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1945 schlug die "Stunde Null". Dieser Begriff bezeichnet das Ende des Dritten Reiches, des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung der Deutschen durch die Alliierten. Im Geschichtsunterricht geht es dann weiter zu den Nürnberger Prozessen. Dort werden die Verantwortlichen des Dritten Reiches, soweit sie sich noch nicht selbst umgebracht haben, vor das Kriegsgericht gestellt und verurteilt. Nach der Entnazifizierung kommt das Wirtschaftswunder und so weiter. Aber halt! Was ist mit den Menschen? Keiner ist wie der andere und mit einer solchen Verallgemeinerung verliert man den Blick für die Menschen.
Was ist mit den Kindern und Jugendlichen, die im Dritten Reich groß geworden sind und direkt in die Organisationen der NSDAP integriert wurden? Wie gehen die Eliteschüler des Dritten Reiches, die ihr Leben dem Willen des Führers unterstellt hatten, mit dem Ende des Dritten Reiches um? Kann man das wirklich Befreiung nennen? Dass es auf längeren Zeitraum das Beste für alle war, streitet keiner ab, doch Hilke Lorenz beschäftigt sich in diesem Buch mit den unterschiedlichen Erlebnissen und Verarbeitungsmethoden der einzelnen Menschen. Dabei beginnt sie ihr Buch mit den Erlebnissen ehemaliger Eliteschüler und bringt dazu noch einen Auszug einer Rede Hitlers, in der er beschreibt, wie er die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in sein System integrieren und zu bedingungslosem Gehorsam zwingen möchte.
Doch die Autorin widmet sich nicht nur den ehemaligen ehrgeizigen Eliteschülern, sondern den unterschiedlichsten Personen im Dritten Reich. Dabei geht es von Soldaten und SS-Männern über Deserteure, Kriegswitwen und KZ-Häftlinge bis hin zu der Schwester der Geschwister Scholl, welche sich dem Widerstand verschrieben hatten.
Die Autorin Hilke Lorenz behandelt in diesem Buch eine Zeit, die lange als Tabuthema verschrien war. Sie geht zu Beginn der einzelnen Kapitel auf die verschiedenen historischen Fakten ein und kommt dann zu den einzelnen Personen. Es ist überraschend, wie unterschiedlich die verschiedenen Verarbeitungsmethoden sind. Während manch einer nur nach vorne schaut, leugnet ein ehemaliger Soldat Auschwitz und rühmt sich seiner Kriegstaten, ein anderer wiederum erzählt seit zwanzig Jahren von seiner Vergangenheit und dem Krieg, um der Nachwelt die Augen zu öffnen.
Doch es wird nicht nur von den einzelnen Personen berichtet, sondern die Autorin wirft auch immer wieder Fragen in den Raum, die dem Leser das Wesen der Personen klarer macht. Sie bohrt in den Erinnerungen und stellt anscheinend sich selbst Fragen wie beispielsweise "Wie kann man noch in dieser Ideologie weiterleben?".
Fazit: Das Buch widmet sich den einzelnen Personen des Dritten Reiches. Der Mensch ist ein Individuum und dies wird in den Geschichtsbüchern oftmals vergessen. Doch Hilke Lorenz hat mit diesem Buch ein Werk geschaffen, das schwarz auf weiß die Erlebnisse der unterschiedlichen Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg festhält; somit hat sie ein wertvolles Buch mit einer deutlichen Warnung geschaffen. Besser könnte man die Zeit nicht in Worte fassen, ein großes Lob an die Autorin!