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 Genesis-Trilogie, Band 2: Stein

Genesis 2


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Eine Wetterstation in der Antarktis. Ben wacht dort wieder auf, nachdem er dem havarierten Kreuzfahrtschiff "Princess of the dawn" entronnen war und den Spießrutenlauf durch das antarktische Schneegestöber irgendwie überlebt hat. Sein Vater hat ebenfalls das Ziel erreicht, und auch die Autistin Sasha ist dort. Aber das sind auch schon die einzigen guten Nachrichten.
Stationsleiter Ramanov ist nicht nur Sashas Großvater, sondern auch ein mehr als griesgrämiger Kerl - überhaupt sind die meisten Insassen merkwürdig aggressiv -, der es gar nicht gerne sieht, wenn ungebetene Gäste auch noch überall herumschnüffeln - und ganz nebenbei auch noch ein geheimes unterirdisches Labor und ein riesiges Höhlensystem mit bizarren Felsformationen finden. Ben hat es jedenfalls nicht leicht, und Ramanov versucht, ihn von seiner Enkelin fernzuhalten, in die sich Ben verliebt hat. Zudem glaubt ihm niemand die Geschichte um die grotesken Gestalten aus purem Eis, die die "Princess" überfallen haben; nicht einmal sein Vater hält in dieser Sache zu ihm, obwohl er doch selbst dabei war. Und auch bei den spärlichen Überresten von Harrys Söldnertruppe findet er kein Gehör - bis die Eiskrieger plötzlich vor der Station stehen ...

Die Fortsetzung von "Eis" aus der Feder von Wolfgang und Heike Hohlbein bietet Spannung und Action von Anfang bis Ende: In regelmäßigen Abständen geschieht Dramatisches, die treibende Handlung wartet mit einer Reihe Überraschungen auf und der Leser wird gepackt und nicht mehr losgelassen. Nebenbei erhält er Antworten, die zugleich neue Fragen aufwerfen, und einmal mehr kommt er zu der Erkenntnis, dass die Hohlbeins schlicht und einfach raffinierte Geschichtenerzähler sind - mit einer Vorliebe für Cliffhanger, die man am Ende vieler der 35 nie zu langen Kapitel und natürlich auch des letzten findet. Wenn der Leser dieses Buch durchgelesen hat, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als sich auch noch den Abschluss der "Genesis"-Trilogie, "Diamant", zu beschaffen.
Allerdings ist nicht alles toll an diesem Buch: Wie auch schon im ersten Band häufen sich auch hier Übertreibungen oder überspitzt-trotzige Vergleiche wie etwa "zwischen seinen Schläfen schien ein taktischer Nuklearsprengkopf zu explodieren", deren Einsatz nicht immer gelungen ist und auch bisweilen die Spannung einer Szene empfindlich stören kann. Dann gibt es kaum einen Dialog, in dem sich nicht gestritten, angegiftet oder sarkastisch kommentiert wird, und das von allen Beteiligten in gleicher Weise. Die streitlustige Atmosphäre wird zwar im Lauf des Romans erklärt, bleibt aber auf Dauer lästig. Zudem befinden sich die unterschiedlichsten Figuren in dieser Wetterstation, aber irgendwie reden sie alle ähnlich. Auf Charakterausarbeitung wurde scheinbar zugunsten einer rasanten und imposanten Geschichte wenig Wert gelegt. Sehr bedauerlich ist das bei Bens Vater, der zwar Psychologe ist, sich aber vielfach als schwacher Dialogpartner erweist. Gerade in dieser Extremsituation hätte er eine wichtige Rolle spielen müssen.
Auch nervt, dass wieder einmal lange Zeit niemand glaubt, was Ben die ganze Zeit zu vermitteln versucht. Spätestens nach dem zehnten "Weißt du, wie sich das anhört?" beginnt man, darüber hinweg zu lesen. Man wünscht sich, Ben würde mal so richtig laut, aber dieser Wunsch bleibt unerhört. Ben ist stark, wenn gehandelt werden muss, erscheint aber ansonsten oft wie eine siebzehnjährige männliche trotzige Zicke und beleidigte Leberwurst, und er lernt auch nichts aus dem Verhalten seiner Mitmenschen ihm gegenüber, manchmal tut das fast schon weh.
Als einzigen wirklichen Ruhepol könnte man schon beinahe Sasha sehen: Sie ist als einzige nicht aggressiv, über sie kommen Antworten und neue Fragen und man wünscht sich mehr Szenen mit ihr und Ben. Die Tatsache, dass Ramanov ihr Großvater ist - an einer Stelle bezeichnet Ben sie fälschlicherweise als dessen Tochter (S. 219 unten) -, bringt natürlich neue Brisanz in diese ungewöhnliche Beziehung.

So bleibt unterm Strich eine spannende, fesselnde und gut durchdachte Geschichte in einem teilweise nervigen Gewand. Ein apokalyptischer Fantasy-Roman, vermutlich für Jugendliche, dafür aber teilweise ziemlich hart, für Erwachsene wiederum jedoch stilistisch teilweise anstrengend. Und einige Dinge, die schon im ersten Band ein wenig lästig waren, überschreiten hier die Schmerzgrenze.

Stefan Knopp



Hardcover | Erschienen: 1. September 2006 | ISBN: 9783800052660 | Preis: 14,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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