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Zwischen 1662 und 1665 brachte Joan Blaeu, zu seiner Zeit einer der führenden holländischen Kartografen und Verleger, den
Atlas Maior heraus. Das Kartenwerk umfasste vierundsechzig Karten von Frankreich, achtundfünfzig Karten von England, fünfundfünfzig Karten von Schottland und Irland, siebenundneunzig Karten von Germanien, zwanzig Karten von Österreich, sieben Karten der Schweiz, sechzig Karten von Italien, dreiundsechzig Karten von Belgien und den Niederlanden, achtundzwanzig Karten von Spanien und Portugal, dreizehn Karten von Afrika und dreiundzwanzig Karten von Amerika.
In elf Bänden umfasste die Gesamtausgabe fünfhundertvierundneunzig Karten und war das umfangreichste und teuerste Buch, das im 17. Jahrhundert veröffentlicht wurde. In heutige Preise umgerechnet musste man etwa 20.000 Euro dafür bezahlen.
In der Neuauflage aus dem Jahre 2004 führt Peter van der Krogt in die frühneuzeitliche Kartografie ein und erläutert einige Kartenelemente und deren historische und kulturelle Zusammenhänge.
Im Taschen-Verlag erschien nun die zweibändige Ausgabe des
Atlas Maior mit den deutschen, österreichischen und den schweizerischen Karten in einem Pappschuber.
Die einführenden Texte von van der Krogt sind in deutscher Sprache, die originalen Texte von Joan Blaeu in deutscher, englischer und französischer Sprache abgedruckt. Die ausführlichen Erläuterungen sind sehr interessant und lesenswert, erfährt man doch viel über die Entstehungsgeschichte der Karten, die damaligen Verfahren der Kartografie und zahlreiche Einzelheiten über wichtige Details der Karten und ihre Bedeutung in der damaligen Zeit.
Wichtigster Grund dieses zweibändige Werk zu kaufen, sind die fantastischen Abbildungen der dreihundertfünfzig Jahre alten Karten. In beeindruckender Qualität sind sämtliche Karten der Originalausgabe in voller Größe abgedruckt und bieten viele Stunden höchstes Vergnügen. Die Zeichentechnik der Kartografen, die wundervollen Abbildungen, die der Illustration der Karten dienten, die tausenden Details sind wundervoll anzusehen.
Jede einzelne Karte ist auch heute noch in punkto Genauigkeit und Exaktheit ein Musterbeispiel für die Fähigkeiten der Kartografen des 17. Jahrhunderts. Dem damaligen Stand der Technik und der kartografischen Grundregeln folgend, finden sich in den handkolorierten Karten alle Orte, die Flüsse, der genaue Küstenverlauf und Untiefen und Sandbänke im Bereich der Flüsse und des Meeres. Besonders hervorgehoben sind Grenzen, freie Handelsstädte und Bischofssitze, Landschaftsbezeichnungen, Höhenzüge und Bewaldungen. Des Weiteren finden sich größere Landstraßen und schiffbare Wasserwege und in zahlreichen Detailzeichnungen die Befestigungen und Wehranlagen der Städte sowie auf jeder Karte der gewählte Maßstab und am Rand die geografische Länge und Breite.
Die einzigen Symbole, die verwendet wurden, sind verwaltungstechischer Art und zeigen die Größe der Orte, ihre Bedeutung und ihre politische Zuordnung an.
Die abgebildeten Loxodrome - Linien, die auf Seekarten die Route und Ortsbestimmung des Schiffes ermöglichen - sind rein dekorativer Natur. Die meisten Karten sind eingenordet, dies erfolgt aber - wie damals üblich - nicht zwingend und wird nicht gesondert ausgewiesen.
Insgesamt betrachtet ist die "Taschen-Ausgabe" eine sehr gelungene Neuauflage des wichtigsten Atlanten des 17. Jahrhunderts. In Anbetracht der Qualität des Druckes, des Layouts und des gewählten Formates dieses Atlanten ist der zunächst recht hoch wirkende Preis für diesen Doppelband durchaus angemessen. Für Liebhaber alter Karten ist der
Atlas Maior ein unbedingtes Muss. Kaum ein anderes Buch wartet mit einer derartigen Fülle an wundervollen Karten auf und gibt so fundiert über deren Inhalt Auskunft. Ganz besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die vollständige Abbildung aller Karten des Originals, ein durchaus nicht selbstverständliches Vorgehen bei der Reproduktion alter Atlanten.