruck entstehen, dass man einen Vorwand brauchte, um die beiden "Artemis Fowl"-Geschichten kommerziell nutzen zu können, und so die Lücke zu schließen versuchte. Die Rätsel sind - selbst für jüngere Leser - viel zu leicht, die Charakterisierungen im Artenführer plump und einfallslos, die Beschreibungen von Foalys Erfindungen knapp und unbefriedigend.
Fazit:
Eingefleischte Fans werden auf dieses Buch wohl kaum verzichten wollen, sollten jedoch nicht allzu enttäuscht sein. Einziger Lichtblick sind tatsächlich die beiden Erzählungen, die jedoch - obwohl sie unterhaltsam und einfallsreich sind - aufgrund ihrer Kürze ebenfalls nicht an die Qualität eines "Artemis Fowl"-Romans heranreichen.