Leichtlebig, wie unsere Zeit ist, hat die katholische Kirche und Religion an sich immer mehr an Bedeutung verloren. Doch Kapitalismus, Konkurrenzkampf und Wohlstand machen die Menschen nicht froh. Erst wenn das Leben durch den Glauben einen Sinn erhält, ist es auch lebenswert. Scheinen viele religiöse Traditionen veraltet, so liegt es vielleicht auch an der Betrachtungsweise. Dass selbst die alten "Evangelischen Räte" Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit noch aktuell sind, zeigt das Buch "Und alles lassen, weil Er mich nicht lässt".

Auf den ersten Blick wirken die Werte Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit wie Überbleibsel vergangener Zeit, die lediglich noch in Klostergemeinschaften überdauern. Doch haben sie selbst heute noch ihre Aktualität nicht eingebüßt. Denn Gehorsam meint nicht das sture Befolgen von Weisungen, sondern ein "Zulassen", ein frei werden. Der Punkt Armut führt das noch weiter, denn man muss "Loslassen", um Platz für den Glauben zu schaffen, egal ob damit Wertvorstellungen oder Besitz gemeint ist. Aber am wichtigsten ist die Ehelosigkeit, die Jungfräulichkeit oder auch das "sich Überlassen", das notwendig ist, um sich ganz dem Glauben und Gottes Willen hin zu geben.

In schlichten, einfachen Texten hat Anselm Grün seine Gedanken zu den drei Themenbereichen verfasst. Hier spricht er aus seinem reichen Erfahrungsschatz der Klostergemeinschaft, als auch aus seiner Tätigkeit als Seminarleiter und katholischer Führer. Passend dazu stehen die sehr persönlichen Texte von Andrea Schwarz. Es sind einfühlsame, hoffnungsspendende und teilweise verzweifelte Gedichte und Gebete, die dazu verleiten, inne zu halten.

"Und alles lassen, weil Er mich nicht lässt" ist genau die Botschaft, die mit diesem Buch weiter getragen werden soll. Es kann an jeder Stelle aufgeschlagen und gelesen werden. Die kurzen Texte passen in jede Pause und Busfahrt und entfalten vielleicht gerade wegen ihrer Schlichtheit eine solch bedeutsame Kraft. Ein sehr spirituelles Buch, das Mut macht, wieder auf Gott zuzugehen.