Dieses 256 Seiten umfassende Buch ist der erste Band einer auf sieben Bände ausgelegten Reihe.
Der Autor James A. Owen legt mit diesem Buch erstaunlicherweise sein Erstlingswerk vor und ist eigentlich Comic-Zeichner.
Kai Meyers Anteil an dieser Geschichte ist die Grundidee, eine Geschichte rund um Bayreuth und den Nibelungen-Mythos anzusiedeln. Was daraus letztlich entstand, ist jedoch etwas sehr eigenes von James A. Owen, wie Kai Meyer auch ausführlich in der fünf Seiten umfassenden Einleitung, die für den Leser noch weitere Informationen zum Entstehungsprozess dieser Reihe bereit hält, beschreibt.

Ein Zen-Illusionist namens Obskuro, der zugleich auch jüngster Mathematikprofessor mit Namen Juda an der Wiener Universität ist, lädt zwei Männer auf ungewöhnliche Weise zu einem Treffen ein.
Gunnar Galen, Vizerektor der Universität und einst berühmter Sänger, dessen Traum es immer war, bei den Bayreuther Festspielen aufzutreten, ist der eine.
Michael Langbein, Gastprofessor für Ältere Literatur und Geschichte, dem die Kündigung wegen zu hoher Ausgaben ins Haus steht, ist der andere Mann.
Beiden Herren präsentiert Juda Aussichten in unvorstellbarem Ausmaß: Juda ist in Besitz der Ur-Edda, deren Texte die bekannten Schriften der Edda der Anzahl nach bei weitem übersteigt. Die Untersuchung und Bekanntgabe dieses Fundes kann für Galen und Langbein alles verändern: Langbein würde seinen Posten behalten können, Galen würde näher an die Position des Rektors rücken und vermutlich würde die Ur-Edda ihm auch seinen Traum, bei den Festspielen aufzutreten, erfüllen.
Hingerissen und voller Begeisterung heften sich die beiden Männer an die Lippen des geheimnisvollen Juda und lauschen seinen Geschichten und Erklärungen zur Wahrhaftigkeit der Welt, Wirklichkeit und Illusion, Zeit und Raum.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass Zeit umkehrbar ist und Besuche längst verlorener Kulturen möglich sind, Zeitreisen also. Die drei Männer beschließen, genau eine solche Reise zu unternehmen, doch in Bayreuth kündigt sich eine Katastrophe an.

Dieser erste Band ist mit seiner Seitenanzahl nicht gerade als Wälzer zu bezeichnen, zudem ist er flüssig zu lesen. Ein Buch, das man zwischen Frühstück und Abendessen mal eben so liest, ist es jedoch bei weitem nicht.
Der Autor führt die Personen, ihre persönliche Geschichte und ihre Motivation nacheinander ein, bevor er sie zusammenführt und ihren Lauf gemeinsam weiter beschreibt. Ein Stil, an den man sich erst gewöhnen muss.
Das hohe Maß an mythologischen und historischen Theorien und Inhalten, gemixt mit mathematischen, physikalischen, geographischen, musikalischen und anderen Themen, machen das Buch zu einem äußerst komplexen Werk, das unbedingt lesenswert und sehr spannend ist, bei dem aber unmöglich bestimmt werden kann, inwieweit all diese Erzählungen nun der Wahrheit oder der dichterischen Freiheit entsprechen.
Ungeachtet dessen handelt es sich jedoch um ein ausgesprochen spannendes und auch sehr konspiratives Buch, das an keiner Stelle zu trocken oder langweilig geschrieben worden wäre.
Ganz im Gegenteil mischt James A. Owen seinen sehr reichen Wortschatz und sein weitreichendes kreatives wie auch schriftstellerisches Talent mit einem Tempo und einer Leichtigkeit, die wirklich ihresgleichen sucht. Garniert wird das Werk mit zahlreichen humorvollen Szenen, die automatisch an den Stil von Douglas Adams oder auch Neil Gaiman denken lassen.
Selbst Vielleser werden sich bei der Lektüre vielen Überraschungen gegenüber sehen, was neben den vorgenannten Punkten auch an dem Wechsel der Ereignisse liegt. Fast permanent entpuppen sich Dinge als anders, als man gedacht hätte, doch der Autor versteht es bravourös, diese derart zu vermitteln, dass die ganze Geschichte weder vorhersehbar ist, noch auf einen irgendwie gearteten Höhepunkt warten lässt, noch den Leser allein außen vor lässt. Vielmehr ist man ständig inmitten der Handlung und hat den Eindruck, die neuesten Erkenntnisse und Ereignisse zeitgleich miterleben zu dürfen.

Der Preis der gebundenen Ausgabe, deren sehr schicker schwarzer Buchdeckel mit goldenem Aufdruck durch einen ebenfalls sehr schön gestalteten und zum Titel passenden Schutzumschlag geschützt wird, ist sehr hoch. Allerdings ist zu bemerken, dass dieses Buch auch jeden Cent wert ist.

Fazit:
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Ein unbedingtes Muss für Leser, die Interesse an Geschichten haben, die vor allem mythologisch sind. Eine Prise Interesse für Wissenschaften und Sinn für Humor, und Sie halten ein wirklich anspruchsvolles und doch sehr unterhaltsames Buch in den Händen. Sogar eines der besten, die ich in diesem Jahr gelesen habe.