"Der Blade Runner" auf Koreanisch:
Im Jahr 2080 tanzen Cyborgs mit menschlichem Gewebe und künstlicher Intelligenz an den Stangen der Tanzbars, übernehmen schwierige Arbeiten oder dienen als Lustobjekte - so lange, bis ihre "Lebenszeit" abläuft. Der Einsatz dieser künstlichen Menschen hat die Gesellschaft ein ganzes Stück voran gebracht - die Schattenseite sind ausufernde Armenviertel, denn diese Roboter sind billiger als menschliche Arbeitskräfte.
Cyon ist ein Mädchen aus einem dieser Slums. Sie handelt mit Weissagungen und verkauft ihren Körper. In der hochtechnisierten, aber trostlosen Riesenstadt Mecaline City läuft sie eines Tages dem jungen Polizisten R über den Weg.
Der Geldmangel macht auch vor ihm nicht Halt. R dealt illegal mit KI-Chips, die er erledigten Robotern entnimmt, um sein Überleben zu sichern - und um die Tänzerin Ria freizukaufen, eine Roboterfrau, in die er sich verliebt hat. Als er Cyon trifft, ahnt er noch nicht, wie eng beider Schicksale miteinander verwoben sein werden.
Irgend etwas ist schief gelaufen: Einige Cyborgs lassen sich nicht mehr kontrollieren und drohen, die Stadt im Chaos versinken zu lassen. Eine Task Force wurde ins Leben gerufen, der auch R angehört. Sie machen Jagd auf die wildgewordenen Maschinen. Deren Kopf ist der Cyborg Cyper, eine fehlgeleitete Kampfmaschine, die erfahren hat, dass es eine Möglichkeit gibt, Roboterchips in menschliche Gehirne einzupflanzen. Er will nun den Spieß umdrehen und eine Cyborg-Armee produzieren. Und dazu braucht er Cyon.
R hat also plötzlich alle Hände voll zu tun: Nicht nur steht sein Privatleben der Erfüllung seiner Polizeipflichten im Weg - Rias Zeit läuft bald ab -, es beginnt auch noch ein Wettlauf gegen Cyper, um Cyon und damit die Menschheit zu retten ...

Das ist ganz großes koreanisches Kino, was Regisseur Min Byung-Chun da gezaubert hat. Eine komplexe Handlung, gelungene Effekte, triste Atmosphäre und wenigstens bei der Hauptfigur R, gespielt von Ji-Tae Yoo, ein gewisser charakterlicher Tiefgang. Und immer wieder begegnen dem Kenner von Ridley Scotts "Blade Runner" kleine Reminiszenzen an diesen großartigen Science-Fiction-Film, sei es die Nudelbar in der verregneten, neon-beleuchteten Straße, die Liebe zu einer künstlichen Frau oder die begrenzte Lebensdauer der Cyborgs. Die Macher bekennen sich auch offen zu dieser Bezugnahme. Dieser Film ist für das koreanische Kino sicher in Machart und Optik revolutionär.
Darüber hinaus bleibt aber weiterer Tiefgang hinter zahlreichen Schießereien und Prügeleien, Effekten und allzu glänzenden Hochglanzbildern zurück, und der Bezug zum "Blade Runner" beschränkt sich tatsächlich auf Settings, Figuren und Atmosphäre und ein paar Ideen. Fragen wie "Können Kunstmenschen menschlicher sein als echte Menschen?" und "Darf man künstliche Menschen mit eigener Intelligenz noch als Gegenstände behandeln?" werden hier gar nicht oder nur in Ansätzen gestellt, Cyborgs bleiben Gebrauchsgegenstände und Gefahrenherde. Hier geht es eher um die Fragen, wie weit Menschen für ihre Liebe zu gehen bereit sind, und wohin die Genforschung führen könnte.

An Extras bietet die DVD ein Making-of, das diverse Szenen des Drehs unkommentiert präsentiert. Was Schauspieler und Crew da zwischendrin zueinander sagen und scherzen, kann man leider nur verstehen, wenn man der koreanischen Sprache mächtig ist, denn auf Untertitel wurde verzichtet. Unterhaltsam ist es dennoch und eine interessante Erkenntnis, dass auch in Korea der Regisseur "Action" und "Cut" ruft.

Es bleibt also ein knallharter Science-Fiction-Actionfilm mit einer ganzen Reihe schöner Augenblicke, viel Zeitlupen-Ästhetik und einem extrem pathetischen Helden-Prügel-Showdown, der in seiner Überdramatisierung schon fast zum Schmunzeln anregt. Aber als solcher hat dieser Film einen großen Reiz, und wer einen Beweis sucht, dass heute in Südkorea technisch auf Hollywood-Niveau produziert wird, dem sei dieser Film wärmstens empfohlen.