Japanisch ist eine sehr komplexe Sprache, die Schülern am Anfang häufig unerlernbar erscheint. Der Sprachschüler hat dabei nicht nur eine fremde Grammatik zu erlernen, muss sich weiterhin in ein neues Sprachgefühl einarbeiten, sondern benötigt auch noch die Kenntnis dreier völlig fremder Schriftsysteme (die chinesischen Schriftzeichen Kanji sowie die Silbenalphabete Hiragana und Katakana).

Mit seinem Lehrbuch Grundkenntnisse Japanisch hat der Autor Shin?ichi Okamoto nun den Versuch unternommen, deutschen Japanischlernenden Grundkenntnisse der Alltagssprache in zwei Bänden zu vermitteln.
Der vorliegende erste Band beinhaltet die ersten 15 von insgesamt dreißig Lektionen. Diese bestehen jeweils aus Dialogen oder Lesetexten, Erklärungen zur Grammatik sowie Grammatik- und Übersetzungsübungen. Abgeschlossen wird jede Lektion durch einen Test, der die Überprüfung des Erlernten ermöglicht.

Das Buch hat ein hohes Niveau, das einfache "Grundkenntnisse" im Japanischen übersteigen dürfte. Vielmehr wird sich hier an Universitätsniveau orientiert. Das zeigt sich schon daran, dass vom Leser/Schüler Vorkenntnisse in Hiragana und Katakana erwartet werden (ein Übungsheft zur Ergänzung ist ebenfalls beim Verlag erschienen). Die ersten drei Lektionen bieten zwar noch eine Umschrift der Texte und Vokabeln, danach findet man die japanischen Texte aber nur noch in den landeseigenen Schriftsystemen vor.

Was bei dem Buch auch auffällt, ist die sehr durchdachte, systematische Darstellung der Texte. Auf Bilder wurde weitgehend verzichtet, genauso wie auf auffällige (farbige) Markierungen. Das mag gerade die Grammatikerklärungen auf den ersten Blick schon einmal wie einen Fließtext erscheinen lassen, büßt aber nichts an Übersichtlichkeit ein und erlaubt so dem Lernenden, eigene Markierungen (wenn erwünscht) vorzunehmen.
Des Weiteren erfordern die Übungen mehr als ein bloßes Wiedergeben des Erlernten. Meistens wird das aktive Anwenden von Grammatik und von Vokabeln gefordert, dass einen zwingt, beides vor den Übungen wirklich zu beherrschen. Letzte Überprüfungsmöglichkeiten bieten dann die Tests, bei denen jedes Mal hundert Punkte zu erreichen sind (was helfen dürfte, seine Lernerfolge zu vergleichen und zu kontrollieren).

Dass das Buch vor allem für Sprachkurse gestaltet wurde, fällt dem Leser spätestens dann auf, wenn in Übungen gelegentlich eine Zusammenarbeit mit dem Nachbarn verlangt wird. Trotzdem ist man nicht auf einen Lehrer angewiesen, um das Buch zu benutzen. Übersetzungen der Konversationstexte sowie Auflösungen zu den Übungen und Tests finden sich im ausführlichen Anhang. Zudem ermöglicht das sehr detaillierte Inhaltsverzeichnis, schnell eine gewünschte Lektion zu einer bestimmten grammatikalischen Form zu finden.

Alles in allem handelt es sich bei "Grundkenntnisse Japansich 1" um ein sehr anspruchsvolles Lehrbuch, das seinen Namen wirklich ernst nimmt. Lehre und Vermittlung der Sprache stehen in diesem sachlichen Buch an erster Stelle. Durch seinen Aufbau eignet sich das Buch besonders für Teilnehmer eines Japanischkurses - sei es als Kurslektüre oder als Ergänzung zum verwendeten Lehrbuch. Auch für die Nachhilfe dürfte das Buch mehr als geeignet sein, ebenso zur Auffrischung des eigenen Sprachwissens. Durch die Auflösungen und Übersetzungen im Anhang bietet das Buch natürlich auch die Möglichkeit, Japanisch im Selbststudium zu erlernen - ob es dann aber ratsam ist, dieses Niveau ohne Hilfe anzuvisieren, muss jeder selbst wissen. Denn selbst der Autor weist in seinem sehr ehrlichen Vorwort auf die Schwierigkeiten des Erlernens der japanischen Sprache hin - macht aber gleichzeitig auch Mut, dass sich auch diese Hürden meistern lassen.
Wer in Deutschland modernes Japanisch auf einem hohen Niveau lernen will (und dies nicht in einer Universität oder vergleichbarer Sprachschule tut), wird um dieses Buch kaum herum kommen.

Zur Ergänzung können noch die Texte als Begleitkassette oder CD sowie ein Übungsheft zu den beiden Silbenalphabeten Hiragana und Katakana erstanden werden.