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Nach dem Tod ihres Mannes wird Carla von ihren Kindern dazu überredet, sich in einer geschlossenen Anstalt "zu erholen". Bei Ihrer Ankunft wird sie gleich von Paul hofiert und lernt durch ihn die Mitbewohner im Heim kennen, denn Paul gibt die skurrilen Geschichten der anderen Patienten zum Besten.
Am meisten ist er von Ellens Geschichte angetan. Ellen sitzt den ganzen Tag lächelnd und schweigend am Tisch, während Paul ihre Geschichte erzählt. Die Geschichte einer Ehe, in der eine zufällige Entdeckung eine Lawine ins Rollen bringt und Ellen am Ende in diese Anstalt führt.
Während Paul seine eigene Geschichte erst später erzählen will, muss Carla als Gegenleistung für Ellens Geschichte ihre eigene erzählen. Eine Weihnachtsphobie hat sie letztendlich in diese Anstalt gebracht. Tag für Tag war Carla damit beschäftigt, Weihnachtsvorbereitungen zu treffen, Weihnachtsdekoration anzubringen, Geschenke zu kaufen und das Weihnachtsessen vorzubereiten. Das Ganze hatte natürlich fatale Folgen für ihre Familie und bescherte Carla den mehr oder weniger freiwilligen Aufenthalt in der Anstalt.
Ein Krimi, der in kein bekanntes Schema passt. Die Hauptrollen spielen Menschen mit ausgeprägten sonderbaren Veranlagungen, von denen einige auch zu gefährlichen Handlungen fähig sind. Dies zeigt auch schon das Titelbild - eine offensichtlich völlig verstörte Frau mit einem Messer vor sich auf dem Tisch.
Dieses Buch zeigt anschaulich, wie diese Menschen von ihren Eigenheiten gefangen sind und diese das ganze Leben beeinflussen. Gespräche mit nicht existenten Geheimdiensten, Handgreiflichkeiten, imaginäre Lebewesen prägen den Tagesablauf dieser Menschen. Mit diesem Buch ist es gelungen einen Eindruck vom Leben "hinter den Mauern" zu erhalten.
Besonders beeindruckend ist es, wie kurz die Eingewöhnungsphase für Carla zu sein scheint. Gelingt es ihr am Anfang noch, sich gegen bestimmte Regeln aufzulehnen, indem sie zum Beispiel trotz Rauchverbot im Aufenthaltsraum raucht, die ihr verabreichten Pillen nicht schluckt und so weiter, so verzichtet sie bereits am zweiten Tag auf ihre Dusche oder zieht die gleichen Kleider wie am Vortag an. Die Autorin vermittelt den Eindruck, dass in einer solchen Anstalt das bisherige Leben und die bisherigen Werte der Menschen völlig zur Nebensache werden. Alles scheint sich nur auf die tägliche Routine zu beschränken.
Erika Kroell ist es gelungen, einen Krimi zu schreiben, der insbesondere durch seine sprachlichen Qualitäten dazu führt, dass man das Buch in einem Zug lesen will. Die Geschichten werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt und das bittersüße Ende kann man vorher auf keinen Fall erahnen. Ein Krimi, der bis zur letzten Seite spannend bleibt.
Zu erwähnen ist noch, dass die ganze Geschichte zwar im Ahrtal spielt, jedoch keine regionalen Besonderheiten zu erkennen sind. Eine regionale Komponente ist also in dieser Geschichte nicht enthalten.
Fazit: Ein Buch, das man nicht nur einmal lesen sollte. Ein Buch, das auch beim zweiten oder gar dritten Lesen noch seine Reize zu verzeichnen hat.