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Die weltgrößte TCM-Klinik (Klinik für
Traditionelle
Chinesische
Medizin) in Nanjing, China, kooperiert seit 2001 mit der im Allgäu gelegenen Kreisklinik Ottobeuren bei Memmingen. In erweiterten Räumen der Klinik praktiziert ein Ärzteteam "TCM", unterstützt von zwei Ärzten aus China, die für jeweils ein Jahr in Deutschland sind.
Die Fernsehserie aus dem Jahre 2005 wurde von Andreas Pichler produziert und schildert in fünf Episoden (Folge 1: Von Nanking nach Ottobeuren, Folge 2: Nadeln gegen den Krebs, Folge 3: Bittere Medizin, Folge 4: Fehldiagnose?, Folge 5: Stunde der Wahrheit) die Erfahrungen der Ärzte Prof. Mao und Dr. He und die einiger ihrer Patienten.
In der ersten Folge werden die Anreise der Ärzte aus China und ihre ersten Erfahrungen in der kleinen achttausend Einwohner zählenden Allgäu-Siedlung Ottobeuren geschildert. Die Ärzte aus China, immerhin haben sie im Durchschnitt eine zehnjährige Ausbildung hinter sich, werden ein wenig belächelt und ihre Methoden vorsichtig beäugt.
In den weiteren Folgen stehen jeweils einige wenige Patienten im Mittelpunkt der Betrachtung. Ihre erst deutlich sichtbaren Ressentiments gegen diese "Nadelstecherei" und ihre zunehmend begeisterten Reaktionen sind amüsant und lehrreich. Immer wieder sind Alltagsbilder aus dem Privatleben der Ärzte, ihr Umgang mit Kollegen und Patienten und ihre Betrachtungen über dieses kleine Stück Deutschland, dem sie begegnen, eingeflochten.
Es entsteht ein sehr assoziatives Bild zweier Fremder inmitten einer ländlichen Idylle. Ihre ersten Schritte, belächelt, bestaunt und kritisch beäugt, sind sehr launig, mit viel Humor fürs Detail und eher mit dem Schwerpunkt "Zwischenmenschliches" gefilmt worden. Es geht in dieser Doku-Soap sehr viel weniger um TCM, als der Titel und das ausgezeichnete Beiheft der DVD zu vermitteln versuchen. Weder wird deutlich, welch immenses Wissen diese chinesischen Ärzte haben, noch in welcher Art und Weise ihre Sicht der Medizin und der möglichen Wege zur Gesundung sich fundamental von denen der Schulmedizin unterscheiden.
Bilder von Nadeln und Kräutern scheinen diese Behandlungsmethoden im Mittelpunkt der TCM zu sehen, das Zunge zeigen scheint fast zu einem Ritual verkommen zu sein. Im Gegensatz zum Beiheft erklären die Filme nicht, keine Information fließt ein und die "Erfolge" der Ärzte sind scheinbar beiläufig, fast wie zufällig entstanden.
In zwei Fällen geht die Betrachtung tiefer. Einmal wird ein Krebspatient begleitend mit TCM behandelt, ein anderes Mal wird ein Patient, der an Multipler Sklerose leidet, eher durch die chinesischen Ärzte verunsichert, als dass ihm geholfen wird. In beiden Fällen bleibt die Betrachtung rein beschreibend, nicht wertend, leider aber auch ohne greifbares Resultat. Es scheint fast, die Haltung der Schulmedizin, die der TCM kritisch bis ablehnend gegenübersteht, wird in dieser Dokumentation verinnerlicht und verstärkt. Wäre nicht die fast stoische Haltung der chinesischen Ärzte und ihre absolut überzeugende Vermittlung von Kompetenz und innerer Sicherheit, diese Doku-Soap verbliebe rein im Assoziativen, Beobachtenden.
Fazit: Diese Fernsehsendung unterhält und macht Lust auf mehr. Aber sie trägt nicht dazu bei, der TCM mehr Bedeutung zukommen zu lassen oder ihre Wertschätzung zu erhöhen. Wären nicht die chinesischen Ärzte und das engagierte Klinikteam, verkäme der Bericht zu einer Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen und Alltagsschnipseln ohne besonderen Wert. Dank des Beiheftes und der wenigen Einblicke in die Überzeugungen der TCM Praktizierenden ist es aber ein recht amüsanter Einstieg in diese Materie.