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Nicht wenige Menschen haben den Eindruck, sich in einer unaufhaltsamen Gewaltspirale zu befinden, die sich zwischen dem Nahostkonflikt, Terrorismus und dessen Bekämpfung immer schneller dreht. Die Österreicherin Dr. Karin Kneissl macht sich mit dem vorliegen Buch auf, um das "schwer durchschaubare Dickicht" in diesem Konfliktbereich zu lösen und somit für die Leser eine Art Kompass in der Auseinandersetzung zwischen Okzident und Orient zu bieten. Zudem will sie mit ihrem Buch auch Wege aus dem "Dilemma" zeigen.
Das Buch selbst besteht aus acht "unabhängig voneinander lesbaren" Kapiteln, die herrschende Probleme in ihren historischen Ursachen und in der aktuellen politischen Relevanz darstellen sollen. Dabei ist das achte Kapitel ein Ausblick mit der Frage nach Dialog oder Konfrontation. Ergänzt wird das Buch um eine Liste mit ausgewählter Literatur und einem Glossar.
Wird das Buch nun seinen Ansprüchen genug? Hier muss leider mit einem klaren "Nein" geantwortet werden.
Dies fängt schon mit der Begründung der Autorin an, warum noch ein weiteres Buch zu diesem Konfliktfeld vonnöten sei. Sie erzählt, dass jeder Mensch den Konflikt aus einer anderen Perspektive heraus erfährt. Es folgt eine Erklärung ihrer persönlichen Verbundenheit zum Libanon. Was ihre spezielle Perspektive dem Leser bringen könnte, wird nicht geklärt.
Gerade diese Verbundenheit könnte das beim Lesen aufkommende Gefühl erklären, dass die Autorin auf dem orientalischen Auge etwas blind sei. So wird im ersten Kapitel immer von der Schuld der Europäer am Nahostkonflikt und den Auswirkungen der Herrschaft des Osmanischen Reiches gesprochen, ohne zu erwähnen, dass heutige Konflikte auch aktuellere und nicht selten "hausgemachte" Wurzeln haben.
Überhaupt ist die Darstellung der Informationen innerhalb des Buches kritisch zu betrachten. Auf Endnoten und damit auf Quellenangaben wurde weitgehend verzichtet. Oft ist über mehrere Seiten hinweg kein Nachweis zu finden, woher die Autorin ihre Behauptungen nimmt, da sich Quellenangaben meist nur auf den genau vor ihnen stehenden Satz beziehen.
Durch diese Präsentation nimmt die Autorin den Lesern die Möglichkeit, sich kritisch mit ihrem Buch auseinander zu setzen.
Zudem vermischt die Autorin scheinbar Fakten und ihre eigene Meinung, was nicht gerade für einen objektiven oder neutralen Blick auf den so aufgeheizten Konflikt hindeutet.
Zu bemängeln wäre auch, dass angegebene Interviews ohne Angabe von Daten oder einem Erscheinungsnachweis angegeben werden (oder soll es sich hierbei um Gespräche der Autorin zwecks Recherche handeln?
Außerdem ist die Liste der Periodika in ihrer Literaturliste unvollständig. Und da sich die Autorin scheinbar auch an ein in diesem Bereich nicht vorgebildetes Publikum wendet (im Glossar werden auch Worte wie Orient und Terror erklärt), wäre es doch hilfreich gewesen, wenn auch die europäischen Zeitungen als Tageszeitung oder Wochenzeitung eingeteilt und vielleicht noch einem Land zugeordnet würden. Ideal wäre natürlich, wenn auch angegeben würde, wie groß die Auflage der einzelnen Zeitungen ist und welcher politischen Richtung sie angehören - um nachvollziehen zu können woher genau die aus ihnen zitierten Argumente kommen.
Bei der Lektüre des Buches entsteht zudem der Eindruck, das fertige Manuskript sei mit den Ereignissen Ende 2006 (u.a. die Veröffentlichung des Berichtes der Iraq Study Group) noch mal überarbeitet worden. Dies scheint sich aber nicht auf das ganze Manuskript zu beziehen, was beim Lesen doch schon zu einigen Verwirrungen führen kann, wenn z.B. in einem Kapitel auf relativ aktuelle Ereignisse eingegangen wird, die im nächsten Kapitel keine Erwähnung finden.
Die häufigen Verallgemeinerungen wie "der Westen" oder "die Konfliktparteien", ohne selbige genau zu benennen, helfen der Glaubwürdigkeit des Buches nicht weiter.
Die angebotenen Lösungen, sofern man wirklich welche in diesem Buch entdeckt, sind alles andere als neu oder innovativ und längst schon allgemeine Forderungen (geistige Erneuerung der Länder des Nahen Ostens, Konfliktparteien sollen ihre Karten offen auf den Tisch legen, und so weiter). Hier bietet das Buch nichts Neues.
Wenn man das Buch aber abseits dieser zum Teil eher wissenschaftlichen Kriterien lesen will, muss man feststellen, dass es sich als persönlicher Erfahrungsbericht auch nicht eignet. Zu distanziert und trocken ist der Stil der Autorin und zu verworren schreibt sie. Der rote Faden geht beim Lesen schon leicht verloren und kann oft nur schwer wieder aufgenommen werden.
Das Buch bemängelt in seinem Klappentext, dass die Berichterstattung über den Konflikt im Nahen Osten und den Krieg gegen den Terror nur selten objektiv sei, meist von Emotion bestimmt werde und somit Fakten verschwömmen. Leider muss man dieses Buch genau in diese Kategorie einordnen. Die Autorin überzeugt weder durch (nachprüfbare, harte) Fakten, noch durch einen wirklich persönlichen Blick auf die Konfliktfelder unserer Zeit.
Ihre Kapitel sind bedauerlicher Weise so stark voneinander unabhängig, dass das Buch über keinen roten Faden verfügt, der eine These transportieren könnte, zudem ist ihr Stil zu verworren, um ihren Gedankengängen immer zu folgen.
Schlussendlich gelingt es der Autorin auch nicht, einen Weg aus der Krise zu zeigen. Vielmehr gibt sie die vielen guten Ratschläge wieder, die man tagaus, tagein in praktisch jeder Tageszeitung lesen kann.
Schade, der Ansatz war gut, die Ausführung ist leider misslungen.